Polen droht mit Eintritt in den Ukraine-Krieg
Polen hat zum erstenmal offen mit einem Kriegseintritt gedroht. „Wenn die Ukraine️ es nicht schafft, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen, dann haben wir keine Wahl, wir werden gezwungen sein in den Konflikt einzutreten.“
Dies sagte der polnische Botschafter in Paris, Rościszewski, dem französischen Newskanal LCI. Zuvor hatte Warschau die Entsendung von Kampfjets angekündigt. Will Polen die EU oder die Nato mit hineinziehen?
Siehe auch „Wie weit wird Polen gehen?“ und „Die offensive Drohung der Nato“
P.S. Nachdem das Interview hohe Wellen geschlagen hatte, ruderte Polen zurück: „A careful listening to the entire conversation makes it clear that there was no announcement of Poland’s direct involvement in the conflict, only a warning of the consequences that a Ukrainian defeat could have: the possibility of a Russian attack, or the involvement of more Central European countries – the Baltic States and Poland.“ Zu gut deutsch: Wenn Russland die Ukraine besiegt, könnte es noch andere Länder angreifen, etwa Polen. So hat es der Botschafter aber nicht gesagt…
Helmut Höft
21. März 2023 @ 09:45
Polen will die größte Armme in Europa haben … Okay, die Schlacht am Kahlenberg war gestern, die Verteidigung an der Weichsel ist heute/morgen.
Wann können „wir“ da endlich wieder Mithalten, der „Gefahr aus dem Osten“ (Mongolen, Russen, Polen) entgegen treten? Klima war gestern, Rüstung ist heute!
KK
20. März 2023 @ 14:05
Und dann wird es wohl wieder heissen:
„Ab 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!“
Thomas Damrau
20. März 2023 @ 13:47
@A. Lesemann
Danke für das Originalzitat. Ich bin zwar kein englischer Muttersprachler, aber
„Therefore, either Ukraine will defend its independence today, or we will have to enter this conflict. Because our main values, which were the basis of our civilization and our culture will be threatened. Therefore, we will have no choice but to enter the conflict.“
ist keine Wiederholung des Dauerbrenners „Wenn Bachmut fällt, wird als nächstes Warschau angegriffen“, sondern meint „Wenn die Ukraine sich nicht selbst verteidigen kann, müssen wir einschreiten, weil sonst die westliche Zivilisation in Gefahr ist.“
Also die letztendliche Konsequenz von „Wir müssen die Ukraine mit ALLEN Mitteln unterstützen, …“ Vermutlich Einsicht in die durchwachsenen Chancen eines ukrainischen Sieges kombiniert mit Übermut nach einer Flasche Bordeaux zuviel.
Dass versucht werden sollte, die Reaktionen der NATO-Partner auszutesten, scheint mir eher unwahrscheinlich.
A. Lesemann
20. März 2023 @ 11:51
Die polnische Botschaft in Frankreich hat offenbar eine „Klarstellung“ veröffentlicht. Herr Rościszewski sei falsch verstanden worden:
„A careful listening to the entire conversation makes it clear that there was no announcement of Poland’s direct involvement in the conflict, only a warning of the consequences that a Ukrainian defeat could have: the possibility of a Russian attack, or the involvement of more Central European countries – the Baltic States and Poland.“
Dies lässt sich seinen Worten zwar mitnichten entnehmen, aber wie heißt es so schön:
Hoffen wir das Beste.
https://news.yahoo.com/polish-ambassador-france-poland-forced-201021342.html?guccounter=1&guce_referrer=aHR0cHM6Ly93d3cuZ29vZ2xlLmNvbS8&guce_referrer_sig=AQAAAF1Ku-JooW8YAAdZl4aom6V7v6GU8vNN2CEMIIWKuwRzt2G6LRnvHmVZpirb6lPQPsUHLyJ2LY-bhbb1vjO0wupRm0vDJ1TIqZPkyH2LJPPqTQX0z_kTVlcRjLG2uFbNYxRbyDmjKPsfevubNIoWIzYtjjw-PBK2E9yQas7KgD0p
ebo
20. März 2023 @ 12:13
Danke für den Hinweis! Sehr glaubwürdig klingt das nicht…
Arthur Dent
20. März 2023 @ 10:13
Womit will Polen denn in den Krieg ziehen? Haben die noch genügend Munition? Gilt dann noch Artikel 51 der UN-CHARTA oder ist es dann ein Angriffskrieg? Sind die Interessen des Baltikums berücksichtigt, Russland wird den Suwalki-Gap von Kaliningrad aus schließen, damit wäre das Baltikum abgeschottet. Fragen über Fragen…
Nomade
20. März 2023 @ 09:54
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/reportage-ukraine-krieg-militaer-ramstein-2-0-wie-das-polnische-rzeszow-zum-zentrum-der-welt-wird-eine-stadt-im-karpatenvorland-li.322990
ebo
20. März 2023 @ 09:56
Danke, diesen Artikel hatten wir schon zitiert, und zwar hier: Die offensive Drohung der Nato
Stef
20. März 2023 @ 08:18
Ein polnischer Kriegseintritt führt nicht automatisch zum Bündnisfall. Aber er eröffnet der Nato eine Reihe zusätzlicher Optionen, die bisher verschlossen waren. Deshalb dürfte er insbesondere von den Neocons in der US-Regierung billigend in Kauf genommen werden.
