Pro-Europäer, Populisten, Putin-Freunde: Die große Begriffs-Verwirrung

Kurz vor der Landtagswahl in Thüringen und Sachsen greifen Politik und Medien wieder tief in die Rhetorik-Kiste. Begriffe wie Pro-Europäer, Populisten und Putin-Freunde werden gezielt genutzt, um zu verwirren oder zu diffamieren.

“Putin’s next coup”, schreibt das Springer-Portal “Politico”. “Elections in three eastern German states are likely to usher in Russia-friendly parties, giving the Kremlin a foothold once again.

Zuvor hatte dasselbe Magazin behauptet, BSW-Gründerin Wagenknecht sei “so weit links, dass sie ganz weit rechts” ist.

Hier könnte ich meinen Artikel eigentlich schon beenden. Wer links und rechts bewußt vermischt und suggeriert, Russlands Staatschef steuere die Landtagswahlen in Ostdeutschland, richtet sich selbst.

Bei Springer hat die Begriffsverwirrung offenbar Methode – selbst wenn es um das “europäische” Portal geht.

Doch auch andere, deutsche Medien beteiligen sich an der großen Begriffsverwirrung.

Wer für Frieden in der Ukraine ist, ist ein “Putin-Freund” – dabei ist Putin gegen Frieden. Wer abgelehnte Asylbewerber auch in Länder wie Afghanistan oder Syrien abschieben will, ist ein “Populist” – dabei hat die Bundesregierung gerade selbst nach Kabul abgeschoben.

Demagogisch werden auch Begriffe wie Pro-Europäer oder Anti-Europäer genutzt. Wer CDU, SPD, FDP, Grüne oder (zur Not) auch Linke wählt, ist “Pro-Europäer”. Wer für BSW oder gar AfD stimmt, soll gegen Europa sein – selbst wenn er oder sie damit nur gegen die EU-Politik der Bundesregierung und deren Folgen für die Landespolitik protestieren will.

In Wahrheit ist es ausgerechnet die EU, die sich komplett gewendet hat. Aus der einst deklarierten Friedensunion ist ein Kriegsbündnis geworden, Diplomatie ist verpönt, die früher propagierte Liberalisierung und Globalisierung ist dem grassierenden Protektionismus gewichen etc. pp.

In Brüssel will man sich dies aber nicht eingestehen – und trägt so zur allgemeinen Begriffsverwirrung bei. Das war schon bei der Europawahl so. Nun werden auch europapolitisch irrelevante Landtagswahlen instrumentalisiert, sogar von der Kürzung von EU-Geldern ist die Rede…

Siehe auch Reden ist Appeasement, Krieg ist Frieden