Neues vom Wirtschaftskrieg (75): “Fünf Jahre der Knappheit”
Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Finanzminister Lindner rechnet mit einer Wirtschaftskrise von mehreren Jahren. Die EU heizt die Spannungen um Kaliningrad an. Und China richtet den BRICS-Gipfel aus – Russland könnte sich neue Märkte erschließen.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) schwört die Bürger in Deutschland auf eine lange Phase mit Entbehrungen ein. “Meine Sorge ist, dass wir in einigen Wochen und Monaten eine sehr besorgniserregende Situation haben könnten”, sagte Lindner. “Es geht ja um drei bis vier, vielleicht fünf Jahre der Knappheit. Und dafür müssen wir eine Antwort finden.” Er fügte an: “Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation.” – Der gute Mann hat die Sanktionen vergessen. Sie verknappen das Angebot, treiben die Energiepreise, und heizen so auch die Inflation an. Bemerkenswert ist, dass Lindner nicht mehr mit vorübergehenden Problemen rechnet, sondern mit einer schweren Krise – Experten sprechen bereits von Rezession, manche gar von einer Depression…
Der chinesische Präsident Xi Jinping richtet am Donnerstag einen virtuellen Gipfel der sogenannten Brics-Staaten aus, zu denen neben China auch Russland, Brasilien, Indien und Südafrika zählen. Es ist das erste Treffen der Gruppe seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Wegen der vom Westen verhängten Sanktionen lenke Russland seine Wirtschaftskontakte und Handelsströme “aktiv auf zuverlässige internationale Partner um, zuvorderst die Brics-Staaten”, sagte Kreml-Chef Wladimir Putin. China und Indien kaufen große Mengen russischen Öls. In dem 2009 gegründeten Brics-Format der führenden Schwellenländer leben mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die fünf Staaten erwirtschaften fast ein Viertel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.
Kurz vor dem EU-Gipfel in Brüssel zeichnet sich im Streit um die russische Exklave Kaliningrad keine Entspannung ab. Die EU will sich hinter Litauen stellen – die Union sucht die Machtprobe mit Russland.Einige Staats- und Regierungschef wollten den Streit auf dem Gipfel ansprechen, sagte ein Insider in Brüssel. Nötig sei dies aber eigentlich nicht. Denn die EU stehe geschlossen hinter Litauen. Das baltische Land hatte den Transit von Kohle, Stahl und anderen russischen Gütern nach Kaliningrad verboten und zur Begründung auf EU-Sanktionen verwiesen. Bisher wurden die allerdings nur im Export angewandt. In Sanktionspaket Nummer 4 sei jedoch auch der Transit verboten worden, so der Insider. Allerdings ist die EU bereits bei Strafmaßnahme Nummer 6 – wieso wurde also nicht schon früher gehandelt?
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier
european
24. Juni 2022 @ 12:37
@Armin Christ
Ich musste gestern einfach nur noch lachen, obwohl ich mir der Tragik sehr bewusst bin.
Da stellt sich einer der Hauptverursacher der aktuellen und weiter andauernden Energiekrise ernsthaft vor das staunende Volk und warnt vor der Krise, die er selbst verursacht hat.
Ganz mein Humor :))))
Fehlt nur noch, dass Mr Beans um die Ecke kommt.
Dieser Politiker ist lt statista der beliebteste Politiker in Deutschland im Juni, dicht gefolgt von Annalena Baerbock.
Was ist los mit den Deutschen?
ebo
24. Juni 2022 @ 13:11
Die meisten können nicht zwischen dem Krieg Russlands und den Sanktionen gegen Russlan unterscheiden. Viele setzen das in eins – und Habeck bestätigt sie darin. Dabei ist jede einzelne Sanktion eine bewußte Entscheidung der EU, die völlig unabhängig vom Krieg getroffen wird. Und beim Ölembargo ist Habeck sogar vorgeprescht…
Burkhart Braunbehrens
25. Juni 2022 @ 14:13
Das ist doch völlig abwegig ! Unterschied zwischen dem Krieg und den Sanktionen.
Ohne den Krieg gäbe es die Sanktionen nicht. „unabhängig vom Krieg“????
Die meisten können nicht unterscheiden, aber DU ! Du kannst und willst Dich nicht entscheiden. Wie komme ich raus aus diesem Blog ?
ebo
25. Juni 2022 @ 14:17
Die Sanktionen wurden schon Monate vor dem Krieg vorbereitet, sagt Scholz. Und schon Jahre vorher gab es US Sanktionen gegen Nord Stream 2. Schon vergessen?
european
25. Juni 2022 @ 16:53
@ebo
Zustimmung!
