Polen zündelt im In- und Ausland
Die nationalistische PiS-Regierung in Polen provoziert Freund und Feind. Wird sie zur Gefahr für den inneren und äußeren Frieden in EUropa?
In Warschau haben am Sonntag mehrere hunderttausend Menschen gegen die nationalkonservative Regierung demonstriert. Die Organisatoren sprachen von der größten Demonstration seit dem Ende des Kommunismus im Jahr 1989.
Der Protest richtet sich gegen eine von der PiS-Regierung neu eingesetzte Kommission, die angeblich russische Einflußnahme in Polen aufdecken soll, sich de facto aber vor allem gegen Oppositionsführer Donald Tusk richtet.
An den Demonstrationen nahmen neben Tusk, der früher EU-Ratspräsident war, auch der ehemalige Arbeiterführer Lech Walsea teil. Tusk warnte vor einem “Sterben der Demokratie” in seinem Land. Im Herbst wird ein neues Parlament gewählt.
Polnische Söldner in Belgorod
Unterdessen wurde bekannt, dass Polen offenbar Söldner in die Ukraine schickt, die dort die russische Grenzregion Belgorod angreifen.
Dabei handele sich um Söldner, die unter dem Namen “Polnisches Freiwilligenkorps” auf der Seite der ukrainischen Armee kämpften, berichteten die Online-Nachrichtenportale “Polsatnews.pl” und “Wprost.pl”.
Die Regierung in Warschau will damit nicht zu tun haben. Doch es ist schwer vorstellbar, dass sie von diesen brisanten Aktivitäten nichts weiß. Schließlich bereiten Warschau und Kiew seit einigen Wochen eine noch engere, auch militärische Zusammenarbeit vor.
Rote Linien überschritten
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Mit polnisch-ukrainischen Angriffen auf russisches Gebiet (bei denen offenbar auch US-Waffen genutzt wurden) werden allerdings eindeutig rote Linien sowohl Russlands als auch des Westens überschritten.
Die EU und die Nato wollen nicht direkt in den Krieg um die Ukraine verwickelt werden – doch genau diese Gefahr wird immer größer.
Bleibt die Frage, wann die EU aufwacht und Warschau in die Schranken weist…
Siehe auch Polen und Ukraine auf dem Weg zur Kriegsunion? Mehr zu Polen hier
P.S. Offenbar wurden bei den Angriffen auf Belgorod auch Waffen aus Belgien verwendet. Brüssel will sich nun in Kiew um “Klärung” bemühen, heißt es in “Le Soir”. Premierminister De Croo stellte klar, dass belgische Waffen ausschließlich zur Verteidigung der Ukraine genutzt werden dürften. Na dann…
Monika
5. Juni 2023 @ 21:22
Die Sache mit den Söldnern …Ein Teil der Soldaten, die in militärischen Kontexten traumatisiert wurden, oder einfach durch ein paar Jahre Soldatenleben den Zugang zu normalen sozialen Bedingungen verloren haben, kann man für teuer Geld versuchen zu „resozialisieren“, meist nicht sehr erfolgreich, wenn man sich die Selbsttötungsrate bei Verteranen ansieht.
Oder man macht aus der Misere noch ein feines Geschäft, das alle Beteiligten befriedigt: Für gutes Geld dürfen sie in Spezialeinheiten privater Anbieter ihr Leben als Soldaten mit gutem Sold weiterführen, die Privatfirmen rechnen womöglich noch den Sold als Resozialisierungskurse ab, das würde mich nicht wundern. Alle Armeen bilden solche „Elitekorps“ und schützen so die Heimatnationen der seelisch Entwurzelten vor den psychotischen Schüben ihrer Kämpfer. Und in jeder Nation gibt es einen kleinen Prozentsatz Menschen, die das Held spielen als ultimative Herausforderung, wie im Videogaming, nur „in echt“, als Lebensperspektive einem langweiligen Arbeitsleben vorziehen. Ob der Trupp dann Fremdenlegion, Wagnertruppe, BlackWater oder sonstwie heißt, geschenkt. Polen hat halt auch solche, wo ist der Unterschied? Bei uns bilden langgediente Militärs nach Ende ihrer Karriere noch Piloten in China aus, mittlerweile gibts vielerorts reichlich Bedarf an solchen Truppen, sowohl um „Krieger“ nicht wirklich resozialisieren zu müssen, als auch um Leute fürs „Grobe“zu haben … Krieg ist ein wahnsinnig gewinnträchtiges Geschäftsmodell, das mal wieder Boomzeit hat. Diese Kriegsgewinnler und Geschäftemacher müssten angegangen werden, aber dann würde wohl die Hälfte unseres politischen Personals, der Berichterstattung, der Schwer-Industrie, der Luft und Raumfahrtindustrie und und und wegbrechen. Das wäre das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen (und mehrheitlich lieben) No risk no fun ist wohl die griffige Devise.
KK
5. Juni 2023 @ 13:59
Die Osterweiterung von EU und NAhTOd waren ein Riesenfehler (bei der NAhTOd generell und bei der EU viel zu überhastet, was ich schon bei der ersten Erweiterungsrunde nach Osten so gesehen hatte) – und das Ende eines friedlichen und geeinten EUropa, bevor es überhaupt die Chance hatte, richtig zu beginnen.
Abräumen, den verbockten Mist, und noch mal ganz von vorn anfangen!
Die Demokratie in den allermeissten Ländern des ehemaligen Ostblocks steht dort auf sehr tönernen Füssen – demonstriert hat in Polen hauptsächlich die Bevölkerung der grösseren Städte, gewählt wird die PiS aber auf dem Land. Das ist ähnlich wie in der TR oder auch der Zustimmung zu Putin in Russland.
european
5. Juni 2023 @ 09:27
Die Bevölkerung scheint nicht so zufrieden zu sein. Al Jazeera berichtet von ca. einer halben Million Demonstranten in Warschau
https://youtu.be/nWtyMJhHnlQ
Arthur Dent
5. Juni 2023 @ 09:26
Im Gegensatz zu Deutschland ist die homogenere Bevölkerung Polens politisch deutlich engagierter (noch ist Polen nicht verloren). In Deutschland hätte ein solches Gesetz niemanden von der Couch geholt.
Sollte mich wundern, wenn polnische Söldner ohne Wissen Washingtons agieren.