Paranoia in Kopenhagen, Piraterie vor Gaza – und kommt Babis zurück?
Die Watchlist EUropa vom 04. Oktober 2025 – heute mit der Wochenchronik.
Gleich zwei europäische Gipfel wurden diese Woche in Kopenhagen abgehalten: Erst tagte die EU in der dänischen Hauptstadt, dann die EPG, die “Europäische Politische Gemeinschaft”. Beide Treffen waren von Angst und Paranoia geprägt.
Der Grund: unbekannte Flugobjekte, die Kopenhagen und Dänemark seit Tagen verunsichern. Früher hätte man von UFOs gesprochen – doch die dänische Regierung und die meisten EU-Politiker reden von Drohnen und behaupten, hinter den Vorfällen könne nur Russland stecken.
Dafür gibt es allerdings keine Beweise. So weit bekannt, könnte Dänemark bisher keine einzige “Drohne” abfangen und auf ihre Herkunft prüfen. Nicht einmal die Flugkörper, die über dänischen Militäreinrichtungen gesichtet wurden, wurden identifiziert. Moskau bestreitet jede Verwicklung.
Evidenzbefreite Politik
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Doch sowohl die Gastgeberin, Ministerpräsidentin Frederiksen, als auch der französische Staatschef Macron befeuerten die unbewiesene These, daß es sich um russische Drohnen handeln müsse, die möglicherweise von Schiffen in der Ostsee ferngesteuert wurden.
Macron ließ sogar einen Tanker vor der französischen Atlantikküste stoppen und entern, weil er mutmasste, es handele sich um ein Boot der russischen “Schattenflotte”, das Drohnen an Bord habe. Doch der Kapitän war Chinese, und es fanden sich weder Drohnen noch andere Militärgeräte.
Die fehlende Evidenz hinderte die EU-Chefs indes nicht daran, ihre schon seit September (also vor den Drohnen-Sichtungen) verfolgten Pläne für einen “Drohnenwall” voranzutreiben. Dabei mithelfen soll die Ukraine, die über eine bedeutende eigene Drohnenproduktion verfügt.
Die Kriegsgefahr steigt
Da kann man mal sehen, wozu so eine Paranoia gut ist! Sie befeuert aber nicht nur die ukrainische Drohnenproduktion, sondern auch den Drohnenkrieg und den Krieg tout court. Die Staats- und Regierungschefs überboten sich in Kopenhagen mit kriegerischen Äußerungen.
Den Vogel schoß auch hier wieder Macron ab. Er sprach von einer unausweichlichen “Konfrontation” mit Russland und kündigte ein gemeinsames Vorgehen europäischer Staaten gegen die sogenannte Schattenflotte an.
In den kommenden Tagen sollen dafür die Generalstabschefs mehrerer Länder zusammentreffen – offenbar mit dem Ziel, verdächtige Schiffe in der Ostsee zu blockieren. Dies würde die Kriegsgefahr allerdings nochmal erhöhen.
Das kommt davon, wenn man sich von Paranoia treiben lässt und den Feind hinter jeder Hecke sucht. Plötzlich wird Russland nicht mehr nur in de Ukraine, sondern auch in den Osteuropa und bald auch in der Ostsee bekämpft…
Siehe auch “Drohnen schüren Kriegsangst” und “Wie die USA mit den “mysteriösen Drohnen” umgehen
Was war noch?
