Nun soll es Kerry richten
In Brüssel stellt man sich auf eine lange, quälende Brexit-Krise ein. Denn solange die Briten keinen Austritts-Antrag stellen, können keine Verhandlungen beginnen. Nun soll US-Außenminister Kerry vermitteln.
Kerry kommt am Montag zunächst in Brüssel mit Kommissionschef Juncker und der EU-Außenbeauftragten Mogherini zusammen. Danach geht es weiter zu Krisengesprächen nach London.
Das ist doppelt interessant. Denn zum einen haben sich die USA nicht einmal auf dem Höhepunkt der Eurokrise so engagiert. Zum anderen wollen sie sich offenbar nicht allein auf Kanzlerin Merkel verlassen.
Merkel setzt darauf, die Krise auszusitzen und den Status Quo zu erhalten, der für Deutschland überaus günstig ist. Demgegenüber drängt Juncker auf eine schnelle Lösung, da bahnt sich Ärger an.
Die USA wiederum betrachten UK als privilegierten Partner, der auch amerikanische Interessen in EUropa vertritt, nicht zuletzt bei Terrorabwehr und Sicherheit.
“Die Interessen und die Werte, die die USA und UK verbinden, haben sich durch das Referendum nicht geändert”, betonte Kerry in Brüssel. “Niemand darf jetzt seinen Kopf verlieren”, fügte er hinzu…
Peter Nemschak
27. Juni 2016 @ 17:28
….ebenso wenig wie die wirtschaftlichen Interessen, die Großbritannien, die EU und die USA betreffen – könnte man getrost den Worten Kerrys hinzufügen.
Skyjumper
27. Juni 2016 @ 13:10
“Die USA wiederum betrachten UK als privilegierten Partner, der auch amerikanische Interessen in EUropa vertritt, nicht zuletzt bei Terrorabwehr und Sicherheit.”
Da ist ein durchaus interessanter Widerspruch erkennbar. Einerseits ist das UK tatsächlich der verlängerte Arm der USA. Aber nicht nur in der EU, sondern auch in Europa und den angrenzenden Regionen. Und UK würde die amerikanischen Interessen in Europa und den angrenzenden Regionen viel stärker vertreten können (und wohl auch wollen) wenn sie nicht mehr durch die “gemeinsame” Aussenpolitik der EU gebremst werden.
Ich glaube daher nicht das die von Obama geäusserte Ablehnung des Brexit auch der Konsensmeinung in der amerikanischen Aussenpolitik entspricht. Da dürfte es auch andere Stimmen geben.
Zumindest hat eine Brexit für die amerikanische Aussenpolitik durchaus auch Vorteile. Man sollte sich da nicht zu viel Engagement/Position erwarten.
Andres Müller
27. Juni 2016 @ 13:04
Für Merkel wäre das möglichst lange Aussitzen und Verschleppen des Brexit, ohne sich aber mit Bestimmtheit dagegen zu wehren – äusserst Lukrativ -zumindest vorerst.
Vor kurzem hat Deutschland für Schuldpapiere von 12 Monaten Laufzeit 1.125 Milliarden Euro eingenommen -anstelle das Deutschland zahlen muss erhält es jetzt von den Investoren sogar Geld – sehr viel Geld.
Je tiefer Europa in die Krise fällt, desto leichter fällt es Merkels Finanzminister Schäuble, den deutschen Staat zu finanzieren.
In der langen Geschichte Europas waren solche Zeiten, in denen Deutschland vermeinte über Jahre abräumen zu können dann stets doch von relativ kurzer Dauer -gefolgt von politischen Ereignissen an die ich jetzt besser nicht erinnern möchte.