Update Trump: “Europa muß sich hinten anstellen”
Trump übergeht die EU beim Handel und in der Ukraine-Politik, hieß es in diesem Blog. Der “Guardian” und “Politico” kommen zu denselben Ergebnissen.
“Setback for Europe after Trump insists Ukraine has ‘immediate’ peace talks with Russia”, schreibt der “Guardian. Merz und seine Kollegen hätten in Kiew versucht, Trump auf Druck zu machen, und ihn zu gemeinsamen Sanktionen gegen Russland zu bewegen. Das habe nicht funktioniert.
Einen Rückschlag gab es auch beim Handel. Nach dem Deal mit China müssten sich die EUropäer nun hinten anstellen, meint “Politico”. “Trump calls the European Union “nastier” than China”, heißt es weiter. Wir hatten die ätzende Kritik Trumps an der EU ebenfalls beschrieben.
In unserem Newsletter haben wir beide Themen aufgegriffen, um zu zeigen, wie sehr sich Trump gegen die EU stellt. Doch unsere deutschen EU-Spitzen wollen das nicht wahrhaben. Von der Leyen und Merz klammern sich an ihren transatlantischen Glauben und buhlen um Trump.
Bisher haben beide aber nicht einmal einen Termin im Weißen Haus. Zuletzt hat von der Leyen erklärt, sie werde erst dann nach Washington reisen, wenn ein Handelsdeal auf dem Tisch liegt. Da kann sie wohl noch lange warten…
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P.S. Die EU-Kommission weist jede Kritik zurück. Man stehe nicht allein an der Seitenlinie, sondern nehme aktiv an den Ukraine-Gesprächen teil. Die Hoffnung stirbt zuletzt…
Skyjumper
14. Mai 2025 @ 21:02
“P.S. Die EU-Kommission weist jede Kritik zurück. Man stehe nicht allein an der Seitenlinie, sondern nehme aktiv an den Ukraine-Gesprächen teil.”
Ja, das darf man sich so ungefähr vorstellen wie bei der Fussball-WM. In Deutschland gibt es dann auch immer ca. 80 Mio. Bundestrainer an der Seitenlinie.
Nicht allein – aber auch gemeinsam bedeutungslos 😀
Michael Conrad
14. Mai 2025 @ 10:23
Den Handelsdeal mit den USA braucht vor allem Deutschland mit seinen enormen Export Überschüssen. Die anderen EU Staaten können mit der Situation erheblich besser leben. Besonders deutsche Politiker spielen sich aber gerne als moralische Weltmeister auf und wirken auf den Rest der Welt dabei zunehmend lächerlich.
Das Merz Ultimatum an Russland ist ein schönes Beispiel dafür.
Trump wird den deutschen Kanzlerdarsteller am ausgestreckten Arm verhungern lassen und weiter auf seine unnachahmlich unappetitliche Art die Deals
machen, die er für notwendig hält. Wenn dabei noch ein paar zusätzliche Golf Resorts
für ihn abfallen, umso besser.
european
14. Mai 2025 @ 10:47
Diese Exportueberschuesse will Trump ja gerade bekaempfen. 😉
Womit er uebrigens Recht hat. Deutschland / EU muessen wirklich dringend ihren Binnenmarkt wieder staerken. Das Niedriglohnmodell muss ein Ende finden. Nichtsverdiener kaufen nichts.
Skyjumper
14. Mai 2025 @ 13:31
@european
Wenn das mal so einfach wäre.
Man sollte zunächst einige Fragen stellen. Zum Beispiel: Was ist der Binnenmarkt? Was ist ein Niedriglohnmodell? Welche Ziele will man erreichen?
Und nein, weder die Fragen, noch die Antworten sind Binsenweisheiten. Das muss ich betonen, denn ich glaube nicht das ich selbst besonders gute Antworten habe.
Beim Niedriglohnmodell geht es offenkundig um niedrige Löhne. Niedrige Löhne, so der erste Impuls, sind schlecht für die Kaufkraft, schlecht für den Binnenmarkt und sowieso schlecht für den Lebensstandard. Doch ist das wirklich so?
Bei der Kaufkraft kommt es nicht nur auf die Höhe der Löhne an, sondern auch auf die Preise der zu kaufenden Waren/Dienstleistungen. Wie wäre es denn bestellt um die Kaufkraft, und nebenbei auch den Lebensstandard, wenn wir die Löhne und Gehälter um 20 % erhöhten, aber all die bisher aus China (als Platzhalter für Niedrigstlohnländer) importierten Produkte stattdessen zu 40 % höheren Preisen am „Binnenmarkt“ kaufen müßten? Trotz höherer Löhne würde die Kaufkraft (gemessen in Gütern) sinken. Ob der Lebensstandard dadurch wirklich schlechter würde wenn man sich nur noch einen 42“ Fernseher statt eines 55“ Fernseher leisten kann, mag man diskutieren können, aber die meisten würden es wohl als Verschlechterung empfinden.
