Rating-Willkür geht weiter
Es klingt wie eine gute Nachricht: Die EU beschließt strengere Regeln für Ratingagenturen, meldet die FTD. Tatsächlich müssen sich Moody’s, S&P und Fitch künftig an ein paar Spielregeln zur Veröffentlichung ihrer Bonitäts-Urteile halten, bei groben Fehlbewertungen sollen sie sogar haften.
Doch auch künftig werden sie Euromitglieder in den Ramschbereich verdammen dürfen – denn die Bewertung der „Programmländer“ wurde nicht verboten. Zypern ist so etwas gerade passiert. Die „großen drei“ können auch weiter Politik gegen einzelne Länder machen – wie im Fall Moody’s gegen Frankreich.
Und sie dürfen natürlich ihre Lieblinge hochhalten, auch wenn diese längst im Krisenmodus sind – so wie die USA, UK oder die Niederlande, die trotz schlechter Daten immer noch den kostbaren „AAA“-Stempel haben. Mehr zur Willkür der Agenturen und der Realität in den Euro-Ländern hier.
ebo
28. November 2012 @ 20:35
@Johannes Dies war eine Kurzmeldung, kein langer Hintergrundartikel. Natürlich ist das das Hauptproblem, dass Deutschland und viele EU-Länder die Ratingagenturen de facto mit einem gesetzlichen Gütestempel versehen haben. Ein weiteres Problem ist, dass es die EU, der größte Wirtschaftsblock, nicht schafft, eine eigene Agentur aufzubauen. Die EU-Kommission hat sogar ausdrücklich darauf verzichtet, es auch nur zu versuchen… Interessant ist aber auch, dass Deutschland von den Willkür-Ratings profitiert, so lange es noch das AAA hat. Noch nie musste Schäuble so niedrige Zinsen zahlen, entsprechend niedrig ist der „Leidens“druck in Berlin!
Johannes
28. November 2012 @ 19:38
Eine Realität, die all die tollen Europapolitiker aus SPD, Grüne und CDU nicht erwähnen, auch nicht der Autor dieses Blogs (!!!!) ist, dass der Bundestag und alle Abgeordneten die drei Wall-Street Agenturen per GESETZ schützen. So eine Scheisse aber auch. Per Gesetz wird jeder Gesellschaft die mit Schulden handelt, vorgeschrieben, sich von einer der DREI Agenturen überprüfen zu lassen. Die ach so tollen EU-Politiker von SPD/GRÜNE/CDU/FDP bräuchten nur Agenturen aus der Schweiz, Japan und China (ja, die haben auch sowas!) zulassen und schon würde man nicht mehr die Agenturen schützen. Aber gut, lassen wir diese verdammt peinliche Geschichte, und hacken auf den Agenturen rum, die mal zu milde urteilen (2008) und mal zu hart (2012). Und die SCHUFA in Deutschland urteilt wie, auch total ungerecht, wo bleibt da er Aufschrei? Medien, Blogger und Politiker sind bei dem Thema leider ein Verein 🙁