Nord Stream: USA belasten Ukraine
Russland ist schuld, hieß es nach dem Attentat auf die Nord Stream-Gaspipelines. Doch nun soll die Ukraine dahinterstecken – und die USA wußten schon vorher bescheid. So macht man sich unglaubwürdig.
Wir haben mehrfach darüber berichtet, dass und wie die Urheber des Nord-Stream-Attentats vertuscht werden sollen. Falsche, irreführende und widersprüchliche Informationen sind Teil dieser Bemühungen.
Die meisten “Leaks” sind deshalb kaum ernst zu nehmen. Nicht nur S. Hearsh hat ein Glaubwürdigkeits-Problem – amerikanische und deutsche Geheimdienste haben es auch (vermutlich noch mehr).
Doch nun kommt die “Washington Post” mit einer Story, die es in sich hat. Sie behauptet nicht nur (wie zuvor schon die “Zeit”), dass die Ukraine hinter dem Anschlag steckt. Dies gehe aus den Pentagon-Leaks hervor.
Das Blatt schreibt auch, dass ein europäischer Geheimdienst früh Wind von der Sache gehabt und die US-Dienste informiert habe. Washington sei so bereits drei Monate vor dem Knall detailliert im Bilde gewesen.
Nehmen wir mal einen Moment lang an, dass das stimmt (und nicht selbst eine Geheimdienst-Finte ist): Dann müsste die Kriegs-Geschichte neu geschrieben werden – für die Ukraine und die USA.
Die Ukraine wäre kein zuverlässiger Partner mehr, sondern – zumindest bei der Energieversorgung – ein Gegner, wenn nicht Feind. Dies müsste ernste Konsequenzen haben; Sanktionen wären das Mindeste.
Die USA wären Komplize – und noch dazu der Lüge überführt. Schließlich haben sie ja die Theorie gestreut, wonach “der Russe” schuld sei – und jede eigene Verantwortung zurückgewiesen.
Auch Scholz hat ein Problem
Präsident Biden wäre unglaubwürdig, Kanzler Scholz aber auch. Denn laut “Washington Post” sollen die USA ihre Informationen mit Deutschland und anderen Europäern geteilt haben.
Biden und Scholz tun jedoch bis heute so, als hätten sie von nichts gewußt. Kurz nach ihrem letzten Treffen in Washington kamen übrigens die ersten “Leaks”, die die Ukraine beschuldigen…
Siehe auch Best of 2022: Wie das Nord-Stream-Attentat vertuscht wird
P.S. Pikant ist die Geschichte auch vor dem Hintergrund der ukrainischen Gegenoffensive. Will da jemand Präsident Selenskyj ans Bein pinkeln – oder soll das Militär diskreditiert werden? Angeblich hat Selenskyj von den Anschlagsplänen nichts gewußt…und in der BILD-Zeitung darf er denn auch alles dementieren. BILD schlägt Washington Post – wer hätte das gedacht?
Stef
9. Juni 2023 @ 08:46
@ A. Varese:
Ich kann mir auch vorstellen, dass zunächst absolut nichts passiert, selbst wenn zunehmend klar wird, dass diese für Duetschland wichtige kritische Infrastruktur mindestens mit stillschweigender Billigung der Bundesregierung zerstört wurde.
Man sollte hier aber nicht übersehen, dass es neben der kurzen Frist auch eine dauerhafte Wirkebene gibt. Schält sich langsam und zunehmend erkennbar heraus, dass unsere politische Klasse eigentlich nichts zu melden hat und vornehmlich im US-Interesse handelt, bleibt dies auf Dauer nicht ohne Folgen. Nur leider ist damit keineswegs gesagt, dass die Folgen positiv werden (siehe 1933).
Art Vanderley
8. Juni 2023 @ 21:34
Die Ukraine würde weder zum Gegner noch zum Feind, eher wissen gerade die Amerikaner schon länger, daß, entgegen vielen medialen Darstellungen, die Ukrainer nicht die Guten sind, nur arbeiten sie halt auch mit fragwürdigen Partnern zusammen, wie es alle größeren Machtblöcke tun.
Die Glaubwürdigkeit würde v.a. innerwestlich massiv einbrechen, Viele haben jetzt schon ein mulmiges Gefühl angesichts des infantilen Gut-Böse-Schemas, daß uns Politik und Medien andrehen wollen, und auch jener Teil der Kritiker, der im Osten die Guten wähnt.
Vermutete Folge ist aus meiner Sicht ein (mittelfristiges) Offentreten jener neuen APO, die wir seit einiger Zeit im Netz schon haben und die, ähnlich wie in den 70er und 80er-Jahren, in einen neuen „dritten Weg“ münden könnte.
