Platzt der Juncker-Deal? Exporte in USA steigen weiter
Wie lange hält der Waffenstillstand, den EU-Kommissionschef Juncker und US-Präsident Trump Mitte Juli im transatlantischen Handelsstreit vereinbart haben? Eine neue Statistik macht wenig Hoffnung.
Die deutschen Exporte in die USA steigen nämlich ungebremst weiter, wie das Statistische Bundesamt meldet. Von Januar bis Juni legten sie laut SPON um 0,8 Prozent auf etwa 56,1 Milliarden Euro zu.
Damit bleiben die USA der mit Abstand größte Abnehmer von Waren “Made in Germany”. Das früher führende Frankreich verharrt auf Platz zwei, danach folgen die Niederlande.
Zwar hat Deutschland auch mehr aus den USA importiert, so dass sich der deutsche Überschuss leicht verringert. Doch eine Trendwende ist nicht in Sicht, das Ungleichgewicht im Handel bleibt.
Für den Juncker-Deal bedeutet das nichts Gutes. Schließlich hat es Trump vor allem auf deutsche Exporte abgesehen, deutsche Luxus-Limousinen könnten mit hohen US-Strafzöllen belegt werden.
Juncker hat den Streit zwar entschärft, indem er Trump versprach, dass Europa mehr Sojabohnen und Flüssiggas kauft. Doch auf beides hat der Kommissionschef kaum Einfluß – Juncker kann nicht “liefern”.
Das zeigt sich auch bei den vereinbarten Gesprächen über ein “TTIP light”. Juncker hat dafür kein Mandat, mehrere EU-Staaten stellen sich quer. Der Start der Verhandlungen wurden daher bereits um mehrere Wochen vertagt…
Siehe auch “Juncker-Trump: Another Fake-Deal” und “Ist das deutsche EUropa noch reformierbar?”
Peter Nemschak
10. August 2018 @ 16:31
Dass Trump dazu beiträgt den Euro zu schwächen, zuletzt durch seinen Streit mit der Türkei und Russland, damit im Zusammenhang die Flucht in den Dollar provozierte, sollte zumindest seinem Finanzminister bekannt sein. Das enorme Budgetdefizit der USA trägt wesentlich dazu bei, dass die USA mehr importieren als exportieren. Das alles wird Trump nicht beeindrucken. Instinktiv sollte ihm aber klar sein, dass ein Vielfrontenkrieg für die Novemberwahlen nicht günstig sein kann. Kurzfristig könnte ihn der hohe Ölpreis mehr beschäftigen als der Import von deutschen Luxuslimousinen. Trump hat zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft. Niemand kann vorhersagen, welcher Ball zuerst herunterzufallen droht.
Werner Bollendorf
11. August 2018 @ 09:05
Peter Nemschak meint, „das enorme Budgetdefizit der USA“ trage „wesentlich dazu bei, dass die USA mehr importieren als exportieren.“ Andersrum wird ein Schuh draus: Die USA importierten nach Industrieabwanderung infolge Globalisierung wesentlich mehr als sie exportierten und verloren dadurch Steuereinnahmen. Trumps gegen die Globalisierung gerichtete Politik ist konsequent. Wenn die inländische Produktion wieder steigt, steigen tendenziell auch die Steuereinnahmen und das Budgetdefizit wird tendenziell sinken.
Peter Nemschak
11. August 2018 @ 18:19
Hätten die USA ein kleineres Budgetdefizit und würden die Privaten mehr sparen, würde das Leistungsbilanzdefizit zurückgehen. Das hohe Budgetdefizit hat Trump zu verantworten. Es hat nichts mit der Abwanderung von Industrien zu tun. Der makroökonomische Zusammenhang scheint Ihnen fremd zu sein. Sie können ihn in einem beliebigen Lehrbuch für Nationalökonomie nachlesen.