- Piraterie vor der Küste von Gaza. Israelische Streitkräfte haben die internationale zivile Gaza-Hilfsflotte mit rund 40 Schiffen in internationalen Gewässern im Mittelmeer angegriffen und mit Gewalt gestoppt. Nach Angaben der Organisatoren wurden bei dem Militäreinsatz mehr als 440 ausländische Aktivisten festgenommen, unter ihnen die schwedische Klimaaktivistin Thunberg. – Da der Zugriff in internationalen Gewässern erfolgte und von der Hilfsflotte keine Gefahr ausging, muß man wohl von Piraterie sprechen. Bemerkenswert ist, daß die EU die Festnahmen ignorierte, obwohl es sich bei den Aktivisten überwiegend um EU-Bürger handelte. Auch ein vorausgegangener Drohnenangriff wurde ignoriert – offenbar hatte Israels Regierungschef Netanjahu den Befehl gegeben… – Mehr im Blog
- Kommt Babis zurück? In Tschechien haben die Bürger in einer richtungsweisenden Wahl über ihr neues Parlament abgestimmt. Noch bis 14.00 Uhr konnten sie am Samstag ihre Stimme abgeben. Den jüngsten Umfragen zufolge hat die Partei Ano des früheren Ministerpräsidenten Babis die besten Aussichten auf einen Wahlsieg. Der Multimilliardär bezeichnet sich selbst als “Friedensstifter” und “Trumpist”. – Auch in diese Wahl hat sich die EU-Kommission eingemischt – und TikTok zur Sperrung mehrerer unerwünschter Accounts aufgefordert.
- Moldau bleibt auf EU-Kurs. Die proeuropäische Partei PAS um die proeuropäische Präsidentin Sandu hat die Parlamentswahl in Moldau gewonnen – mit massiver EU-Hilfe. – Brüssel versprach Milliardenhilfen, Kanzler Merz absolvierte einen Wahlkampfauftritt. Diese Form der europäischen Einmischung könnte Schule machen – mehr hier
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Die meistgelesenen Beiträge der Woche:
Die Ukraine drängelt sich vor, trotz mangelnder Fortschritte
Die EU-Kommission hat neue “Fortschrittsberichte” zur Erweiterung vorgelegt. Am besten schneiden Montenegro und Albanien ab – doch ganz andere, schwierige Kandidaten drängeln sich vor. Sie werden hofiert und subventioniert – im Namen der Geopolitik.
Aufgelesen: Die Wahrheit über Ukrainer im Krieg
Die Ukraine kämpfe heldenhaft gegen Putin, heißt es. Doch die Realität sieht anders aus. Viele Ukrainer sind des Kämpfens müde, schreibt der Kiew-Korrespondent der “taz”.

Erneuerung
4. Oktober 2025 @ 18:44
Orban hat es ausgeplaudert. Man geht davon aus, dass Russland eher kaputtgespielt ist als Westeuropa und heizt deshalb die Kriegsstimmung an. Da an ein schlagkräftiges Heer mit motivierten Kämpfern nicht zu denken ist, favorisiert man nun Drohnen. Da wird sich sicher der eine oder andere Spielefreak als Drohnensteuerer finden. Aber auch das wird nicht das gewünschte Egebnis bringen. Mathemaatik besteht nicht nur aus Grundschulwissen, dass 450 + 50 Millionen West- und Mitteleuropäer mehr sind als 140 Millionen Russen und deshalb Russland eher kaputt gehen muss. Da gibt es noch ein paar Randbedingungen, die ausgeblendet werden:
– Im Zweifelsfall wird China zum Eigenschutz eingreifen, und die sind ein paar mehr.
– Die Wirtschaft und die Sozialsysteme werden bereits jetzt enorm geschwächt, bei weiterer Eskalation wird einiges hier zusammenbrechen.
– Man kann die ohnehin weniger werdenden Fachkräfte nicht massenhaft der Wirtschaft entziehen und ins Militär stecken.
– Auch Zugereiste werden die Lücken nicht fünllen können.
-Man ignoriert völlig, dass das Ganze ein US-Stratgiespiel zur Schwächung Europas ist.
– Die vorgespielte Einigkeit der Europäer könnte platzen, Ungarn, die Slowakei, Polen, Belgien und Spanien weichen derzeit schon von den Lay(i)enrichtlinien ab, in unterschiedlichen Bereichen (Spanien in Bezug auf Gaza, die anderen in Bezug auf Russland).
– Mit dem Verpulvern des restlichen russischen Eigentums in Schwarzpulver und Menschenblut schießt sich Europa auch noch das zweite Bein, die finanzielle Stabilität, weg.
– Jede Bremse der technologischen Entwicklung die hier vonstatten geht, nutzt China und den Briccs.
Vielleicht entsteht ja in 20 Jahren mal, nachem Zusammenbruch, eine neue Gerichtsbarkeit für die Totengräber derzeit.