Neues vom Wirtschaftskrieg (280) – Stahlzölle: Die EU eifert Trump nach
Die EU will Bewegungsfreiheit russischer Diplomaten einschränken. Brüssel will die russische “Schattenflotte” in Ostsee stoppen. Und bei den Stahlzöllen eifert die EU-Kommission Trump nach.
- Stahlzölle: Die EU-Kommission eifert Trump nach. Die EU-Kommission will die heimische Stahlindustrie mit deutlich höheren Zöllen vor billiger Konkurrenz aus Ländern wie China schützen. Zudem soll die Menge für zollfreie Importe nahezu halbiert werden, teilte der zuständige EU-Kommissar Séjourné mit. Konkret solle der Zollsatz für Importe, die darüber hinausgehen, auf 50 Prozent verdoppelt werden. Es gehe darum, die Stahlproduzenten und Arbeitsplätze zu retten. „Das ist die Reindustrialisierung Europas“, so Séjourné. (dpa) – Zunächst einmal ist es die Amerikanisierung Europas. Die EU eifert nämlich US-Präsident Trump und seinen Strafzöllen auf Stahl und Aluminium nach, die dazu führen, dass billiger Stahl aus China und Fernost vor allem auf den europäischen Markt strömt. Statt den Freihandel zu verteidigen, den man in Sonntagsreden beschwört, setzt die EU nun auch auf Protektionismus.
- Brüssel will russische “Schattenflotte” in Ostsee stoppen. The EU is preparing legal grounds to stop at least 16 suspicious oil tankers if they enter the Baltic Sea in the future, as drone threats increase the risks of oil spills and cable cutting originating from Russia’s “shadow fleet”. (…) According to internal documents obtained by EUobserver, the EU plans to blacklist an additional 120 Russian “shadow fleet” oil tankers as part of the 19th sanctions package. This would bring the total number of listed vessels to 568. (EU Observer) – Die Pläne gehen offenbar weit über das bisher übliche “Listing” von Öltankern hinaus. Folgt man dem “EU Observer”, so will die EU suspekte Schiffe auch in der Ostsee stoppen. Russland nennt das “Piraterie”…
- EU will Bewegungsfreiheit russischer Diplomaten einschränken. Die EU-Länder steuern offenbar auf eine Einigung zur Beschränkung der Bewegungsfreiheit russischer Diplomaten innerhalb der Staatengemeinschaft zu. Eine formelle Vereinbarung gebe es jedoch noch nicht, sagten EU-Diplomaten. Dem Vorschlag des diplomatischen Dienstes der EU zufolge müssten russische Diplomaten ihre Reisen in andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union künftig anmelden. Regierungen hätten dann die Möglichkeit, ihnen die Einreise zu verweigern. (n-tv) Der Sender begründet die Maßnahme mit Drohnensichtungen. In Wahrheit hat sie aber nichts damit zu tun. Diese neue Sanktion wird in Brüssel seit Wochen diskutiert!
Siehe auch Neues vom Wirtschaftskrieg (279): Exporte in die USA brechen ein. Mehr zum Thema hier

Arthur Dent
8. Oktober 2025 @ 13:11
ThyssenKrupp ist bereits selig über die höheren Strafzölle.
Horst Köhler hatte seinerzeit geäußert, man braucht die Bundeswehr zum Freihalten der Handelswege. Bald werden wohl russische Kriegsschiffe die Handelsschiffe in internationalen Gewässern eskortieren. Ich bin auch gespannt, wann chinesische Fregatten vor Helgoland auftauchen.
Robby
8. Oktober 2025 @ 11:57
Das festsetzen der Tanker, euphemistisch „Schattenflotte“ genannt, ist ein Casus Belli. Sagen was ist. Ob die das in Brüssel verstehen?
KK
8. Oktober 2025 @ 13:18
Es gibt wohl auch schon die Idee, die Ostsee für russische Schiffe dicht zu machen, eine faktische Seeblockade. Dann wäre die Krim Russlands einziger eisfreier Seezugang… sicherer könnte die NAhTOd keinen grossen Krieg provozieren.
[https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10126 ]
Thomas Damrau
8. Oktober 2025 @ 10:48
„Vom Großen Bruder lernen, heißt siegen lernen“ – das wurde schon den BürgerInnen der DDR gepredigt. Und wenn wir ehrlich sind, wurde es auch den BürgerInnen der alten BRD gepredigt. Nur dass der Große Bruder halt woanders regierte.
Trump hat die Globalisierung abgekündigt und so langsam adoptiert auch die EU-Kommission Trumps Weltsicht. Und wenn wir noch einmal ehrlich sind, war die Handelspolitik der EU schon immer asymmetrisch: Die EU bestimmt, welche Rohstoffe sie aus dem Globalen Süden braucht und welche EU-Waren der Globale Süden unter Androhung der Todesstrafe ins Land zu lassen hat.
Diese Entwicklung ist also neu und dann doch wieder nicht so neu.
Interessant finde ich dagegen die schleichend steigende Akzeptanz des Trumpismus durch die EU. Wobei: Auch das aggressive „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und muss mit allen Mitteln bekämpft werden“ hatte die EU schon vor Trump im Repertoire.