Schlag gegen China-Handel, UK will “Reset” – und Streit um Porno-App
Die Watchlist EUropa vom 06. Februar 2025 – Heute mit News und Analysen zu Shein und dem Chaos im E-Commerce, der Annäherung Großbritanniens an die EU und einer erregten Beschwerde von Apple.
Die EU und die USA gehen massiv gegen Online-Händler aus China und Hongkong vor. Die Europäer knöpfen sich vor allem den chinesischen Online-Shop Shein vor.
Die EU-Kommission kündigte eine eingehende Untersuchung gegen den beliebten Billig-Anbieter an. Derweil kündigte die US-Post an, vorübergehend keine Pakete mehr aus China und Hongkong befördern zu wollen.
Mit USA abgesprochen?
Beide Aktionen seien nicht abgesprochen, erklärte Handelskommissar Maroš Šefčovič in Brüssel. „Wir arbeiten regelbasiert“, betonte er. Es sei „reiner Zufall“, dass die EU und die USA gleichzeitig zuschlügen.
Aus seiner Sicht sei aber Eile geboten. Es gelte, die Verbraucher und die Umwelt vor einer Flut minderwertiger Textilien und teilweise gefährlicher Produkte zu schützen.
Der EU-Kommission zufolge kamen im vergangenen Jahr 91 Prozent aller E-Commerce-Importe mit einem Wert von bis zu 150 Euro aus China. Das Volumen habe sich seit 2023 mehr als verdoppelt.
Zollbefreiung könnte fallen
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Nun erwägt die EU, die Zollbefreiung für Sendungen im Wert von bis zu 150 Euro zu streichen. Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen. Die Kommission hat bisher nur Empfehlungen gegeben.
Das ist ungewöhnlich – und spricht dafür, dass der offenbar schon länger geplante Schlag gegen den China-Handel vorgezogen wurde, um den USA zu folgen. Wer weiß, vielleicht hat US-Präsident Trump sogar Druck gemacht?
Trump hatte kurz zuvor ein Schlupfloch für Sendungen geschlossen und die sogenannte “De-minimis”-Ausnahme von Einfuhrzöllen beendet, die bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert in die USA ermöglichte.
Damit kam die EU unter Zugzwang – wie immer, wenn die Amerikaner ihren Markt abschotten. Dann werden die Warenströme schnell nach EUropa umgeleitet…
P. S. Für die vielen Kunden in Europa, die sich teurere Händler nicht leisten können, ist die Ankündigung aus Brüssel wohl keine gute Nachricht. Dennoch applaudieren die Verbraucherschützer…
News & Updates
- Brexit adé? UK will den “Reset”: Großbritannien und die EU bereiten sich auf eine neue Partnerschaft vor. Fünf Jahre nach der für beide Seiten schmerzhaften Scheidung – dem Brexit – hat der britische Premiers Keir Starmer die EU-Spitze zu einem bilateralen Gipfel am 19. Mai geladen. Er soll auf der britischen Insel stattfinden und den „Reset“ einleiten – den Neustart. – Mehr dazu in der “taz”
- Wird Nordstream umfunktioniert? Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 könnte zu neuem Leben erweckt werden. Im Gespräch ist nach Informationen des “Handelsblatts” die Nutzung eines Teilstücks für den Import von grünem Wasserstoff aus Finnland. Auch über den Transport von Erdgas aus Russland nach einem Friedensschluss in der Ukraine wird spekuliert. – Mehr hier
- Panzerautobahn nicht kriegstauglich. Europäische Milliarden-Investitionen in Projekte für eine schnellere Verlegung von Streitkräften an die “Front” in Osteuropa zeigen nicht die gewünschte Wirkung. Zu diesem Schluß kommt der EU-Rechnungshof in einem neuen Gutachten.