Wie schaut es mit dem Binnenmarkt aus? Klar scheint zu sein, ein stärkerer Binnenmarkt wäre gut für den Abbau der Aussenhandelsungleichgewichte. Ja, wirklich? Ein stärkerer Binnenmarkt würde jedoch nur entstehen wenn bisherige Importe durch Eigenprodukte ersetzt würden, und/oder bisherige Exporte durch Eigenverbrauch ersetzt würde. Das klingt zunächst gleichwertig. Ist es aber nicht. Egal wie viel ich/du/müllers-kuh verdienen würden, wir bräuchten keine Maschienenbauteile, keine Chemieprodukte. Höhere Löhne würden via Binnenmarkt also große Teile der bisherigen Exportartikel nicht ersetzen können. Eine Reduzierung der Importe andererseits, und deren Ersatz durch Eigenprodukte, würde zwar den Binnenmarkt stärken, aber gleichzeitig die Aussenhandelsungleichgewichte noch weiter verstärken.
Man könnte jetzt nahezu unendlich weiter problematisieren. Und auch unendlich wieder dagegenan argumentieren. Und selbstverständlich sind das auch alles keine schwarz/weiß, entweder/oder Entscheidungen, sondern lediglich Stellschrauben an denen man auch behutsam schrauben kann. Aber einfach geht anders.
Unser Gesellschaftsmodell besteht darin für mittelhohe Löhne von einigen (wenigen) ausgewählten Produkten viel mehr herzustellen als wir selbst brauchen. Um uns dann von diesen mittelhohen Löhnen von vielen im Ausland hergestellten Produkten mehr leisten zu können, weil diese Produkte dort zu noch niedrigeren Löhnen (und Lohnnebenkosten) hergestellt werden.
european
14. Mai 2025 @ 14:54
@skyjumper
Eine Antwort auf diese – berechtigten – Fragen findet man wenn man z.B. einmal in die skandinavischen Laender reist. Ausgewachsene Hochlohnlaender mit hohen Rentenniveaus, die trotz allen Unkenrufen einfach nicht zugrunde gehen wollen. Ja, in Daenemark findet man viele, sehr gepflegte, aeltere Autos, weil eine Neuanschaffung sehr teuer und hoch besteuert ist. Und auch dort diskutiert man die Sinnhaftigkeit der Steuerbefreiung von Dienstwagen Trotzdem findet man dort keine zerfallenden Schulen, Haeuser und Strassen. Man findet gut gekleidete Menschen in gut ausgestatteten Staedten mit Modelaeden, die bei uns lange Geschichte sind. Aehnliches in Norwegen und auch Schweden. Die Wohneigentumsquote lag in 2024 bei 66%. Das verdiente Geld wird ins eigene Haus gesteckt, ins eigene Unternehmen und die Stadt investiert es in Infrastruktur, Schulen und Universitaeten. Kurzum in den Binnenmarkt. Es gibt auch dort sicher Menschen, die keinen sehr hohen Standard haben, jedoch ist deren Standard immer noch deutlich hoeher als bei unseren flaschensammelnden Rentnern. Ich hatte das grosse Glueck in jedes Land fuer einige Monate mitreisen zu koennen, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch einmal studiert habe. Dadurch konnte ich meine eigenen Beobachtungen machen.
Diese Niedriglohnpraxis scheint mir eher eine self fulfilling prophecy zu sein, die nur wenigen nutzt. Wir haben ein ausgebautes Leiharbeitersystem, bei dem der Leiharbeiter an der gleichen Werkbank nur ein Bruchteil dessen verdient, was ein Angestellter hat. Wir reden beim paygap immer nur ueber Frauen, bei Maennern in der Leiharbeit ist der echte paygap kein Thema. Der zweifelhafte Erfolg dieser Politik, 5 Euro pro Aktie z.B. bei Mercedes, ging in erster Linie nach China, Singapur und in die VAE. Wieviel der DAX-Unternehmen sind denn noch deutsch?
Wir leiden weniger darunter, dass China unsere verlaengerte Werkbank ist, sondern darunter, dass nicht investiert wird. Wie lange reden wir schon von der fehlenden Speichertechnologie fuer erneuerbare? Das kann man schon in Jahrzehnten rechnen. Wir machen Politik fuer die grossen Unternehmen, aber versuchen Sie mal als kleineres Unternehmen einen Investitionskredit zu bekommen. Damit sind Sie so halbseiden wir das Rotlichtmilieu.
