Macron steht Athen bei – mit Kanonenbooten

Das aggressive Vorgehen der Türkei im östlichen Mittelmeer ruft nun auch Frankreich auf den Plan. Präsident Macron hat eine verstärkte Militärpräsenz seines Landes in der Region angekündigt. Am Freitag beraten zudem die EU-Außenminister über die Krise, die jederzeit in einen Krieg umschlagen könnte.

Es sei eine “gefährliche Eskalation”, schreibt “Libération”. Frankreich habe bereits zwei “Rafale”-Kampfflugzeuge nach Zypern geschickt. In den nächsten Tagen sollen Marineschiffe folgen. Es ist die klassische Kanonenboot-Politik, hinter der auch ökonomische Interessen stecken.

Denn nicht nur die Türkei und Griechenland wollen die vermuteten Bodenschätze im Mittelmeer ausbeuten. Auch der französische Energiekonzern Total hat seine Finger im Spiel. Angeheizt wird die Krise zudem durch den Verfall der türkischen Lira und den Absturz der Wirtschaft.

Unklar ist, ob der französische Vorstoß mit dem deutschen EU-Vorsitz abgegesprochen ist. Macron sagte, er begrüße die deutschen Vermittlungs-Bemühungen, die Ende Juli wohl einen Krieg abgewendet haben. Spielt er den “bad cop”, während Kanzlerin Merkel den “good cop'” gibt?

Ich denke, es ist komplizierter. Deutschland hat nämlich auch ökonomische und politische Interessen in der Region. Merkel will eine Wiederauflage der Flüchtlingskrise 2015 verhindern, Rüstungsgüter in die Türkei liefern und auch sonst die guten deutschen Geschäfte absichern.

Wir haben es also mit antagonistischen Interessen zu tun. Normalerweise wäre dies ein Fall für die EU – sie war ja mal für die Lösung derartiger Probleme gegründet worden. Doch Deutschland, das den EU-Vorsitz innehat, will den Ball flachhalten und das Problem lieber bilateral lösen.

Deshalb erwarte ich auch nicht viel von dem Krisentreffen der EU-Außenminister am Freitag. Es ist ohnehin nur eine Videokonferenz ohne Entscheidungskompetenz. Wenn überhaupt, dann kann wohl nur die USA die Krise lösen – Athen ist schon in Kontakt mit Washington…

Siehe auch “Aggressive Türkei zündelt weiter”