Schäuble gegen Merkel
Finanzminister Schäuble glaubt nicht mehr an eine Einigung mit Griechenland – und hat auch keine Angst vor dem “Grexit”. Damit geht der CDU-Mann auf Konfrontationskurs mit Athen – und mit Kanzlerin Merkel.
Good cop, bad cop: Bisher schien es so, als spielten Merkel und Schäuble ein Spiel mit verteilten Rollen. Schäuble gab den bösen Neinsager, Merkel die treusorgende Mutti.
Nur in einem waren sich beide bisher einig: Griechenland müsse im Euro gehalten werden, Deutschland wolle nicht Schuld an einem Rausschmiss aus dem Euro sein.
Doch damit ist nun vorbei. Schäuble hat in New York offenbar bewusst die rote Linie überschritten, die Obstruktion von Aggression trennt. Hart wie nie rechnete er mit Premier Tsipras ab.
Damit wird der Alptraum aller EU-Vermittler in Brüssel wahr: Schäuble stellt sich offen gegen Merkel, die noch beim Tsipras-Besuch in Berlin für eine gütliche Einigung geworben hatte.
Keine klare Linie im deutschen Europa
Abgezeichnet hat sich das schon länger. In Berlin kursieren seit Wochen Gerüchte, dass das Tuch zwischen Merkel und Schäuble zerrissen sei und das Kanzleramt das BMF argwöhnisch überwache.
Mittlerweile machen diese Sorgen auch in Brüssel die Runde. Nicht nur in Athen sei es fast unmöglich, einen vernünftigen Ansprechpartner zu finden, heißt es in Kommission und Eurogruppe.
Auch in Berlin, der Hauptstadt des deutschen Europa, gebe es keine klare, berechenbare Linie mehr. Auch deshalb sei eine Einigung im Schuldenstreit fast unmöglich geworden…
cashca
18. April 2015 @ 09:14
Merkel duldet keine Gegner.
Also , wenn Griechenland austritt aus der EU, wird auch Schäuble austreten, oder ausgetreten werden , aus seinem Posten.
Damit wären 2 Probleme vom Tisch.
Grexit für Griechenland und
GREXIT für Schäuble.
ADE! Beide sind nicht “SYSTEMRELEVANT! “
S.B.
16. April 2015 @ 14:16
Bitte mal in den Rückspiegel der “Eurorettung” schauen – das lohnt sich!
Im Zuge der “Eurorettung” gab es, auch mit Blick auf GR – schon mehrmals Situationen, wo es nach außen so aussah, als ob sich Frau Merkel und Herr Schäuble nicht einig wären. Vergesst dieses Theater am besten ganz schnell, denn diese schrecklich nette Gespann war sich am Ende immer einig, wenn es darum ging, dass griechische und deutsche Volk zahlen zu lassen (= schrecklich) und die Banken zu retten (= nett). Und so wird es auch dieses Mal kommen und zwar unabhängig davon, ob es einen Grexit gibt oder nicht.
Schäuble, dieser verharmte EU-(Banken)Sozialist (von wegen neoliberaler Hardliner), hat schon einen Plan in der Schublade, wie Deutschland die griechischen Banken mit deutschem Steuergeld am Leben und so GR defacto in der EU hält (allein darum geht es). http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-bundesregierung-soll-banken-rettung-planen-a-1028747.html
Dieses Vorhaben zeigt nunmehr auch überdeutlich, was das Ziel der bisherigen Griechenlandfinanzhilfen war: Die Rettung der griechischen und damit auch der deutschen und französischen Banken.
Jedem Leser sei ins Stammbuch geschrieben: Die EU, als Machtbasis der europäischen und angelsächsischen Finanzoligarchie, ist für Merkel und Schäuble eine politische Ideologie, von der es keine Abweichen geben darf. Der Beweis hierfür wird in Kürze erneut und letztmalig geliefert werden. Dann nämlich steht fest, dass D immer zahlen wird. Und dann wird deutlich, dass es mit den Rettungsfantastrilliarden zu keiner Zeit um den Frieden in Europa, sondern um eine riesige Umverteilung hin zu den Finanzeliten ging.
SLE
16. April 2015 @ 12:50
Den im Titel auf den Punkt gebrachten Eindruck habe ich seit dem Tsipras-Besuch bei Kanzlerin Merkel auch – jedenfalls in Bezug auf die Frage des Umgangs mit der Griechenlandkrise, vielleicht aber eben auch im Hinblick auf den krisenpolitischen Kurs der EU insgesamt.
Schäuble ist ein neoliberaler Hardliner und damit ganz auf der Seite des IWF. Merkel ist als Kanzlerin sicher keine Visionärin, sondern eine Moderatorin und damit bisher sehr erfolgreich. Sie schlägt politisch jeweils rechtzeitig den Kurs ein, der mehrheitsfähig ist. Das führt mitunter zu durchaus abrupten Kurswechseln, so wie seinerzeit etwa in der Frage der Kernenergie.
Auf europäischer Ebene zeichnet sich – gerade auch vor dem Hintergrund bevorstehender Wahlen in Großbritannien, Portugal und Spanien – zunehmend deutlicher ab, dass der bisherige austeritätspolitische Kurs möglicherweise bald nicht mehr mehrheitsfähig sein könnte. Noch ist das allerdings keine ausgemachte Sache.
Genau deswegen, so lässt sich vermuten, manövriert Frau Merkel inzwischen krisenpolitisch nicht mehr klar auf Schäubles Kurs. Sollte es notwendig werden, wird sie sich gegenüber Griechenland/den Krisenstaaten für einen Kurswechsel einsetzen. Andernfalls lässt sie Schäuble machen.
Viele Grüße
SLE
Peter Nemschak
16. April 2015 @ 08:42
Die griechischen Staatsfinanzen sind in einem noch schlechteren Zustand als bisher bekannt war. Ein (geordneter) Grexit wäre wahrscheinlich das Beste. Es gibt auch in Griechenland schon Stimmen für einen Volksentscheid über den Verbleib im Euro, der für die Griechen sicher nicht gratis zu haben ist.