Das Letzte
Streit um Porno-App. Die EU-Kommission hat Apple gezwungen, seinen App-Store für Drittanbieter zu öffnen. Das hat unerwartete Folgen: Der US-Technologiekonzern macht Brüssel dafür verantwortlich, dass in Europa nun eine Porno-App auf seinen iPhones verfügbar ist. “Wir sind zutiefst besorgt über die Sicherheitsrisiken, die Hardcore-Porno-Apps dieser Art für EU-Nutzer, insbesondere für Kinder, mit sich bringen”, erklärte Apple. Doch die EU-Kommission “zwingt uns, den Vertrieb über App-Stores wie Altstore und Epic zuzulassen, die unsere Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Nutzer vielleicht nicht teilen”. Was die Brüsseler Bürokraten alles anrichten können… Sie wollten mehr Wettbewerb, nun gibt es mehr Sex und weniger Jugendschutz 🙂
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KK
7. Februar 2025 @ 00:43
Mir kam vor einigen Jahren zu Ohren, dass die Portokosten aus China nach EUropa geradezu lächerlich niedrig sein sollen (Pakete zwischen 1 und 2€, da die europäische Seite wegen dieses Status nicht die real anfallenden Kosten in Rechnung stellen dürfe), weil China postalisch immer noch den Status eines Entwicklungslandes habe – stimmte dies und würde man diesen Status endlich fallen lassen, wären die Versandkosten aus China ähnlich hoch wie die aus den USA, und man würde zweimal überlegen, den Bestellbutton zu drücken, weil der Versand* in vielen Fällen teurer wäre als das Produkt…
* Man erkundige sich spasseshalber, was ein Paket in die umgekehrte Richtung kosten würde…
Art Vanderley
6. Februar 2025 @ 23:20
„Panzerautobahn nicht kriegstauglich.“
Das hat der Führer aber besser hingekriegt, der übrigens auch ein Fan von zeitgenössischen Pornos gewesen sein soll.
Da gibts bestimmt irgendeinen versteckten Zusammenhang der unter dem Deckel gehalten wird von sinistren Mächten…
european
6. Februar 2025 @ 11:49
Ich bin nicht sicher, ob das in UK auf grosse Gegenliebe trifft. Fuer Starmer wird es ein Balanceakt werden.
Manche Dinge laufen tatsaechlich nicht gut. Ein einfacher Brief kann durchaus 2 Wochen dauern, weil er die meiste Zeit grundlos in Customs verbringt. Man muss ja angeben, was drin ist. Aktuell sehe ich noch nicht, dass unsere Briefwahlunterlagen zeitnah den Weg zurueck finden. Fuer andere Dinge, die Reorganisation der Einreisebedingungen, Arbeitsvisa uvm. und entsprechendes Personal hat die Regierung viel Geld hingeblaettert. Ein Zurueck duerfte schwer vermittelbar sein. Hinzu kommt, dass die EU sich nicht gerade vorteilhaft entwickelt hat, um es einmal hoeflich auszudruecken.
Es wird ein vorsichtiges Annaehern werden, immer mit dem Blick auf die Umfragen, denn ein nicht unwesentlicher Prozentsatz wird dabei bleiben, bzw. es geht ihnen noch nicht weit genug. Siehe Rueckabwicklung von EU Gesetzen. Interessanterweise hat Wolfgang Muenchau (eurointelligence podcast) kuerzlich in einem Interview die Prognose gewagt, dass das UK schneller aus der Krise herauskommen wird als die EU/Deutschland. Schlicht, weil es Entscheidungen nur fuer sich selbst treffen kann.
Spannende Entwicklung
KK
6. Februar 2025 @ 13:30
“Ein einfacher Brief kann durchaus 2 Wochen dauern, weil er die meiste Zeit grundlos in Customs verbringt.”
Hier in D ist ein einfacher Brief aus der Nachbarstadt inzwischen auch gern mal 10 Tage unterwegs, bis er den Weg in den heimischen Postkasten findet… ganz ohne “Customs” – und bei ständig steigendem Porto.
