Repost: Mit Biden wird es nicht besser
Aus gegebenem Anlass: Schon vor zwei Jahren war absehbar, dass es mit US-Präsident Biden nicht besser werden würde. Doch die EU hat alle Alarmsignale überhört – und weiß nun nicht, wie sie sich von dem altersschwachen “amerikanischen Freund” lösen soll.
Repost vom 10. November 2022
Die “rote Welle” ist ausgeblieben, Donald Trump ist geschwächt: In Brüssel wurde das Ergebnis der Midterm-Wahlen in den USA mit Erleichterung aufgenommen. Doch die EUropäer sollten sich nicht zu früh freuen. Die besten Zeiten mit Präsident Joe Biden sind vorbei.
Selbst wenn Biden nicht mit großem Gegenwind aus dem Kongress rechnen muss – was abzuwarten bleibt, bisher sieht es eher nach einem Patt aus – wird der transatlantische “Honeymoon” nicht weitergehen. Im Gegenteil: Für die EU wird es ernst.
Besonders deutlich ist dies in der Handelspolitik: Biden ist wie sein Amtsvorgänger Trump auf einen protektionistischen Kurs geschwenkt. Mit seinem „Inflation Reduction Act“ könnte er einen transatlantischen Handelskrieg vom Zaun brechen.
Es gilt aber auch für die Energiepolitik: Die EU hat sich zwar aus der Abhängigkeit von Russland gelöst – dafür hängt sie nun am Tropf der USA. Doch die LNG-Lieferungen werden nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken, wie sogar Brüssel warnt.
Auch der Wirtschaftskrieg, den die EU am Rockzipfel der USA gegen Russland angezettelt haben, erweist sich als Bumerang. Die USA sind die größten Gewinner, die EU zählt zu den Verlierern. Die nahende Rezession wird zur Zerreißprobe.
Derweil wird der Krieg in der Ukraine noch gefährlicher. Biden positioniert die US-Streitkräfte immer näher an die Grenzen Russlands, das größte Atom-U-Boot nimmt Kurs aufs Schwarze Meer. In Deutschland wird ein neues US-Hauptquartier eingerichtet.
Gleichzeitig erhöht Biden den Druck auf die Europäer, sich mit mehr Waffen und mehr Geld noch engagierter in die Schlacht zu werfen. Denn die USA bereiten sich auch noch auf einen Krieg mit China um Taiwan vor; er könnte schon bald beginnen.
Europäische Interessen verteidigen
In dieser Lage muß die EU endlich europäische Interessen verteidigen und sich von den USA absetzen. Sie muß beim Handel Zähne zeigen, die Sanktionen gegen Russland überprüfen, in der China-Politik auf Mäßigung drängen.
Außerdem braucht sie eine eigene Ukraine-Strategie, die den Krieg begrenzt und beendet, statt ihn wie bisher auszuweiten und zu verlängern. Der russische Teil-Rückzug aus Kherson ist eine große Chance für die Diplomatie.
Doch die EU-Außenminister denken gar nicht daran, eine diplomatische Initiative zu starten. Stattdessen bereiten sie neue, noch härtere Russland-Sanktionen vor, auch der Ton gegen China wird immer rauer.
Die meisten EU-Politiker haben nicht einmal erkannt, dass ein “Weiter so” den eigenen Interessen widerspricht. Sie vertrauen weiter auf Biden – dabei wird er nach den Midterms noch weniger Rücksicht auf Europa nehmen…
Titi
30. Juni 2024 @ 12:33
Dass in den USA das politische System, wo praktisch nur zwei Parteien (Demokraten und Republikaner) das Sagen haben, keine andere als nur diese zwei Kandidaten hervorbringen kann, könnten man als Dekadenz des dortigen politischen Systems bezeichnen.
Arthur Dent
29. Juni 2024 @ 13:24
„67% der Zuschauer finden, dass Trump dieses Duell gewonnen hat.“ – Wenn Biden tatsächlich so angeschlagen ist wie beschrieben, was stimmt denn mit den anderen 33 % nicht?
Biden positioniert die US-Streitkräfte immer näher an die Grenzen Russlands, das größte Atom-U-Boot nimmt Kurs aufs Schwarze Meer. In Deutschland wird ein neues US-Hauptquartier eingerichtet. – Biden?? – Ich dachte, er ist ein Totalausfall. Und hat die Türkei nicht die Zufahrt durch den Bosporus für Kriegsschiffe gesperrt? Ich bin mal gespannt, wie Erdogan reagiert.
european
29. Juni 2024 @ 13:59
Sie haben völlig Recht mit dem Einwand.
