Panzerdebatte: Es geht auch um Abrams – und ums Geschäft

Im Panzerstreit hat Polen nun doch noch einen Antrag auf Exportgenehmigung bei der Bundesregierung gestellt. Doch warum will Warschau unbedingt den deutschen Leopard in die Ukraine schicken – und nicht amerikanische Abrams, über die es reichlich verfügt?

Im April 2022 hatte Polen 250 Abrams in Washington bestellt. Im Juli 2022 trafen die ersten Kampfpanzer ein. Zudem haben die USA jede Menge Abrams nach Polen verlegt – offiziell zum Schutz der Nato-Ostflanke. Die letzte Lieferung wurde gerade abgeschlossen.

Polen könnte also genausogut die Verlegung von US-Abrams in die Ukraine fordern, statt auf den deutschen Leos herumzureiten. Doch die will man in Warschau offenbar loswerden. Außerdem macht es sich im Wahljahr besser, sich mit Berlin anzulegen als mit Washington.

Die USA wollen nämlich partout keine Abrams in die Ukraine schicken – obwohl sie schon viele Kampfpanzer “präpositioniert” haben und in Polen ein Ausbildungscenter betreiben. Die offiziellen Gründe – zu komplex, zu schwer zu warten – wirken vorgeschoben.

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In Wahrheit dürfte es sowohl um strategische Erwägungen (die USA wollen sich nicht zu stark exponieren und Deutschland bzw. die EU in die Pflicht nehmen) als auch um wirtschaftliche Interessen gehen. Dies betont auch die italienische Zeitung Avvenire:

„Hinter den Kulissen tobt ein unerbittlicher Wirtschaftskrieg zwischen deutschen und amerikanischen Industriellen. Washington wittert einen großen Reibach. Es hat seinen europäischen Verbündeten die sofortige Lieferung von Panzern zugesagt, die die Panzer ersetzen würden, die an Kyjiw abgegeben werden. Bislang hatte Berlin ein nahezu exklusives Monopol auf dem europäischen Panzermarkt. Doch Washington ist bereit, dies zu unterwandern. Business geht vor.“

Noch weiter geht die “NZZ”. Die Amerikaner böten Ländern, die Leopard 2 liefern könnten, eigene gebrauchte Panzer als Ersatz und eine Industriepartnerschaft an. Wer auf das US-Angebot eingehe, sei für die deutsche Panzerindustrie kaum zurückzugewinnen.

Da versteht man doch gleich viel besser, warum sich der Panzerstreit so elend hinzieht. Unverständlich bleibt jedoch weiter, warum sich Deutschland vorführen lässt. Zumindest könnte man doch mal dezent auf das doppelte Spiel der Alliierten hinweisen…

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P.S. Dass es ums Geschäft geht, hat man auch in Berlin erkannt. Am Samstag schlug der SPD-Parteivorsitzende Lars Klingbeil einen “Pakt mit der Rüstungsindustrie” vor. Er will die Produktionskapazitäten erhöhen – vor allem für Kampfpanzer made in Germany