Publikumssieger Israel? Dieses ESC-Ergebnis ist ein Schock
Der “European Song Contest” will unpolitisch sein. Doch daß Israel teilnehmen durfte, war ein Politikum. Und dass Israel dann auch noch den Publikumssieger stellte, ist ein Schock.
Jeden Tag bombardiert Israel den Gazastreifen, fast täglich werden 100 und mehr Todesopfer gemeldet – vorwiegend Frauen und Kinder.
Uno-Generalsekretär Guterres sagte am Samstag, die Lage der Palästinenser im Gazastreifen sei „entsetzlich, unmenschlich und unbeschreiblich“.
Israels seit mehr als zwei Monaten andauernde Blockade- und Hungerpolitik im Gazastreifen sei eine „Verhöhnung des Völkerrechts“, fügte der offenbar verzweifelte Uno-Chef hinzu.
The situation for Palestinians in Gaza is beyond description, beyond atrocious & beyond inhumane.
— António Guterres (@antonioguterres) May 17, 2025
A policy of siege & starvation makes a mockery of international law. The blockade against humanitarian aid must end immediately.
This is a moment for moral clarity & action. pic.twitter.com/ZsIzwo4tdp
Am selben Tag durfte Israel am ESC teilnehmen. Die Überlebende des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023, Yuval Raphael, wurde Siegerin beim Televoting des Publikums.
Dabei hatte es zuvor Proteste am Austragungsort Basel gegeben. Auch bei Raphaels Auftritt gab es Buhrufe. Dass das Publikum so massiv für sie gestimmt haben soll, ist angesichts der Lage in Gaza ein Schock.
Ein Zufall ist es aber wohl nicht. Denn es gab eine gut geölte Kampagne zugunsten Israels. Auch die israelische Botschaft in Berlin hat mitgemacht.
Sie warb per X für die Stimmabgabe: “Bis zu 20 Stimmen pro Gerät – jede zählt.” Das Votum sei “ein Zeichen gegen Antisemitismus und Hass”. – No comment…
Mehr zu Israel und Gaza hier und unser Update hier
P.S. Das spanische Fernsehen fordert, das Public Voting beim ESC zu überprüfen. Nach Angaben des spanischen Senders RTVE gingen am ESC-Abend 7,283 Anrufe, 23,840 SMS und 111,565 Online-Votes ein – doch eine detaillierte Aufschlüsselung fehlt. Probleme gab es aber nicht nur in Spanien. Die gesamte Publikumsabstimmung, an der mittlerweile die ganze Welt teilnehmen kann, war intransparent. Neue Regeln machen den ESC zur allzu leicht manipulierbaren Farce…
B. Weber
22. Mai 2025 @ 21:41
Die Kommentare der Geheimagentin Kleopatra sind seit Jahren stets die gleichen vorhersehbaren Realitätsverweigerungen. Damit sie nicht so viel tippen und so oft auf Entgegungen antworten muß, empfehle ich ihr, es einfach bei @Kleopatra zu belassen, was den Lesern Zeitverschwendung ersparen würde. Man weiß dann, daß sie mitmischt und kann sich selber denken, was der nicht ausgeführte Kommentar beinhalten sollte.
Kleopatra
19. Mai 2025 @ 07:01
Im Gegensatz zu Israel hat Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begonnen, während Israel sich gegen terroristische Kriegsakte aus einem benachbarten Territorium zur Wehr setzt. Wenn Russland in diesem Konflikt eine Parallele hat, ist es die Hamas. Selbst wenn man Israel einen Notwehrexzess vorwerfen wollte, so bliebe es ein >Notwehr
Viele (ich würde sagen: die meisten) Proteste gegen Israel wirken wie schlecht verbrämter Antisemitismus. Demonstrationen, bei denen Polizisten fast ermordet werden (Berlin neulich), sind keine Sympathiewerbung für Palästinenser. Möglicherweise wurden manche Menschen von diesen „Protesten“ so abgestoßen, dass sie gerade deshalb bereit waren, für Israel zu stimmen. Da braucht man keine Geheimdienstoperation zu unterstellen.
Der Sieger des Wettbewerbs ist ein professioneller Sänger, der an einem führenden europäischen Opernhaus arbeitet (Wiener Staatsoper). Damit dürfte klargestellt sein, dass hier ein durchaus ernstzunehmender Gesangswettbewerb stattfand.
Stef
19. Mai 2025 @ 08:46
Israel kann sich nicht auf Notwehr berufen. Was Israel in Gaza macht, erfüllt schon die tatbestandlichen Voraussetzungen für Notwehr in keiner Weise, von daher ist es auch kein Exzess, sondern schlicht eine Gewaltkampagne gegen die Bevölkerung in Gaza. Dies als Notwehr gegen den Terroranschlag aus 2023 verkaufen zu wollen, ist eine eklatante Überdehnung des Rechts.
