Schulz hinterlässt Scherbenhaufen

In Deutschland ist er schon fast so beliebt wie Kanzlerin Merkel. Doch im Europaparlament hat SPD-Mann Schulz einen Scherbenhaufen hinterlassen. Ausgerechnet ein Berlusconi-Spezi könnte ihn nun beerben.

Irgendwie ist es nicht gut gelaufen mit Schulz‘ Abgang aus Brüssel. Erst hat er seine eigenen Leute düpiert, die noch 24 Stunden vor der Entscheidung nichts von seinem Wechsel nach Berlin wußten.

Dann hat einer von Schulz‘ engsten Vertrauten, der sozialdemokratische Fraktionschef Pitella, die GroKo mit den Konservativen aufgekündigt. Und sich gleich selbst zum Kandidaten ernannt.

Und weil Schulz fast nur deutsche Kungelrunden pflegte, macht sich nun auch noch eine antideutsche Stimmung im Europaparlament breit. Schulz hat einen Scherbenhaufen hinterlassen.

Theoretisch sollen nun in dieser Woche die Aufräumarbeiten beginnen – mit der Nominierung eines konservativen Kandidaten für die Schulz-Nachfolge. Doch auch das könnte in die Hose gehen.

Denn als aussichtsreicher Anwärter gilt ausgerechnet der ehemalige Berlusconi-Vertraute Tajani, ein aalglatter Italiener. Als Favoritin wird zwar die irische Abgeordnete McGuiness gehandelt.

Die ehemalige Journalistin ist aber einigen Konservativen nicht konservativ genug. Und ob die Sozialdemokraten McGuiness am Ende mittragen würden, ist auch noch längst nicht ausgemacht.

Die Genossen wirken nach Schulz‘ Abgang ohnehin ziemlich orientierungslos. Denn der hat das Europaparlament als Alleinunterhalter geführt, immer auf „Augenhöhe“ mit Präsidenten und Premiers.

Für die einfachen Sozis und ihre Anliegen hingegen hat sich Schulz kaum interessiert. Das rächt sich nun. Nur in Deutschland hat es scheinbar noch keiner gemerkt…