Alle Bemühungen, den Konflikt durch Diplomatie zu beenden oder zumindest zu mildern, erhalten dadurch einen schweren Rückschlag.
Die größten Verlierer einer solchen Entwicklung wären wieder einmal Deutschland und Frankreich. Sie müssten einer Eskalation abermals machtlos zusehen und wären erneut demonstrativ mit ihrem Einflussverlust konfrontiert. Der Konflikt würde direkt an Zentraleuropa heranrücken. Und die von Scholz und Macron herausgegebene Hauptlinie, eine direkte Beteiligung der Nato sei unbedingt zu vermeiden, wäre drastisch in Frage gestellt.
Wenn Scholz und Macron nicht spätestens jetzt bündnisintern eine rote Linie ziehen, gibt es kaum noch etwas, was uns vom nächsten europäischen Großkrieg trennt. Meine Hoffnung darauf ist leider gering.
european
20. März 2023 @ 07:53
Rutte hat mal den Vorschlag gemacht, die EU neu zu gründen, aber ohne Polen und Ungarn.
Zumindest bezüglich Polen wäre das offensichtlich sinnvoll gewesen. Die Ungarn stehen ja eher auf der Bremse bezüglich dieser planlosen Sanktionitis.
Der größte Nettoempfänger reißt die Klappe am weitesten auf. Hat vielleicht etwas mit den diesjährigen Parlamentswahlen zu tun, denn die wirtschaftlichen Probleme sind groß und die Inflation liegt bei 17 Prozent. Da kommen die Russen als Ablenkungsmanöver gerade recht. Erinnert so an Theresa May und die Skripal-Affaire. 😉
ebo
20. März 2023 @ 08:24
Hat vermutlich auch mit der Geschichte zu tun. Weite Teile der Ukraine gehörten früher zu Polen bzw Polen-Litauen, was auch manche Reaktion aus dem Baltikum erklärt…
Hekla
20. März 2023 @ 07:51
Und wieder sind Sie der Erste und Einzige, der diese wichtige Nachricht in Deutschland bringt, sonst finde ich hierzu nur polnische und ungarische Quellen.
Ich frage mich die ganze Zeit, wieso der polnische Alleingang/das polnische Vorpreschen mit den Kampfjets von keinem der NATO-Verbündeten gebremst wird, wieso das ganze Bündnis dazu schweigt; bei einer dadurch ausgelösten russischen Reaktion wäre ja die ganze NATO militärisch involviert, da muss es doch dazu eine Bündnismeinung geben!
Da dazu aber so laut geschwiegen wird und nun auch diese Nachricht kommt, stellt sich mir jetzt die Frage, ob es sich überhaupt um ein Vorpreschen handelt… es könnte sich auch um eine mit den NATO-Verbündeten sehr wohl abgestimmte oder sogar von der NATO selbst ersonnene Strategie handeln – Polen als „Türöffner“ für einen offenbar gewollten NATO-Eintritt in den Krieg.
Wie auch immer, die gezielten und absolut niederträchtigen Bemühungen, ganz Europa in den Krieg zu ziehen, nehmen kein Ende.
Thomas Damrau
20. März 2023 @ 07:25
Da drängt sich eine spannende Frage auf:
– Polen gehört sicherlich zu den „wild Entschlossenen“ in diesem Krieg. So gesehen passt diese Ankündigung.
– Andererseits bemüht sich Polen, der Darling der USA zu sein. Bisher hatte ich den Eindruck, dass Polen bei allen eigenen Entscheidungen nach Washington schielt.
Was würde daraus folgen?
Monika
21. März 2023 @ 10:50
Polen (sowie die Balten) als Darling der USA? Schade, dass die Eliten dieser Länder nicht etwas genauer die Geschichten amerikanischer „Einflussnahme“ (militärisch und wirtschaftlich) unter die Lupe nehmen.
Aber wie sollen sie auch, die meisten Mitglieder dieser „Eliten“ sind ja nicht Darlings, sondern „Ausgebildete“ US-Neocons.