Schwedische Verhältnisse
Vor der Flüchtlingskrise war Schweden das offenste und liberalste Land der EU. Nun wird es von Bandenkriegen und (kleinen) Bombenanschlägen erschüttert. Gibt es da einen Zusammenhang?
Nein, sagt Ministerpräsident Löfven. Das einstige Musterland durchlaufe eine soziale Krise. Würden Schweden in die Problem-Viertel in Göteborg und anderswo ziehen, so gäbe es dieselben Bandenkriege und Anschläge.
Die schwedische Presse hat für diese Aussage kein Verständnis, berichtet “Eurotopics”. So kommentiert “Göteborgs-Posten”:
„Ein Großteil der derzeitigen sozialen Unterschiede ist eine direkte Folge der Tatsache, dass Schweden in diesem Jahrtausend pro Kopf mehr Menschen aus armen Ländern aufgenommen hat als irgendein anderes Land im Westen. … Die Einwanderung von Geringverdienern schafft soziale Ungleichheit, die wiederum Kriminalität schafft.”
Und in “Expressen” heißt es:
„Wie eine Situation entstehen könnte, in der es plötzlich hunderttausende Schweden gibt, die mit nur ein paar Jahren Schule, traumatischen Erlebnissen aus Kriegen und nur sehr geringen Schwedisch-Kenntnissen ausgestattet sind, das erklärte Löfven nicht.”
Dabei ist klar, wie diese Situation entstanden ist: durch die liberale Einwanderungspolitik in Schweden bis 2015. Schon lange vor Berlin hatte Stockholm seine Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge aus Syrien erklärt.
Allerdings leben auch in anderen Ländern viele Flüchtlinge – neben Deutschland wären Griechenland oder Italien zu nennen, pro Kopf dürfte die Dichte auf Malta oder Zypern am höchsten sein.
Und aus diesen EU-Ländern hört man nichts von Bandenkriegen. In Schweden muss es wohl noch besondere Umstände geben. Die früher vorbildlichen schwedischen Verhältnisse sind zum Problem geworden.
Vielleicht sollte sich die EU-Kommission mal um die soziale Lage in den Einwanderungsländern kümmern? Bisher versucht sie vor allem, die Lage schön zu reden…
Siehe auch “Nach Krawallen: Sorge um Schweden” und “Rechtsruck: Schweden folgt dem europäischen Muster”
Kleopatra
21. November 2019 @ 14:18
Malta oder Zypern sind nicht die Länder, in die die Migranten wollen und wo sie jahre/jahrzehntelang bleiben.
In Deutschland sind gegenwärtig zwar nicht Bandenkriege wie in Schweden, aber Familienclans ursprünglich libanesischer Flüchtlinge ein großes Thema in der Presse und in der politischen Diskussion. Malta und Zypern dagegen sind vielleicht für die Bildung eines Bandenmilieus zu klein.
Insofern scheint mir der Kontrast zwischen Schweden und anderen europäischen Ländern nicht so groß.
ebo
21. November 2019 @ 15:01
Stimmt, Malta und Zypern sind schwer mit Schweden und Deutschland zu vergleichen. Immerhin zeigen dies Beispiele, dass es nicht nur um das Verhältnis Flüchtlinge / Einwohner geht. Es geht auch um Integration – und um die Zeit. Nicht auszuschließen, dass Deutschland ähnliche Probleme wie Schweden bevorstehen, nur eben später. Denn Schweden hat viel früher mit der Aufnahme von Flüchtlingen begonnen…
Holly01
21. November 2019 @ 10:24
” Die Frage bleibt jedoch, warum andere einwanderungskritische Parteien das Beispiel Schweden nicht viel häufiger erwähnen. ”
Das tun “einwanderungskritische” Parteien ziemlich häufig. Argumente (welcher Art auch immer) schaffen es aber nur selten in die Medien.
In den Medien erscheinen Gegenargumente eher kleinkindlich, naiv und eigenwillig.
Es gibt in der deutschen Elite den Konsens, daß , man Zuwanderung WILL. Zum Einen ist das eine Fragmentierung, die man extrem gut pushen kann. Da entstehen soziale und inhaltliche Fronten die man schön nutzen kann.
Zum Anderen gibt es viele Tätigkeiten, bei denen sich die Ausübung für die Arbeitenden nicht lohnt. Arbeiten ist für junge Menschen schlicht sinnlos, wenn es unter dem Aspekt der Karriere oder des Einkommens betrachtet wird.
Über Migration erhält man eine Minderheit über die man sehr einfach extreme Repression installieren kann (H4 uä). Niemand kritisiert das in Deutschland. Doppelmoral führt zu Unrecht.