Wir müssen uns fragen, wer eigentlich die USA regiert? Joe Biden kann es nicht sein. Vermutlich eher die Neocons, oder aber Obama. Der ist aktuell Biden’s ständiger Begleiter, wenn man mal genauer hinsieht.
exKK
29. Juni 2024 @ 16:14
„Wenn Biden tatsächlich so angeschlagen ist wie beschrieben, was stimmt denn mit den anderen 33 % nicht?“
Die hätten halt trotz allem lieber einen völlig dementen alten Tattergreis als einen völlig unberechenbaren Narzissten.
Das dumme ist nur, dass einer von beiden das Schicksal der ganzen Welt bestimmen wird, und eben nicht nur das der USA! Das hat die Welt und insbesondere der Westen nun davon, es zugelassen zu haben, dass die USA überhaupt in diese Position gelangen konnte.
european
29. Juni 2024 @ 18:21
Ich hab das Duell nicht gesehen, aber die 33% Zustimmung für Biden können auch genausogut eine tiefe Ablehnung gegenüber Trump bedeuten. Böte bestimmt jede Menge Stoff für Fallstudien. 😉
exKK
30. Juni 2024 @ 02:18
@ european:
Natürlich – diese 33% würden auch einen Besenstiel oder einen schimmeligen Kanten Brot wählen, nur um Trump zu verhindern.
Karl
29. Juni 2024 @ 10:37
Der Unterschied zur Gerontokratie der Sowjetunion besteht darin, dass sich Andropow ins Krankenhaus gelegt und von da aus regiert hat. Niemand machte sich über die Stagnation des Systems etwas vor – und heraus kam die Umgestaltung (Perestroika) durch einen Gorbatschow als kommunistischer Friedensbote.
Traut irgendwer den USA eine vergleichbare Zivilisationsleistung zu?
Nein, die Anhänger der Atlantikbrücke glauben, dass die USA schon durch ihre bloße Existenz Zivilisation seien, und deshalb sei jegliches Mordor gerechtfertigt, auch das der ältesten Greise, solange nur USA draufstehe.
european
29. Juni 2024 @ 10:30
Nach dem desaströsen TV-Duell mit Trump dürfte nun auch dem letzten klar sein, dass Biden nicht mehr antreten kann. 67% der Zuschauer finden, dass Trump dieses Duell gewonnen hat. Es wird also einen Austausch durch die Demokraten geben. Der Gipfel war für mich der Auftritt von Jill Biden: “Das hast du ganz toll gemacht, Joe. Du hast alle Fragen beantwortet und Donald Trump hat gelogen!” Tosender Applaus und Joe Biden steht da und lacht, weil er immer lacht. Aber sein Blick sagt, dass er in dem Moment nicht versteht, wovon die Rede ist und warum er überhaupt da oben steht.
Ich bin fassungslos darüber und kann mir das nur so erklären, dass Jill Biden sich für irgendetwas tief sitzendes aus der Vergangenheit an ihrem Mann rächen will. Oder es ist ihr wichtiger, First Lady zu bleiben. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Jemanden, den man liebt, den schützt man und führt ihn nicht so vor. Joe Biden braucht einen Pfleger und nicht den Präsidentenstuhl.
exKK
29. Juni 2024 @ 10:49
Vielleicht ist Jill Biden ja einfach ähnlich alters-gaga wie ihr Mann – Ehepaare sollen sich ja in einer langen Ehe immer mehr ähneln…
Und war sie nicht Lehrerin? Ihr oben beschriebenes Verhalten (ich habs selbst nicht gesehen) erinnert mich an eine Grundschullehrerin, die einem Schüler wenigstens kein schlechtes Gefühl nach seiner desaströsen Tafelperformance mit auf seinen Platz geben möchte.
Michael
28. Juni 2024 @ 20:48
Wenn es heißt ich hätte die Wahl zwischen zwei Parteien bzw. zwei Idioten, dann habe ich keine Wahl!
exKK
28. Juni 2024 @ 22:38
Das ist wie bei der Todesstrafe in einigen Bundesstaaten der USA: Man hat immerhin die Wahl zwischen zwei Hinrichtungsarten… es lebe die Wahlfreiheit!
Thomas Damrau
28. Juni 2024 @ 16:52
Wie verknöchert ist ein politisches System, dass seinen WählerInnen zum zweiten Mal hintereinander nur zwei weiße alte Männer zur Auswahl bietet: Der eine ein seniler Verfechter der US-Hegemonie – der andere ein depperter Verfechter der US-Hegemonie?
Natürlich auch nicht lustig für den Rest der Welt.
ebo
28. Juni 2024 @ 17:10
Hätte man schon vor zwei Jahren erkennen können 🙂
exKK
28. Juni 2024 @ 17:21
Das verknöcherte politische System der USA könnte uns in EUropa eigentlich egal sein, wenn nicht fast alle unsere Politiker kopfüber im Mastdarm dieses Systems stecken würden.