Neues vom Wirtschaftskrieg (79): Entspannt in die sogenannte Pleite

Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Das Gold-Embargo kommt nicht so schnell wie erwartet. Stattdessen zielen die G-7 auf die russische Rüstung. Und dann war da noch der Zahlungsausfall, der keinen juckt.

  • Russland kann ausländische Gläubiger nicht bezahlen und schlittert damit in die Zahlungsunfähigkeit. Doch die Finanzmärkte reagieren gelassen. Auch die russische Regierung gibt sich entspannt. Es ist unklar, ob Russland bereits technisch pleite ist oder erst heute Abend. Fest steht aber: Zunächst ändert sich nichts. Russland ist zwar erstmals seit mehr als einem Jahrhundert mit dem Begleichen von Auslandsschulden in Verzug geraten. Das liegt aber nicht daran, dass der Regierung das Geld ausgegangen ist. Das Land kann fällige Zinszahlungen deshalb nicht leisten, weil es vom globalen Finanzsystem weitgehend isoliert ist. Das führt dazu, dass die russische Regierung das Geld nicht an die ausländischen Gläubiger überweisen kann, obwohl es zur Verfügung steht. – Auch hier schießt sich der Westen selbst ins Knie. Wegen der Sanktionen kann Russland nicht zahlen – im Zweifel trifft das die Gläubiger stärker als das angeblich gestrafte Land.
  • Im Mittelpunkt neuer Sanktionen gegen Russland sollen laut G7-Erklärung die Rüstungsindustrie und der Technologiesektor stehen. “Wir sind entschlossen, Russlands Einnahmen, auch aus Gold, zu reduzieren”, hieß es in dem Papier. Weitere Details wurden nicht genannt. Das Weiße Haus teilte beim Gipfel mit, die Maßnahmen richteten sich unter anderem gegen militärische Produktions- und Lieferketten. Die USA würden in Abstimmung mit den G7-Staaten Sanktionen gegen Hunderte weitere Personen und Institutionen erlassen sowie Strafzölle auf zahlreiche russische Produkte erheben. US-Präsident Joe Biden hatte am Sonntag angekündigt, die G7 würden ein Importverbot für Gold aus Russland verhängen. – Offenbar wurden all diese Sanktionen in Washington vorbereitet. Alle Details kamen immer zuerst aus dem Weißen Haus. Dabei hat Deutschland doch den G-7-Vorsitz 😉
  • Gold-Embargo: Deutschland stellt sich quer. Vor Beginn des G7-Gipfels hatten Großbritannien, die USA, Kanada und Japan eine Ausweitung ihrer Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs angekündigt. Die vier G7-Länder sollen “in Kürze” ein Verbot der Einfuhr von russischem Gold in Kraft setzen, hieß es im Vorfeld des Treffens. Die US-Regierung hat bislang gehofft, dass sich bis zum Gipfelende auch Deutschland und die anderen EU-Länder unter den G7 den Gold-Sanktionen anschließen. Nun hat sich Deutschland bei der neuen Runde der US-Sanktionen offenbar quergestellt. Die G7-Staaten werden sich nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz nicht abschließend auf ein Gold-Embargo gegen Russland verständigen können.

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