Will man aber Israel und unsere unangemessen unterstützende Regierungshaltung gegen jede Kritik immunisieren, kann man natürlich so argumentieren wie @Kleopatra. Nur bleibt der Rückgriff auf Rechtsinstitute wie “Notwehrexzess” falsch. Ehrlicher wäre das Recht des Stärkeren und den Verzicht auf den rule of law zu konstatieren. Darauf berufen sich die Russen im Rahmen ihrer Verhandlungen mit der Ukraine und dem Westen allerdings auch, was @Kleopatra zurecht kritisiert.
Wie also weiter? Ehrlichkeit und Dialog oder Bullshit-Propaganda?
Kleopatra
19. Mai 2025 @ 09:23
@Stef: Dass Israel den Gazastreifen aus Notwehr angegriffen hat, ist schon deshalb offensichtlich, weil niemand in Israel ohne die Massenmorde des 7.10.2023 auf die Schnapsidee gekommen wäre, in den Gazastreifen einzumarschieren. Aber solange die dortige Staatsgewalt, und das ist/war nun einmal die Hamas, entführte Israelis dort gefangenhält, steht Israel der Hamas gegenüber wie die Polizei einem Geiselgangster.
Ich verteidige nicht die konkrete Art der Kriegführung; aber ohne den Hamas-Terrorakte, der zudem offenbar auf den Beifall vieler Araber abzielte und diesen (auch in Deutschland) auch erhielt, würden die Palästinenser des Gazastreifens heute noch in Frieden in intakten Häusern leben und könnten zum Broterwerb nach Israel pendeln.
Und ich bleibe dabei: die Versuche, die israelische Vertreterin vom ESC auszuschließen, können m.E. bei vielen Zuschauern den gegenteiligen Effekt hervorgerufen haben.
ebo
19. Mai 2025 @ 12:53
Sorry, aber in diesem Kommentar ist fast alles falsch.
Vielleicht sollten Sie öfter mal Haaretz lesen, z.B. diese Meldung von heute: Netanyahu Vows Total Takeover of Gaza; Minister: IDF ‘Destroying All That Remains’ There
Stef
19. Mai 2025 @ 14:52
@Kleopatra: “Dass Israel den Gazastreifen aus Notwehr angegriffen hat, ist schon deshalb offensichtlich, weil niemand in Israel ohne die Massenmorde des 7.10.2023 auf die Schnapsidee gekommen wäre, in den Gazastreifen einzumarschieren.”
Doch, siehe z.B. hier (und das ist nur ein auf die Schnelle gefundenes Beispiel):
https://www.newsweek.com/israeli-commander-beni-aharon-reveals-how-next-war-will-fought-inside-gaza-strip-hamas-1775426
Es ist offensichtlich, dass die Aktion des Staates Israel und seiner Streitkräfte weniger eine Notwehr, als vielmehr der Versuch ist, das “Problem mit den Palistinensern und dem Gaza-Streifen” ein für alle mal mit Gewalt zu lösen. Der Terroranschlag der Hamas war allenfalls ein Anlass, damit anzufangen.
KK
19. Mai 2025 @ 16:58
@ Kleopatra:
“Dass Israel den Gazastreifen aus Notwehr angegriffen hat, ist schon deshalb offensichtlich, weil niemand in Israel ohne die Massenmorde des 7.10.2023 auf die Schnapsidee gekommen wäre, in den Gazastreifen einzumarschieren.”
Ohne die nunmehr fast 80 Jahre währende Unterdrückung des palästinensischen Volkes wäre kein Palästinenser auf die Idee gekommen, am 07.10.2023 Morde an Israelis zu begehen.
Auch strafrechtlich kann man Notwehr nicht für jede Reaktion als Rechtfertigung und Straffreiheit heranziehen. Googeln Sie mal “extensiver Notwehrexzess”!
KK
19. Mai 2025 @ 17:05
@ Stef:
“Der Terroranschlag der Hamas war allenfalls ein Anlass, damit anzufangen.”
Vieles deutet darauf hin, dass seitens Israels Führung sogar bewusst Hinweise darauf ignoriert wurden – man suchte wohl regelrecht einen Anlass. Es ist allerdings unklar, ob mit einer derart konzertierten Aktion der Hamas und so vielen Opfern gerechnet wurde. Das ist aber letztlich nur ein quantitativer Unterschied.
european
18. Mai 2025 @ 18:00
Der ESC mit Gildo Horn war der letzte ESC den wir uns angesehen haben. Diese Veranstaltung hat nichts mehr mit Musik oder musikalischem Können zu tun. Es ist eine rein politische Veranstaltung geworden.
Mittlerweile haben wir seit vielen Jahren nicht mal mehr einen Fernseher. Es gibt so viele Quellen der Information, dass man die ÖR nicht mehr benötigt.