Das 80% der Bevölkerung abgehangen wurden und von den Repressionen bedroht sind, wird geflissentlich verschwiegen.
Das ist wie mit dem Staatstrojaner. Eingeführt für Kapitalverbrechen, geniessen den jetzt alle.
H4 eingeführt für “faule Totalverweigerer” geniessen auch alle.
Wohnortüberwachung und Ausschluss von Geldleistungen eingeführt für Migranten werden auch alle bekommen.
Das Recht ist nur wirksam wenn es für Alle gleich gilt und das schwächste Glied der Gesellschaft definiert den Schutz den wir uns gegenseitig gewähren.
Je niedriger man den Wert von Gesellschaftsteilen ansetzt (Migranten will ja keiner haben, zumindest nicht in der eigenen Nähe), sind ein sehr erwünschtes maß für den Schutz den man in Deutschland noch den Allen gewährt.
Noch etwas weniger und es gibt keinen Lohn sondern Essensgutscheine (wie bei den Nazis, da gab es auch keinen individuellen Schutz) und keinen Rechtsschutz, sondern “das Glück nicht betroffen zu sein, weil man ja irgendwie “völkisch??” dazugehört.
Tja, da ist tatsächliche inhaltliche Kritik an Migration nach Deutschland sehr sehr selten.
Ist ja soooooo bequem.
vlg
Claus
21. November 2019 @ 10:11
Die Aussage von Ministerpräsident Löfven erscheint beispielhaft für das Schönreden und Vertuschen bereits katastrophaler Zustände im Bereich der Migration, und damit befindet er sich in bester politischer Gesellschaft. Vermutlich wohnt er auch nicht in einer Gegend, in der er über eine auf der Straße herumliegende Handgranate stolpert oder sein Auto angezündet wird, wer auch immer dafür verantwortlich ist. Mit Aussagen wie dieser spaltet er die schwedische Gesellschaft, was nicht ohne Folgen bleiben wird.
Xaver Philipp Schlesinger
20. November 2019 @ 21:38
Schweden galt früher als beneidenswertes Utopia. Schweden war nicht nur ABBA, Bullerbü und Köttbullar. Es war ein vorbildliches Land weil es friedlich, wohlhabend und sorglos war. Viele Linke sahen in Schweden ein Vorbild, dem es nachzueifern galt.
Schweden hatte lange Zeit eine sehr großzügige Asylpolitik und nahm bereits vor der Flüchtlingskrise mehr Flüchtlinge pro Kopf auf andere Länder. Infolge der Flüchtlingskrise von 2015 hat Schweden überdurchschnittlich viele Flüchtlinge pro Kopf aufgenommen. In Schweden leben etwas mehr als 10 Mio. Menschen. Trotzdem hat dass kleine Land mehr als über 200.000 Menschen aufgenommen. Pro Kopf sind das 20 % mehr als Deutschland aufgenommen hat.
Nach Angaben der OECD hat Schweden die größte Lücke bei der Beschäftigungsrate zwischen gebürtigen Schweden und Einwanderern. Auch bei der Kriminalität gibt es enttäuschende Ungleichgewichte. Die Hälfte aller Vergewaltigungen werden von Einwanderern begangen.
Von Anfang September 2018 bis Mitte Januar 2019 blieb Schweden ohne neue Regierung. 131 Tage hat es gedauert bis ein Abkommen erreicht wurde dass es den Sozialdemokraten (Sveriges socialdemokratiska arbetareparti) und den Grünen (Miljöpartiet de gröna) erlaubt weiter zu regieren.
Das Abkommen dass es den Sozialdemokraten (Sveriges socialdemokratiska arbetareparti) und den Grünen (Miljöpartiet de gröna) erlaubt weiter zu regieren beinhaltet aber auch wirtschaftsliberale Reformen wie z.B. die Abschaffung der Mietkontrollen für neu gebaute Wohnungen und dass haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich noch stärker abgesetzt werden können, welche vor allem von Wohlhabenden eingekauft werden. Um die Schwedendemokraten (Sverigedemokraterna) von der Regierung fern zu halten musste die alte und neue Regierung also ihre Politik zum Teil opfern.
Schwedens großes Sozialexperiment ist gescheitert. Die Einwanderung hat dazu geführt, dass Schweden große soziale und wirtschaftliche Probleme importiert hat. Schweden ist damit ein überdeutliches Mahnmal für andere Länder und eine Lektion für alle Linke darin wie unzureichend ihre Ideen und Vorstellungen sind. Und wenn nicht einmal Schweden die Probleme lösen kann, dann werden es andere Staaten wohl noch weniger. Die Frage bleibt jedoch, warum andere einwanderungskritische Parteien das Beispiel Schweden nicht viel häufiger erwähnen.
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