Noch ein Bock zum Gärtner
Der neue britische EU-Kommissar J. King soll sich um Sicherheit und Terrorbekämpfung in Europa kümmern. So hat es Kommissionschef Juncker entschieden – und erneut den Bock zum Gärtner gemacht.
Schließlich haben sich die Briten in den letzten Jahren vornehm zurückgehalten, wenn es um den Kampf gegen den IS-Terror und Einsätze in Syrien ging. In der Flüchtlingskrise waren sie ein Totalausfall.
Dass die Abtrünnigen nun ausgerechnet Junckers neue “Sicherheitsunion” aufbauen sollen, dürfte vor allem vom Terror gebeutelten Ländern wie Frankreich und Belgien sauer aufstoßen.
Schließlich stellt der Brexit selbst ein Sicherheitsrisiko dar, wie beim Nato-Gipfel in Warschau deutlich wurde. Sogar die USA machen sich sorgen um den wankelmütigen Nato-Partner.
Aber egal – immerhin bleibt sich Juncker treu. Schließlich hat er auch einen Griechen mit der Flüchtlingspolitik und den digitalen Neuländer Oettinger mit der Digitalunion betreut.
Den Bock zum Gärtner zu machen ist Junckers Markenzeichen. Ich bin mal gespannt, was das Europaparlament dazu sagt – es muss die bizarre Wahl noch absegnen…
Skyjumper
3. August 2016 @ 12:00
Ehrlich gesagt ist das mal eine Entscheidung von Juncker die ich für ganz geschickt halte. Zum einen ist King wenigstens nicht völlig unbeleckt beim Thema Sicherheit, was ja gerade beim völligen Neuaufbau eines Ressort nicht schädlich ist.
Zum anderen ist es clever den britischen Kommissar (den es ja nun einmal bis auf weiteres noch geben muss) in einen Bereich zu platzieren wo er nichts mit den Brexit-Verhandlungen zu tun hat. Das konnte nur ein völlig neuer Bereich sein, und dafür gibt es nicht mehr so viele die sich anbieten.
Claus
3. August 2016 @ 18:38
@Skyjumper: Mit dem absehbaren Ausscheiden des UK aus der EU ist J. King doch jetzt schon eine “Lame Duck”. Und das für ein Ressort, das in Anbetracht der aktuellen Ereignisse zu den wichtigsten für das Überleben der EU gehört? Was daran geschickt sein soll, erschließt sich mir noch nicht so richtig.
Skyjumper
3. August 2016 @ 22:41
@Claus
Ich verstehe was Sie meinen. Aber eine Lame Duck wäre der Brite eben auf jeden Posten wie Sie schon richtig anmerkten. Und eine vollkommen neues Ressort ist naturgemäß zunächst einmal das unwichtigste, da zunächst sowieso gänzlich ohne funktionierende Strukturen.
An jeder anderen Stelle hätte er mehr geschadet. Und ein neues Ressort zu schaffen das bereits auf dem Papier unbedeutend ist wäre undiplomatisch gewesen.
Claus
3. August 2016 @ 09:33
Na, wenn mit Oettinger ein Digitalkommissar in das EU-Politbüro gewählt werden konnte, der weder vom Digitalen noch von der englischen Sprache den blassesten Schimmer hat, sollte Julian King, der ein Land vertritt, welches die EU verlassen will und in puncto europäischer Sicherheitsarchitektur vermutlich auch nicht das schärfste Messer in der Schublade ist, auch keine Probleme mit dem „EU-Parlament“ haben. Dort entscheidet ausschließlich der Daumen des Fraktionsvorsitzen, zeigt er nach oben oder nach unten? Und für die lästigen Details gibt es in King’s Kommissariat dann ja wohl einen Stab von mindestens 30 Mitarbeitern. Wie sagte einer meiner früheren Chefs? „Sachkenntnisse machen konfus und versperren die Sicht für das Wesentliche!“ Wie recht er hatte!
S.B.
3. August 2016 @ 08:48
“Ich bin mal gespannt, was das Europaparlament dazu sagt – es muss die bizarre Wahl noch absegnen…” – Das quasi rechtlose Europa-Parlament, das ohnehin nichts Wesentliches zu bestimmen hat, wird wie immer zustimmen. Was bleibt ihm auch anderes übrig. Es kann ja noch nicht einmal selbst Vorschläge machen, muss also irgendwann irgendeinem Vorschlag der Klüngel-Brüder um Junker & Co., wozu übrigens auch der Parlamentspräsident Schulz gehört, zustimmen. Das Europa-Parlament ist eine reine Kasperbude mit sehr vielen, finanziell sehr gut ausstaffierten Kaspern und dem Oberkasper Schulz. Aber für das üppige Salär kann man sich im Zweifel damit abfinden, nur Kasper zu sein.
Im Übrigen ist die EU in jeder hier benannten Hinsicht genauso ein Totalausfall, wie die Briten. Wen wunderts? Ist doch alles ein “bunter” Haufen, zu dem bis dato auch die Briten noch gehören.
Peter Nemschak
3. August 2016 @ 07:25
Warum haben sich Franzosen und Belgier wieder einmal nicht durchgesetzt ? Bei der Terrorbekämpfung kommt es entscheidend auf den Datenaustausch zwischen den Geheimdiensten an. Da haben sich alle EU-Mitglieder zurückgehalten. Nicht einmal im Inland funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos.
ebo
3. August 2016 @ 08:42
@Nemschak Das war eine Chefsache. Juncker hat einen Ersatz für den britischen Kommissar Hill gesucht. Dass er dessen Nachfolger mit der Sicherheit betreuen, war weder für Franzosen noch für Belgier absehbar. Es ist ja auch völlig absurd…
Peter Nemschak
3. August 2016 @ 09:17
Die Reaktion der Betroffenen war nicht besonders laut. Sie könnten Juncker die Freude an seinem Amt so verderben, dass dieser den Hut nimmt.