Es hat in den letzten Jahren genügend Kriege rund ums Mittelmeer und Umland gegeben. Da sind aber die Amerikaner bzw. die NATO einmarschiert und haben gewütet als gäbe es kein Morgen. Wenn man über Abschlachten reden möchte, dann sollte man dort hinsehen, darüber nachlesen.
Nichts ist passiert, weil niemand die Amerikaner sanktioniert hat. Wir haben zumindest im Irak und in Libyen nicht mitgemacht und bilden uns heute noch etwas darauf ein. Wir sagen nichts zu amerikanischen Kriegsverbrechen, siehe Assange.
Anm: Mittlerweile drängt sich mir übrigens das makabre Gefühl auf, dass alle darauf hoffen, dass er einfach wegstirbt. Man würde ihn bedauern, Krokodilstränen vergießen, aber das Problem wäre gelöst und in USA gäbe es keinen aufsehenerregenden Prozess gegen die Pressefreiheit.
Deutsche Politiker haben bisher nicht begriffen, dass es internationale Zusammenhänge gibt, dass man nicht beliebig irgendwelche Knöpfe drücken kann ohne dass es Auswirkungen gibt, im Zweifel auf einen selbst. Das gilt ebenso für das Geldsystem, für Einwanderung, für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Alexander
25. Juni 2022 @ 20:05
“Wie komme ich raus aus diesem Blog ?”
Rechts oben gibt es doch so ein “x”? An der Stelle brauchen Sie bloß einen Nagel einzuschlagen!
Für Menschen mit einer gewissen geistigen Beweglichkeit hätte ich noch diese Zeilen, die ich jetzt mal 1:1 aus einer Untertiteldatei eines Youtube-Videos vom 18.6. mit Scott Ritter herauskratze:
poroshenko just came out and said something that i don’t think anybody in the west has picked up […]
he said the minsk accord was never serious we never intended to implement it
we signed the minsk accord in 2015 and remember that’s part of the normandy format that’s together with that’s guaranteed guarantees of germany and france […] but what guarantees were really given because poroshenko said we were never going to sign it
the normandy format knew we were never going to sign it the purpose of it was to buy time so nato could build our military so that we could retake crimea and solidify the donbas
Kleopatra
26. Juni 2022 @ 08:45
@ebo: Dass Sanktionen vor einem Krieg vorbereitet wurden, steht damit nicht im Widerspruch, dass sie jetzt als Reaktion auf den Krieg aktiviert wurden. Es ist dieselbe Sache wie wenn man Waffen zur Verteidigung kauft.
Dass Russland bereit ist, Unterbrechungen der Gaslieferung als politisches Druckmittel zu nutzen, sollte seit längerem bekannt sein. Nur gegen Deutschland wurde es bisher nie praktiziert, und deshalb sind die Naivlinge, für die russisches Gas die Lösung aller Probleme vom Atomausstieg bis zum Kohleausstieg war, jetzt auf einmal entsetzt.
european
24. Juni 2022 @ 00:47
Heute in den Tagesthemen:
“Wirtschaftsminister Habeck hat in den tagesthemen vor den Folgen gewarnt, falls Energieversorger nicht mehr in der Lage sein werden, Gas einkaufen zu können. Ein solcher Ausfall müsse verhindert werden – sonst drohe eine schwere Rezession.”
Hilarious 🙂 🙂 🙂
Armin Christ
24. Juni 2022 @ 10:08
Dieser Kinderbuchautor macht, ohne an nationale oder EUropäische Interessen zu denken, die Politik, die er aus Washington vorgegeben bekommt.
Ist das Hochverat ?
Bei jedem Geblubber das der losläßt steigen die Energiepreise und meine Inflation bei Sprit und Lebensmittel sind real so um die 30-40% und nicht die verkündeten 7kommanochwas %. Die Energieabhängigkeit von Russland durch eine neue Abhängugkeut von der Musterdemokratie Kathar oder den USA einzutauschen ist gerade bei den Preisen einfach nur Wahnsinn.
Auch wenn ich als überzeugter Sozialdemokrat (mittlerweile außerhalb der SPD) sehr, sehr viel an der Politik von Helmut Schitt auszusetzen hatte, so wünsche ich mir seine realpolitische Sicht und die Wahrung nationaler Interessen zurück.
