Puigdemont rechnet mit EUropa ab
Als er sich nach Brüssel flüchtete, das “Herz Europas”, hoffte er wohl noch auf Hilfe von Kommissionschef Juncker. Doch die blieb aus. Nun rechnet der katalanische Ex-Präsident mit der EU ab – und wie.
Die EU sei ein “Club der Dekadenten, Überflüssigen, der nur von einigen wenigen kommandiert wird”, sagte er nach Angaben von “Le Monde”. Dahinter stünden “zwielichtige wirtschaftliche Interessen.”
Da spricht wohl die Enttäuschung über den kühlen Empfang von Juncker & Co. in Brüssel. Die EU-Granden haben Puigdemont nicht nur ignoriert, sondern isoliert und der belgischen Justiz überlassen – wie einen gemeinen Dieb.
Dennoch scheint der Exil-Katalane noch nicht alle Hoffnung aufgegeben zu haben. Denn zum einen lancierte er am Wochenende von Brügge (Belgien) aus seine Wahlkampagne für die Regionalwahl am 21. Dezember.
Zum anderen will er am 7. Dezember noch eine Demo in Brüssel organisieren – Motto: “Wach auf, Europa!” Seine Hoffnung: Dass Tausende Katalanen, aber auch andere Regionalisten und Nationalisten auf die Straße gehen.
Den flämischen Nationalisten hat Puigdemont schon offen seine Sympathie bekundet. Wenn nun auch noch der Front National aus Frankreich dazu kommt, wird man ihn schnell in die ganz rechte Ecke stellen.
Dabei hätte Juncker das leicht verhindern können: Mit einem netten Gespräch in der Kommission, bei dem er Puigdemont die Rechtslage erklärt – und verspricht, sich für die Katalanen einzusetzen.
Neben der Unabhängigkeit gibt es nämlich noch viele andere Möglichkeiten, z.B. einen besseren Finanzausgleich. Stattdessen trat Juncker mehrfach in Spanien auf – und schwor Treue auf Premier Rajoy…
Siehe auch “So schafft man EU-Gegner”
sooz
28. November 2017 @ 08:52
Was mich schon eine Weile wundert, dass es gar nicht thematisiert wird (hab zumindest nix drüber gelesen) – warum ist es eigentlich nicht möglich, den Katalanen die gleichen Rechte oder Zugeständnisse zu gewähren wie den Basken? Da scheint es doch zu funktionieren.
ebo
28. November 2017 @ 09:10
@sooz Gute Frage. Offenbar haben die Basken besser “verhandelt” (mit Waffen). Die Regierung in Madrid scheint ihre Zugeständnisse auch von politischer Willfährigkeit abhängig zu machen (die baskischen Nationalisten sind an der Regierung beteiligt).
Peter Nemschak
27. November 2017 @ 22:26
Was soll der Elitenhass? Es kann nicht im Interesse der EU sein, Separatisten, und da gibt es einige in Europa, auf EU-Ebene eine Bühne zu bieten.
Dixie Chique
28. November 2017 @ 12:49
Ich frag mich auch ständig, weshalb die Eliten die normalen Menschen so sehr hassen.
Dixie Chique
28. November 2017 @ 12:51
Dann tröste ich mich mit dem Gedanken, daß sie nach ihrem Ableben auf ewig Baphomets klebrig schuppiges Gemächt werden lutschen müssen.
Hella-Maria Schier
27. November 2017 @ 22:08
Ob es nun einfach Faulheit von Seiten Junckers war, sich lediglich hinter Rajoy zu stellen? An einer leidlich befriedigenden Lösung für die Katalonienfrage zu arbeiten, die einen Verbleib bei Spanien für die Region akzeptabel macht, erfordert natürlich mehr Zeit und Einsatz. Das wäre das Ergebnis aber Wert gewesen. Ich weiß immer öfter wirklich nicht mehr, ob unsere EU-Politiker Europa nützen oder ihm schaden wollen, bzw. nur ihre persönlichen oder klientelgebundenen Vorteile im Blick haben.
Puidgemonts Unmut kann ich gut verstehen, soll er nur aufzeigen, dass es mit so einem ignoranten Europa keine positive Zukunft geben kann. Allerdings wundert mich auch, dass er so sicher von etwas anderem ausgegangen ist. Hier setzt nicht nur Rajoy auf reine Machtpolitik statt Verständigung. Wie soll daraus ein Europa der Menschen werden? Es ist eben das Europa der Industrielobies und Banken. An dem Tag wo diese zu dem Schluss kommen, dass ein unabhängiges Katalonien ihnen dienlicher sei, als Spaniens Konservative, erst dann bekommen die Seperatisten eine realistische Chance. Die USA wiederum wären dabei, sobald in Madrid eine natofeindliche Linksregierung in Aussicht stünde, denn die Seperatisten bekennen sich meines Wissens zur Nato.Wer in Europa erfolgreich rebellieren will muss rechts und transatlantisch sein. Aber auf d e n Seperatismus kann man gerne verzichten.
Oudejans
27. November 2017 @ 17:30
>>“zwielichtige…“
Ui, ui, Carles…
Mal was anderes: habe Freitag ebenfalls mit Europa abgerechnet und erhalte noch 316 Euro 20.
Weitere Gelder strömen auf meine Konten, seit ich, mit der CDU abrechnend, Sonnen- gegen Atomstrom tauschte, was auch dem Umstand zugute kommt, daß ich meine post- wie kontrafaktischen Einträge ins Internet oft erst nach Einbruch der Dunkelheit vornehme.
Bevor du Welt veränderst – gehe dreimal durch dein eigenes Haus. (griech.)
Herbert Hensler
27. November 2017 @ 16:19
wäre Puigdemont so korrupt wie Rajoy, er wäre Bruder im Geiste des EU Präsidenten und könnte sich der Unterstützung sicher sein.