Neues vom Wirtschaftskrieg (245): EU verhängt Strafzölle gegen China
Die Ukraine steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Weltbank stuft Russland als Hocheinkommens-Land ein. Und die EU verhängt umstrittene Strafzölle gegen China.
- EU verhängt umstrittene Strafzölle gegen China. Die EU-Kommission macht Ernst: Wie angedroht, sollen ab Freitag (5. Juli) die neuen Strafzölle auf E-Autos aus China greifen. Die Verhandlungen mit Peking hätten bisher kein Ergebnis gebracht, hieß es in der Brüsseler Behörde. Deshalb würden die Sonderzölle, die bis zu 38 Prozent betragen können, wie angekündigt eingeführt. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte die Zölle bereits Mitte Juni angekündigt. Der Grund: Chinesische E-Autos würden vom Staat subventioniert, was den Wettbewerb verzerre und der europäischen Industrie schade. Wegen deutscher Bedenken wurde Peking aber noch eine Schonfrist bis zum 4. Juli eingeräumt. Die läuft nun ab. (ebo/taz)
- Weltbank stuft Russland als Hocheinkommens-Land ein. The World Bank recognizing Russia as a high-income country shows the ineffectiveness of Western sanctions, Russia’s Permanent Representative to International Organizations in Vienna Mikhail Ulyanov said in his Telegram channel. “The World Bank has just moved Russia from the category of upper-middle-income countries to the category of high-income countries. This change in classification shows how ‘effective’ anti-Russian sanctions are,” he said. (TASS) Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Dennoch passt die Hochstufung nicht zum westlichen Narrativ, Russland werde durch die Sanktionen in die Knie gezwungen.
- Ukraine steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Following American lawmakers’ decision in April to belatedly approve a funding package worth $60bn, Ukraine is not about to run out of weapons. In time, the state’s finances will also be bolstered by G7 plans, announced on June 13th, to use Russian central-bank assets frozen in Western financial institutions to lend another $50bn. The problem is that Ukraine faces a cash crunch—and soon. (Economist) Folgt man dem britischen Blatt, so bleibt Kiew noch knapp ein Monat, um die Pleite abzuwenden…
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier
P.S. Russlands Öl- und Gaseinnahmen stiegen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent, meldet “telepolis”. Passt auch nicht ins westliche Bild…
Skyjumper
4. Juli 2024 @ 16:10
@harry
“Einige Ökonomen machen deshalb einfach die Annahme, dass die Umlaufgeschwindigkeit ungefähr gleich bleibt – und voilà, schon hat man das Ergebnis, dass die Preise direkt proportional mit der Geldmenge steigen (bei gleicher Gütermenge).”
Genau das sagte ich ja. Und wie schon zu @european gesagt: Es ist eine Milchmädchenrechnung. Aber unter der von Ihnen (bzw. den entsprechenden Ökonomen) unterstellten Annahme – welche sich so auch in einiger Literatur findet – müßten die Preise (bei gleicher Gütermenge) bereits heute viel höher liegen als sie es sind. Oder eben das Volkseinkommen, was dann wiederum mehr Güter erforderlich machte.
“Wenn die Wirtschaft brummen soll, muss also (möglichst viel) Geld ausgegeben werden. Sparende Millionäre sind also ‚Gift‘ für die Wirtschaft.”
Richtig. Sparende Millionäre sind Gift für die Wirtschaft, aber (heute) eben auch ein Segen für’s Finanzsystem. Die Hortung ist das, was uns (solange sie nicht überhand nimmt) derzeit die Inflation vom Hals hält. Eine “brummende Wirtschaft” klingt ja vordergründig ganz toll – aber stellen sie sich mal eine um den Faktor 2,3 gesteigerte Wirtschaft vor. Woher sollten die erforderlichen Ressourcen (und die Energie) dafür denn kommen? Im Gegensatz zu früheren Zeiten würde eine Enthortung (= Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit) das Problem noch verschärfen, da sich dann gleich beide Operatoren auf der ersten Gleichungsseite erhöhen würden.