Alexander
23. Juni 2022 @ 21:47
„Remarks by President Biden on Gas Prices and Putin’s Price Hike“
https://www.whitehouse.gov/briefing-room/speeches-remarks/2022/06/22/remarks-by-president-biden-on-gas-prices-and-putins-price-hike/
Muss man wissen!
Waldgänger
23. Juni 2022 @ 17:43
Ich wünsche allen verantwortlichen Amtsträgern, die die Moral über die Interessen ihres Landes und deren Bürger*innen stellen und den wirtschaftlichen und sozialen Selbstmord initiieren, dass sie für das, was sie derzeit anrichten, eines Tages geradestehen müssen und zur Verantwortung gezogen werden. Ich bin sicher, dieser Tag wird kommen!
Holly01
23. Juni 2022 @ 22:02
” …. , dieser Tag wird kommen! ”
Ist das nun Verzweiflung oder Optimismus?
Wir bekommen trotz steigender Übersterblichkeit und hunderten Studien ja nicht einmal Spahn und Lauterbach vor Gericht oder das PEI und das RKI aufgelöst.
Stand Scheuer vor Gericht?
Hat man Schröder und Fischer vor Gericht gebracht?
Bei Verzweiflung und Resignation wäre ich bei Ihnen, bei Optimismus nicht.
Das wird noch schlimmer, viel viel schlimmer.
Waldgänger
24. Juni 2022 @ 20:57
„Sollte etwa Ohnmacht zum Wesen der Wahrheit gehören und Betrug im Wesen der Sache liegen, die wir Macht nennen?“
Hannah Arendt
Nicht verzagen….das Wesen der Wahrheit wird die lichtvolle Antwort sein.
Armin Christ
24. Juni 2022 @ 10:09
Dazu müssen wir allerdings erst einmal wieder “Hammer und Sichel” auspacken.
Holly01
24. Juni 2022 @ 13:51
@ Armin Christ:
Ich kenne kein einziges Beispiel, wo Kommunismus oder Sozialismus zu einer besseren Welt geführt hätten.
Ich kenne viele Beispiele dafür das es den Leuten in der DDR besser ging (also den Armen) als in der BRD, aber insgesamt waren das ja alles nur fragmentierte Propaganda Aspekte, so wie der Sprung beim Lebensstandard in der 1970ern.
Nein. Was wir brauchen ist Bildung der Masse. Unabhängig von Lobbyeinflüssen (auch unabhängig von staatlichem Lobbyismus).
Wir brauchen eine neue staatliche Säule im Bereich Wissenschaft.
Diese Drittmittel verseuchte Bestellgutachten produzierende Pseudowissenschaft (Leopoldina bei Corona zB) muss aufhören.
Das Rechtswesen muss komplett neu aufgestellt und den Parteieneinflüssen komplett entzogen werden.
Die BWLer müsse aus den Vorständen raus. Da müssen wieder Techniker rein.
Die deutschen Oligarchen müssen gezwungen werden zu erkennen, das ihr Vermögen die Ursache der Problem ist.
Die normalen Menschen müssen inhaltlich komplett anders aufgestellt werden.
Am Anfang war das Ende der deutschen Parteiendiktatur.
Wenn wir diese *ixxer loswerden die da produziert werden, wäre schon viel gewonnen. Die sind ja inzwischen so unerträglich, das man nur noch kotzen möchte wenn man die *otzen (joa, auch die männlichen) nur auf dem Screen sieht.
Da müssen endlich Köpfe wegen Unfähigkeit rollen und das Gesetz zur Haftung im Amt das die Nazis abgeschafft haben, muss neu geschrieben werden.
Amtsträger müssen haften !!
european
23. Juni 2022 @ 09:35
Es wird Massenentlassungen geben, die man Russland in die Schuhe schieben wird.
Ich bin sicher, dass die dazugehörigen Pressemitteilungen bereits in den Schubladen der Vorstände liegen. Es gab ja schon länger entsprechende Ankündigungen, aber so werden sie widerstandslos durchgewunken werden. Die Wirtschaft ist erstaunlich still, das sollte zu denken geben.
Wenn man vorgehabt haben sollte, einen geopolitischen Shift zu verhindern, dann kann man dieses Vorhaben getrost als gescheitert betrachten. Die “Gegenseite” wurde so gestärkt, wie es kein noch so gutes Wirtschaftsfoerderungsprogramm hätte leisten können.