Nord Stream 2: USA mischen sich in Ampel-Gespräche ein

Die Koalitionsverhandlungen in Berlin sind ins Stocken geraten. Ein Grund ist der Streit über die russische Gaspipeline Nord Stream 2. Jetzt mischen sich auch noch die USA ein – und setzen Kanzler in spe Scholz unter Druck.

Die EU warnt regelmäßig vor ausländischer Einmischung bei Wahlen – und geht gegen “Desinformation” und “Manipulation” vor. Nach der Europawahl stand auch die Bundestagswahl unter besonderer Beobachtung aus Brüssel.

Doch was ist, wenn die Einmischung auf die Koalitionsverhandlungen im größten EU-Land zielt? Und wenn sie nicht von Russland oder China ausgeht, sondern von unserem wichtigsten Alliierten?

Genau das erleben wir gerade bei den Ampel-Gesprächen. Die USA machen Druck auf die Koalitonäre in Berlin, aber auch auf Brüssel und Paris, um einen schnellen Start von “Nord Stream 2” zu verhindern.

Dies berichtet die “Süddeutsche”. Die Amerikaner dringen demnach darauf, dass Deutschland die Gaspipeline, die noch eine Betriebsgenehmigung braucht, gegenüber dem Kreml als Druckmittel einsetzt.

Die US-Seite erwartet offenbar von Berlin, dass es das laufende Zertifizierungsverfahren für die Pipeline bei der Bundesnetzagentur stoppt oder zumindest überprüft.

Damit mischen sie sich nicht nur in die Geschäfte der alten, nur noch geschäftsführenden Regierung unter Kanzlerin Merkel ein (die ein Ende der US-Sanktionen gegen Nord Stream ausgehandelt hatte).

Nein, sie setzen auch Kanzler in spe Scholz und die Ampel-Parteien unter Druck. Die Grünen, die Nord Stream 2 ablehnen, bekommen Schützenhilfe aus Washington, Scholz und seine SPD stehen unter Druck.

Dies führt zu massivem Streit – gerade bei außenpolitischen Themen wie Nord Stream stocken die Koalitionsverhandlungen, wie der “Spiegel” berichtet (leider hinter einer Paywall).

Was lernen wir daraus? Es sind nicht nur die bösen Russen, sondern auch unsere amerikanischen Freunde, die versuchen, auf demokratische Prozesse in der EU und in Deutschland Einfluß zu nehmen.

Und: Es ist wenig hilfreich, dass die Koalitionsverhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden. So ist ausländischer Einmischung Tür und Tor geöffnet – die Wähler merken es meist nicht einmal.

Vermutlich sollen sie es auch nicht wissen, was hinter ihrem Rücken geschieht. Denn mit der demokratischen Wahlentscheidung des Souveräns hat all das nichts mehr zu tun…

Mehr zu Nord Stream 2 hier. Siehe auch USA mischen sich in Energiepolitik ein – und schüren Streit