A. Varese
8. Juni 2023 @ 16:40
Machen wir uns doch nichts vor – es wird nichts passieren, schlichtweg nichts. Selbst wenn die Täternation (ausser Russland selbstverständlich) die Verantwortung dafür übernehmen würde. Es wird in diesem Fall so hingedreht, dass dieser Akt selbstverständlich im Sinne der BR Deutschland und, vor allem!, der Bekämpfung des Klimawandels ist. Mit letzterem Argument wird man zumindest ALLE Grünen, einschließlich FFF und Letzte Generation (die im übrigen rein gar nichts gegen von militärischen Waffen verursachtes CO2 hat) restos überzeugen.
Ich würde mich wundern, wenn ich ich irrte.
Arthur Dent
8. Juni 2023 @ 11:47
“Es ist nicht passiert. Nichts ist jemals passiert. Selbst als es passierte, ist es nicht passiert. Es spielte keine Rolle. Es interessierte niemanden.” (Kleiner Auszug aus Harold Pinters Nobelpreisrede).
Passt hier ganz gut, um das Verhalten der deutschen Regierung, der Politik und der Hauptmedien insgesamt zu beschreiben.
Die Zerstörung der Pipelines- Es war halt nicht von Belang.
ebo
8. Juni 2023 @ 11:56
Nennt man “Zeitenwende”. Hat Nord Stream jemals existiert? Egal, jetzt ist das kein Thema mehr…
Stef
8. Juni 2023 @ 11:29
Scholz muss jetzt öffentlich und umfassend persönlich Stellung nehmen. Sonst darf man ihn nach Lage der Dinge einen Mittäter nennen.
Towanda
8. Juni 2023 @ 09:52
Könnte damit zu tun haben?
https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html
Lakitom
8. Juni 2023 @ 10:29
Jetzt läuft das Theater ab, was die Rand-Corporation (ThinkTank der US-Reg) bereits im Jan 2022 veröffentlich, aber natürlich nie bestätigt hat. Seymore Hersh hat die wahrscheinlichste Antwort auf die Zerstörung der NordStream-Pipelines geliefert. Was jetzt passiert ist “finger-pointing”, um aus dieser ganzen Ukraine-Geschichte rauszukommen. Typisch Hegemon. Der Vasall Deutschland ist am Boden – wie vorgesehen. Zumindest das war “erfolgreich”. Und unsere “Politik” findet das anscheinend ganz normal. Solange wir Bürger uns das gefallen lassen, ist doch alles bestens.
KK
8. Juni 2023 @ 02:48
Wenn Personen aus der Bundesregierung frühzeitig Kenntnis gehabt haben sollen, dann ist das mE von strafrechtlicher Relevanz und ein Fall für den Generalbundesanwalt!
Aber wahrscheinlicher noch wird demnächst dann das grüne Spaghettimonster verantwortlich gemacht…
Hekla
7. Juni 2023 @ 19:19
Ich hoffe, dass es sich in Deutschland wenigstens ein Parlamentarier oder ein Journalist findet, der bereit ist, den Bundeskanzler hierzu zu befragen. Regierungssprecher Hebestreit hat sich heute rausgewunden, aber ich bin der Meinung, in so einer existenziell wichtigen Sache muss der Kanzler sich selbst äussern.
Inzwischen wäre mir eine solide, aber mutige Lüge ( in der Art von “ Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“ in der Barschel-Affäre) noch tausendmal lieber, als Schweigen, Sich Herauswinden und das Thema unter dem Teppich zu kehren. Seine Bürger sollten ihm das wert sein, dass er mit ihnen redet, es gibt kaum jemanden, den dieses Thema nicht umtreibt. Er muss mt uns reden, denn es wäre unerträglich zu denken, dass er sein Land aus Bündnisräson verraten hat, dass er nichts unternommen hat, diesen Anschlag zu verhindern und sich dann durch sein Schweigen auch noch zum Komplizen von Terroristen einer fremden Macht gemacht. Gäbe es Ungeheuerlicheres, was ein Politiker seinem Land, seinem Volk antun könnte?
european
7. Juni 2023 @ 16:52
Mein Eindruck ist, dass wir noch viel mehr Geschichten hören werden, so lange, bis niemand mehr hinhört. Verwirrung stiften ohne Ende. Das ist das Ziel.
„Ukrainische Spezialeinheit“ – für ein solches Manöver? Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Bisher musste die Ukraine für alles und jedes erst einmal Material und die passenden Ausbilder bekommen und gerade bei den Nordstream-Sprengungen war man sich bisher einig, dass das nur von einem Land kommen kann, das sowohl über Equipment als auch die ausgebildeten Spezialtaucher verfügt. Das schränkte die in Frage kommenden Länder auf USA und Großbritannien mehr oder weniger ein.