Seitenhieb auf den Dollar

Die „Vollendung der Währungsunion“ war gestern – beim letzten EU-Gipfel sind die dafür nötigen Reformen abgesagt worden. Stattdessen soll der Euro nun zu einer Leitwährung im Welthandel werden – wünscht sich Kommissionschef Juncker.

Doch sein Vorschlag, den er in der Rede zur „Lage der Union“ (SOTEU) machte, ist unausgegoren. Denn auch für eine Aufwertung des Euro beim Handel braucht es Reformen – und vor allem neue Ressourcen.

Ein Sitz und eine Stimme im IWF, ein Europäischer Währungsfonds, ein Euro-Budget, ein Euro-Finanzminister – all das gehört dazu. Auch über Gemeinschaftsanleihen wird reden müssen, wer den Euro zur Weltwährung machen will.

Doch Euro-Bonds sind tabu, jedenfalls in Berlin. Und in Brüssel scheint man bisher nicht einmal bereit, über ein eigenes europäisches System zur Zahlungsabwicklung zu sprechen, wie es Außenminister Maas vorgeschlagen hat.

Dabei gehört auch das dazu, wenn man den Euro „souverän“ machen möchte, wie der Streit um die amerikanischen Iran-Sanktionen und das internationale Zahlungssystem Swift zeigt. Juncker sagte dazu kein Wort – leider.

Dabei hätte ein Bekenntnis zu Maas’ Vorstoß mehr bewirken können als wolkige Worte à la Merkel. Juncker hätte sich auch Macrons Euro-Visionen zu eigen machen können. Ein Jahr nach der Rede in der Sorbonne wäre dies ein starkes Signal gewesen.

Doch der Kommissionspräsident traute sich wohl nicht. Schließlich hat Merkel „nein“ gesagt. Und sei bleibt vom „Angriff auf den Dollar“, den die „SZ“ herbeischreibt, bestenfalls ein matter Seitenhieb…