Waehrenddessen haben sich die Grossunternehmen zurueckgelehnt. Lohnsenkungen plus Schummelsoftware lassen die Kennzahlen in gutem Licht erscheinen. Das gepaart mit Aktienrueckkaeufen schien als perpetuum mobile des Erfolgs.
Mario Draghi, der nun nicht im Verdacht steht ein Linker zu sein, hat das Niedriglohnmodell kuerzlich in etwa so beurteilt: Wir Europaeer haben gedacht, das Niedriglohnmodell wuerde uns aus der Krise ziehen. Statt dessen haben wir unseren Binnenmarkt zerstoert.
Dem muss man zustimmen.
Skyjumper
14. Mai 2025 @ 17:36
@european
In der Tat: Dänemark und Schweden sind gute Beispiele wie es auch anders sein könnte. Norwegen klammere ich aufgrund der Rohstofffonds und der immensen aus Öl- und Gasvorkommen generierten Gewinne einmal aus.
Beachtenswert ist, meines Erachtens nach, die von Ihnen bereits zu Recht in den Fokus gerückte Immobilien-Eigentumsquote. Das ist “gold wert”. Man sieht das quasi in allen europäischen Ländern, dass die Immobilien-Eigentumsquote in einen positiven Verhältnis zur sozialen Sicherheit korreliert. So zumindest meine Wahrnehmung. Schweden hatte jedoch lange einen abgeschotteten Immobilienmarkt. Dänemark glaube ich auch, aber da bin ich gerade nicht sicher. Auch die (historisch) deutlich niedrigere Bevölkerungsdichte, und das fehlen von 2 verlorenen Weltkriegen (bzw. die damit verbundenen Zerstörungen und der Lastenausgleich) spielen sicher eine Rolle. Deutschland hat es m.E.n. gleichwohl versäumt in den Jahrzehnten nach 1950 entsprechende Aufholprozesse zu forcieren. Ja, es gab Förderprogramme, aber halbherzig. Nach meiner Wahrnehmung fühlt sich der deutsche Staat sehr wohl in seiner Rolle als “Beschützer” möglichst abhängiger Menschen. Abhängige Habenixe lassen sich halt leichter steuern. Ähnlich sieht es mit der Rente als Generationenvertrag aus. Höchstwahrscheinlich nach dem Krieg zuerst nicht anders handhabbar. Aber die Politik hätte bereits ab ~ 1970 anfangen müssen paralell ein kapitalgedecktes Rentensystem zu installieren. Unsere sogenannten “demografischen Probleme” wären heute erheblich kleiner (über zwischenzeitliche Mittel-Zweckentfremdungen durch die Politik etc.lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus).
Ein wenig Unverständnis habe ich bzgl Ihres Verweises auf Mercedes (was darüber hinaus wohl auch beispielhaft gemeint war). Was sind denn 5,- €/Aktie? Das ist eine Nonsensaussage. Die Gesamtkapitalrendite von Mercedes schwankt über das letzte Jahrzehnt um die 2,5/3,0 % herum (Durchschnitt). Das ist, um es auf Klardeutsch zu sagen, unter aller Sau. Jeder kleine Gewerbetreibende würde sehr schnell pleite gehen wenn er so beschissene Ergebnisse schreiben würde. Den Kern Ihres Vorwurfes: das man sich in DE zu sehr um die Großunternehmen kümmert, den teile ich allerdings ohne wenn und aber.
Damit lasse ich es auch gut sein. Es lässt sich eben sehr sehr viel, positives, wie auch negatives ausführen. Viele Chancen wurden in der Vergangenheit vergeben. Vielleicht gibt es aktuell Chancen und ich bin nur zu blind oder zu verbohrt um sie zu sehen. 🙂
Michael Conrad
14. Mai 2025 @ 18:27
In den Wirtschaftssektoren ( Automobilindustrie, Chemie, Maschinenbau etc.), die für die Export Überschüsse verantwortlich sind, wird sehr gut bezahlt.
Die sogenannte Transformation ruiniert allerdings zunehmend deren internationale Wettbewerbsfähigkeit und fördert die deutsche Deindustrialisierung. Wenn Trump die deutsche Wirtschaft durch eine Politik der hohen Zölle weiter unter Druck setzt, droht ein großer Verlust von Arbeitsplätzen gerade im Hochlohnsektor.
