Sinns EZB-Kritik macht Sinn
Die EZB leistet Beihilfe zur Konkursverschleppung in Griechenland und hilft den Reichen, ihr Geld außer Landes zu schaffen. Das hat nicht etwa Finanzminister Varoufakis gesagt.
Sondern es war Ifo-Chef Sinn. Nachzulesen bei Süddeutsche.de. Allein im Dezember 2014 seien netto 7,6 Milliarden Euro oder 4,1 Prozent des griechischen BIP ins Ausland überwiesen worden.
Das deckt sich mit meinen Informationen. Die Manöver von EZB und Eurogruppe, die die Griechen seit mehr als einem Jahr im Unklaren lassen, haben eine massive Kapitalflucht ausgelöst.
Allerdings teile ich nicht Sinns Ansicht, dass die EZB zu Lasten der deutschen Steuerzahler handele. Sie handelt zu Lasten der einfachen Griechen, die noch Steuern zahlen.
Genau das wollen Varoufakis und Tsipras beenden – und genau dafür werden sie von der EZB bestraft! Verkehrte Welt, wie schon so oft im Griechenland-Drama… – Mehr hier
Peter Nemschak
10. Februar 2015 @ 12:52
@ebo Haben Sie schon einen nachvollziehbaren Reformplan samt Finanzierungsvorschlag gesehen? Wer soll kontrollieren, ob er, so vorhanden, auch tatsächlich umgesetzt wird? Warum soll die EU allein auf die schönen Worte von Tsipras und seinem Finanzminister Geld locker machen? Ich fürchte, sie wird sich erpressen lassen. Kurzfristig wäre eine Verlängerung des Hilfspakets notwendig, um Zeit für einen konkreten Reformvorschlag zu gewinnen.
Johannes
10. Februar 2015 @ 10:29
“Allerdings teile ich nicht Sinns Ansicht, dass die EZB zu Lasten der deutschen Steuerzahler handele. Sie handelt zu Lasten der einfachen Griechen, die noch Steuern zahlen.”
Ach und ich der deutsche Kleinunternehmer, der brav steuern in Deutschland zahlt, bin kein Opfer oder wie?
Unglaublich was hier teilweise geschrieben wird.
ebo
10. Februar 2015 @ 10:38
Lieber Johannes, wie viel Cent hast Du denn schon für die Griechen zahlen müssen? Teuer wird es erst, wenn Dein geliebter Finanzminister sie aus dem Euro wirft.
Peter Nemschak
10. Februar 2015 @ 10:43
Irrtum: zumindest die Hälfte der bisher gewährten Kredite sind verloren. Machen wir uns doch nichts vor. Um die zweite Hälfte zu retten, braucht Griechenland frisches Geld für Investitionen und eine kluge Politik für die Zukunft.
ebo
10. Februar 2015 @ 11:23
Haha, jetzt reden Sie wie Tsipras und Varoufakis. Aber in Berlin will man davon nichts wissen. Dort kassiert man – wie bei der EZB – lieber die Zinsen für Hilfskredite, die den Konkurs verschleppen und Griechenland immer tiefer in die Krise reiten.
Tim
10. Februar 2015 @ 10:54
@Â ebo
Nicht ganz: Durch die Niedrigzinsen, die eine Folge der irrsinnigen Euro-Politik sind, werden ja insbesondere diejenigen schleichend enteignet, deren Kapital überwiegend auf Giro- und Tagesgeldkonten liegt, d.h. durchaus die von Johannes genannten Kleinunternehmer.
Aber grundsätzlich stimme ich Dir zu, einem Konkurskandidaten sollte man keine Konkursverschleppung ermöglichen. Leider, und das muß man immer wieder betonen, darf es ja im Euro-System aus rein politischen Gründen keinen Konkurskandidaten geben …
Johannes
10. Februar 2015 @ 13:34
Ich könnte einfach Steuern nicht mehr komplett zahlen, wie es viele deiner tollen Griechen machen.
Was ich davon habe, mehr Geld in der Tasche 🙂
Peter Nemschak
10. Februar 2015 @ 09:39
Durch diesen Mechanismus handelt die EZB zu Lasten ihrer Aktionäre, d.h. letztlich der Steuerzahler außerhalb Griechenlands, da sie Forderungen, die ausfallsgefährdet sind, gegen das bonitätsschwache Griechenland aufbaut. Welche Alternative hätte die EZB gehabt ohne das System zu brechen? Es wäre Aufgabe der Vorgängerregierungen von Syriza gewesen, eine Haushaltspolitik zu betreiben, welche Kapitalflucht unattraktiv macht und echte Strukturverbesserungen bringt. Erstaunlich, dass Tsipras immer auf Deutschland und die EU los geht statt auf seine korrupten griechischen Vorgänger. Bis zur Finanzkrise hat sich Griechenland mit billigem Geld “scheinbereichert”. Alle haben profitiert, manche, die relativ “Reichen” und Oligarchen durch Steuer- und Kapitalflucht mehr, ärmere Schichten durch Beamtenjobs an die Parteienklientel und Sozialleistungen auch, aber weniger. Jetzt ist die Rechnung dafür fällig. Der Reformkurs muss fortgesetzt werden, aber sozialverträglicher als in der Vergangenheit. Für populistische Wohltaten auf breiter Front werden sich die Gläubiger nicht hergeben.
ebo
10. Februar 2015 @ 09:49
Im Falle Zyperns waren Kapitalverkehrskontrollen eine Auflage der Geberländer. Wieso hat man das in Griechenland nicht gemacht? Wieso hat die Troika nie gefordert, die Reichen zu belangen? Die EZB ist übrigens Teil der Troika…