Helmut Höft
6. Februar 2025 @ 10:41
Nachtrag (sry):
“UK will den “Reset” … Neustart” btw.: Das sind zwei paar Schuhe, Neustart heißt nicht zurück, heißt “Neu starten”. Dass die Bedingungen andere sein werden, muss man in Betracht ziehen, dass massives Störfeuer vom POTUS – und von Murks kommt, mit dessen Hinter-/Nebenmann Peter Andreas Thiel, dem Master-Libertarian – dürfte ebenso klar sein.
KK
6. Februar 2025 @ 11:53
Na, ob das UK noch so gut auf den POTUS zu sprechen sein wird wie einst, wo er jetzt Kanada aus dem Commonwealth lösen und King Charles als Kanadas Staatsoberhaupt ablösen möchte?
KK
6. Februar 2025 @ 10:32
“P. S. Für die vielen Kunden in Europa, die sich teurere Händler nicht leisten können, ist die Ankündigung aus Brüssel wohl keine gute Nachricht.”
Ja, anstatt man sich fragt, warum so viele EUropäer diese Billigwaren in China kaufen (müssen), sind es wieder die bösen Chinesen schuld…
D.G.
6. Februar 2025 @ 22:55
Natürlich nicht, durch die Abschaffung der nie erhöhten Freigrenzve von 21 € (eigentlich ca 25 weil erst ab über 5 erhobene Einfuhrumsatzsteuer) wurde das ja bereits alles unglaublich viel teurer, bzw faktisch unwirtschaftlich wegen den ca. 6 € die die Post noch für die Bearbeitung berechnete also super wenn das z.B. ein paar billig Kopfhörer sein sollten die weniger als 6€ kosteten.
Kaufste stattdessen die von einem Unternehmen hierhin importierte gleiche Scheiße für das 5fache, mindestens.
Mein Lieblingsbeispiel ist, die Teekanne von der ich aus China 3 Stück hätte kriegen können innerhalb dieser Freigrenze während die eine exakt Gleiche aus Deutschland kommend bei ca. 30 lag.
Weißt Bescheid und das jetzt seit Jahren bei allen möglichen Kleinteilen die man immer mal wieder lieber auf Vorrat da weg kaufte statt hier für teuer.
Das war seit Anfang der 00er Jahre die größte Entlastung für kleine und mittlere Einkommen hierzulande bzw in der EU (wenn die anderen Länder ähnliche Regeln hatten, was man aufgrund der Abschaffung über die fuck the EU ja annehmen muss) und seit ca. 10 auch verlässlich auf ausreichend gutem Niveau.
Statt dem Hochlohnland mit billig Importen wie die alte BRD, ein Niedriglohnland mit billig bis Niedriglohnimporten sind wir jetzt ein Niedrigstlohnland mit Höchstpreisimporten.
Genau wie Sonneborn es vor der EU-Wahl bereits ankündigte in einem seiner Videos.
Helmut Höft
6. Februar 2025 @ 10:22
“den USA … folgen.” FACK (mehr muss man nicht wissen) 😉
Arthur Dent
6. Februar 2025 @ 10:12
Wer hat die Briten denn vermisst? In eine gemeinsame Währungsunion wollen die eh nicht eintauchen, die wollen nur Handelsvorteile, die EU eine weitere Atommacht. Ich kann gerne auf die Insel verzichten.
Hat man schon mal was von Wasserstoffsprödigkeit gehört? Um die zu verhindern, müsste man Pipelines innen mit Keramik beschichten. Außerdem braucht man für Wasserstoff höhere Pumpleistungen. Wenn man Wasserstoff nur beimischen will, bedeutet 20% Wasserstoff nicht 20% CO2-Ersparnis, sondern nur rund 6%.
Das hat mit den Durchflussgeschwindigkeiten von Gasen zu tun. Und warum nutzt Finnland nicht seinen Wasserstoff selbst, bis es klimaneutral ist?