Die Niedriglöhne sind besonders im Dienstleistungsbereich verbreitet, in dem durch die hohe Migration ein großer Druck auf die Löhne entsteht.
european
15. Mai 2025 @ 07:13
@Michael Conrad
Diese Sektoren hatten traditionell recht gute Tarife. Das System hat man mit einer hohen Zahl von billigen Leiharbeitern unterwandert und so die durchschnittlichen Produktionskosten gesenkt um “wettbewerbsfähig” zu sein.
Gerade die Automobilindustrie war ein Steckenpferd der Politik und wurde entsprechend gepampert. Dabei arbeiten in der Gastronomie deutlich mehr Menschen als in der Automobilindustrie. Die Bauindustrie hat man komplett verfallen lassen, obwohl der Bedarf an Neubauten und Instandhaltung enorm hoch war und ist. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Ganz zu schweigen vom Gesundheits und Pflegesektor, Bildung und und und.
Es arbeiten wesentlich mehr Menschen in binnenwirtschaftlichen Sektoren als im Export, aber die Binnenwirtschaft lebt davon, dass zumindest passable Löhne, und damit auch entsprechende Steuern, gezahlt werden. Deshalb die Beispiele in Skandinavien. Wenn die Leute gut verdienen, geben sie es überwiegend vor Ort aus, stecken es z.B. in ihre Häuser
Die Kriege, die Skyjumper erwähnt hat, gelten m.E. heute nicht mehr als Begründung. Es ist die verfehlte Politik, die dafür verantwortlich ist und das muss man benennen. Unser gefeiertes Jobwunder hat zu mehr Teilzeitjobs geführt und nicht zu mehr gut bezahlten Vollzeitjobs. Wenn ich Merz und Co. heute zuhöre, dann gehen wir gerade wieder den gleichen Weg. WIR sollen mehr arbeiten, tönt es. Ich warte darauf, dass wieder “der Gürtel enger geschnallt” werden soll und die ganzen anderen alten Textbausteine wieder hervorgekramt werden, bei denen mir früher schon übel wurde.
Aber wie wir wissen ist ein Déjà-Vu ein Fehler in der Matrix 😉
Arthur Dent
13. Mai 2025 @ 19:56
Eu – zero Points. Und einen Sündenbock haben wir auch schon: Trump ist schuld
KK
13. Mai 2025 @ 15:33
EUropa geriert sich gegenüber den USA wie ein devoter Masochist, der bei seiner Domina um Erniedrigung bettelt…
ebo
13. Mai 2025 @ 16:17
Naja, das sind vor allem die Deutschen und die Osteuropäer, die ohne die USA nicht leben können. Frankreich und einige andere würden schon gern zurückschlagen – nicht alle sind masochistisch veranschlagt 😉
Pjotr
13. Mai 2025 @ 16:59
Warum können die Deutschen nicht ohne die USA und damit dem Ende ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit leben?
KK
13. Mai 2025 @ 19:25
“masochistisch veran[sch]lagt”
Ein Freudscher – oder Absicht? 🙂
ebo
13. Mai 2025 @ 19:28
vertippt
KK
13. Mai 2025 @ 23:36
Egal; lustisch! 😉
Monika
14. Mai 2025 @ 10:33
Dazu gab es kürzlich in Karlsruhe ein einschlägiges Urteil in einem bizzaren Prozess:
“… in einem Dominastudio. Daraus entwickelte sich eine dauerhafte Sklaven-Herrin-Beziehung. Zeitweise lebte der Geschädigte auch bei der Domina und deren Mann. Der rund 15 Jahre jüngere Kunde bezahlte das Geld (200 000€) als Vertrauensbeweis, in dem festen Glauben, es wieder zurück zu bekommen, wenn er seine “Prüfungen” bestanden habe. Um die geforderten Summen zu bezahlen, löste er sein Sparbuch auf, nahm einen Kredit auf und war nach seinen Worten kurz davor, seine Rentenversicherung zu kündigen. Doch davon hätten seine Eltern ihn abhalten können.”
Vielleicht glauben unsere Regierungen ja auch, ihr Geld nach dem Vertrauensbeweis wieder zurückzubekommen…
Ist Deutschlands Regierung ein vergleichbarer Fall?
Skyjumper
14. Mai 2025 @ 11:04
“Ist Deutschlands Regierung ein vergleichbarer Fall?”
Die Frage beantwortet sich ganz klar mit einen NEIN. Deutschlands Regierung hat weder 200.000,- €, noch eine Rentenversicherung, sondern lediglich Schulden und Sondervermögen. Die können sich keine Domina leisten 😀