Natürlich ist auch bei den neuen Medien nicht alles Gold was glänzt und es braucht eine Weile bis man sich der Seriosität sicher ist.
Ich denke, dass es vielen so geht.
Helmut Höft
18. Mai 2025 @ 20:32
@european
* hihi * Du erinnerst mich an Karl Valentin: “Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst hieß es ja Wunst!”
On Topic:
Achtung: Bloß keine Kritik an Israel oder irgendetwas israelischem (und sei es noch so Schoiße), das ist Pfui!, das ist Antisemitismus!, das ist Nazi! m( (NÖ! Das ist das Ticket auf dem sich Bibi und seine orthodoxen Rechtsradikalen seit 20 Jahren durchschlagen, das ist Pfui!)
Erneuerung
18. Mai 2025 @ 17:21
Seit Conchita Wurst ist der ESC für mich ein kulturloses Politikum ohne Anspruch, dafür aber ein Zeichen des Verfalls der menschlichen Kultur geworden. Außerhalb der gesanglichen Fähigkeiten, die ggf. auch auf Schulfeiern erreicht wird, bleibt nur Indoktrination. Laut der Zeitschrift Stern gab es bei den 14- bis 29-Jährigen einen gesteigerten Marktanteil bei den Zuschauern von 46%, mit 1,2 Millionen Zuschauern in dieser Altersgruppe, Wenn ich kostenlos verfügbare Zahlen aus Statista bemühe und richtig interpoliere, ist diese Altersgruppe in DE etwa 10 Millionen groß. Also hat sich dann etwa jede Achte Person dieses Alters den ESC angetan. Wie hoch ist eigentlich der Anteil dieser Leute mit Hauptschulabschluss und weshalb hockt man mit diesem Alter Samstagabend vor dem Fernseher?
KK
19. Mai 2025 @ 00:11
“…und weshalb hockt man mit diesem Alter Samstagabend vor dem Fernseher?”
Ich denke, viele in dieser Altersgruppe gucken den ESC im Rudel und feiern dabei ne Party… oder umgekehrt, der ESC läuft auf ner Party im Hintergrund. Sicher die wenigsten daheim vorm elterlichen TV mit Mum & Dad. Warum auch nicht, hängen sie mal ein paar Stunden nicht am Smartphon…
KK
18. Mai 2025 @ 13:57
“Die Überlebende des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023, Yuval Raphael, wurde Siegerin beim Televoting des Publikums.”
Eine Überlebende antreten zu lassen und das in jedem Satz, in dem es um sie ging, zu betonen (auch vom deutschen Moderator!), war ein ganz widerlicher Propaganda-Move Israels. Warum Israel angesichts des Ausschlusses nicht nur Russlands, sondern auch von Belarus überhaupt teilnehmen durfte, wird ein gut gehütetes Geheimnis der Veranstalter bleiben.
Aber, so nebenbei: Wer sagt denn, dass die gezählten Stimmen auch wirklich abgegeben worden sind? Manipulation bei diesen Televotings halte ich grundsätzlich für möglich, sogar für wahrscheinlich – es kann ja eh keiner nachprüfen. Und die IT-Fähigkeiten Israels, seiner Dienste und Firmen (Stichwort NSO/Pegasus) sollten bekannt sein.
Israel müsste in absolut jedem stimmberechtigten Land – und auch im übrigen Rest der Welt – ganz weit oben gelandet sein, um knapp 300 Punkte von rund 450 möglichen holen zu können; alle anderen sind unter 200 Punkten geblieben, wenn ich das nebenbei richtig mitbekommen habe. Und das für ein vergleichsweise dünnes 08/15-Liedchen. Auch wenn ich den Beitrag Österreichs persönlich furchtbar fand, so bin ich doch dankbar, dass JJ im Verbund mit den Jurys einen Gesamtsieg Israels im letzten Moment verhindern konnte – die fröhlich-bunte ESC-Gemeinde hätte sonst kommendes Jahr vor den Toren des riesigen Friedhofs Gaza “feiern” müssen!
Michael
18. Mai 2025 @ 13:06
Wenn in diesem Fall der Mossad nicht ganze Arbeit geleistet hätte wäre die Kolonie Israel wohl eher auf dem letzten Platz g3landet!
ebo
18. Mai 2025 @ 14:05
Dafür braucht es keinen Geheimdienst. Wenn jeder Fan 20mal abstimmt, wie von der israelischen Botschaft empfohlen, reicht es völlig aus 🙂
Stef
18. Mai 2025 @ 12:39
Anders als mit einer koordinierten Kampagne ist das israelische Ergebnis bei so einem durchschnittlichen Lied auch kaum zu erklären.
Und: Natürlich ist der Ausschluss Russlands und die Teilnahme und offensive Unterstützung Israels kein Fall von krassen Doppelstandards. Mir fallen zwar keine Rechtfertigungsgründe ein, aber es ist halt Stadtsraison…