Noch ist Italien nicht verloren

Die Eurogruppe hat sich besorgt über die höhere Neuverschuldung in Italien geäußert. Der Budgetentwurf habe „Fragen und Sorgen“ ausgelöst, sagte Eurogruppen-Chef Centeno. Doch Grund zu Panik besteht nicht.

Denn zum einen haben sich die Märkte – entgegen der Erwartung mancher EU-Politiker in Berlin und Brüssel – wieder beruhigt. Der Ausverkauf von Aktien und Staatsanleihen aus Italien hat sich nicht fortgesetzt.

Zum anderen hat Finanzminister Tria erklärt, dass der Budgetentwurf noch nicht endgültig sei. Bis zur offiziellen Vorlage in Brüssel am 15. Oktober könnte es also Nachbesserungen geben. So viel Zeit muss auch sein.

Denn schon jetzt den Stab über Italien zu brechen und lauthals nach Strafe zu rufen – ja sogar auf einen „heilsamen“ Schock an den Märkten zu rufen – wäre kontraproduktiv und brandgefährlich.

Schließlich plant nicht nur Italien eine höhere Neuverschuldung, sondern auch Frankreich. Beide Länder bleiben jedoch im Rahmen des Erlaubten von 3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist beherrschbar.

Außerdem hilft es keinem, schlafende Hunde zu wecken. Einige europäische Institutionen legten es darauf an, „Terrorismus an den Märkten zu schaffen“, klagt der Chef der populistischen 5-Sterne-Bewegung, Di Maio.

Damit zielt er offenbar auf Währungskommissar Moscovici ab. Der Franzose hatte die Lage „explosiv“ genannt. Doch er gehört nicht zu den Hardlinern wie Juncker-Vize Dombrovskis. Di Maio hat sich im Ziel getäuscht.

Statt die Stimmung anzuheizen, sollten sich alle Beteiligten lieber noch einmal ruhig zurücklehnen. Wenn alles nicht hilft, kann Kanzlerin Merkel ja noch einmal einen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin organisieren.

Was bei Sultan Erdogan möglich war, sollte für die Regierung eines EU-Gründungslandes doch kein Problem sein. Erdogans Visite führte übrigens zu einer (leichten) Entspannung in der krisengeschüttelten Türkei…

WATCHLIST:

  • Bekommt CSU-Mann Weber Konkurrenz? Der frühere finnische Premier Stubb will nach Medienberichten am Dienstag seine Bewerbung um die Spitzenkandidatur der Europäischen Volkspartei bei der Europawahl 2019 bekannt geben. Im Gegensatz zu Weber verfügt Stubb über reichlich Regierungserfahrung. Außerdem ist er mit dem Internet und den neuen sozialen Medien bestens vertraut – ein klarer Vorteil gegenüber dem deutschen Mitbewerber.

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