Die von Ihnen eingestellte Formel (auch wenn sie natürlich selbst nur ein abstraktes Erklärungsmodell ist) verdeutlich mit ihren Beziehungen sehr anschaulich wie fragil und unausgewogen das System bereits geworden ist.
harry
4. Juli 2024 @ 19:50
@skyjumper
„ Die [ ] Formel [ ].. verdeutlicht mit ihren Beziehungen sehr anschaulich wie fragil und unausgewogen das System bereits geworden ist.“
Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen.
Unabhängig von Ihrer Meinung dazu: Die meisten Leute, die der Meinung sind, dass viel zu viel Geld im Umlauf ist, meinen vor allem, dass der Staat weniger Geld mehr ausgeben soll (also nicht Banken weniger Kredite vergeben sollen). Und das Beispiel ist dann meistens die Weimarer Republik, und es wird gesagt, dass durch die Hyperinflation die Nazis an die Macht gebracht wurden.
Richtig ist aber, dass es in der Zeit der Hyperinflation (also um 1923) keine Massenarbeitslosigkeit und Massenelend gab. Die massenhafte Verarmung weiter Kreise der Bevölkerung kam erst ab 1929: In dieser Zeit gab es Deflation, staatliche Austeritätspolitik und Notverordnungen. Möglicherweise befand sich Reichskanzler Brüning in einer Zwangsjacke, und konnte nur Austeritätspolitik betreiben: Das gesamte Geld musste zu 40% mit Gold gedeckt sein, und ausländische Kommissare haben das streng überwacht (nachzulesen im Wiki-Artikel „Dawes-Plan).
Das Ergebnis war ein wirtschaftliches Desaster.
Nicht nur in Deutschland gab es damals Probleme („schwarzer Freitag“, New York 1929). Als Folge davon wurde dann in den meisten Staaten der Welt die Golddeckung (erneut) abgeschafft.
Und so ähnliche Fälle gab es auch schon in der Eurozone. Auch hier haben wieder ausländische Kommissare streng darauf geachtet, dass der jeweilige Staat der Eurozone die (von der Politik vorgegebenen) Spar-Vorgaben einhält.
Außerdem aber auch: Ich würde es für sehr wichtig halten, dass nicht immer weitergehend Lobbyisten darüber entscheiden, wohin die Geldströme des Staates fließen. Das „Volk“ sollte wieder ein Minimum an Mitspracherecht bekommen, wofür das Staat das Geld ausgibt.
Arthur Dent
3. Juli 2024 @ 22:24
Subventionen für die Ansiedlung von Chip-Fabriken in Deutschland, Subventionen für grünen Stahl. Wir brauchen einen Brückenstrompreis. Subventionen für Energiewende, die Industrie möchte gern mit 400 Milliarden gefördert werden in den nächsten zehn Jahren… – aber chinesische Subventionen sind böse ..
Skyjumper
3. Juli 2024 @ 23:12
Nennen Sie das Kind doch beim Namen 😉
Wir zahlen mehr Steuern, damit wir anschließend vom verbleibenden, aber geringer gewordenen, Netto, höhere Preise für die mit unseren Steuern subventionierten Chips bezahlen dürfen. Tun wir doch gerne
palman
3. Juli 2024 @ 21:39
. . . und als Ergänzung zum Thema “FINANZ-Kollaps in UKRAINE” gab es einen echten AUGEN-Öffner im Februar auf MANOVA.NEWS mit Titel > “Schmerzvoller Aufprall” Das “Geschäftsmodell” der USA – letztlich Leben auf Pump – steht vor seinem Zusammenbruch. Deutschland könnte mit in den Abgrund gerissen werden. < (!!!) von Matthias Müller 😉
P. S.: – und daß der GLOBAL-Schulden-HIMALAYA (Global-Debt) seit "CorINna" in "2020" von "284" Billionen (Tsd.Mrd.) USD auf just gut "330" (!!!) weiter-E X P L O D I E R T ist, sollte man im Hinterkopf haben !?! – das Global-BIP beläuft sich aber NUR auf gut "100" Bill. p.a. :-/
Skyjumper
3. Juli 2024 @ 23:07
Den 330 Bill. Schulden stehen ja auch 330 Bill. Guthaben entgegen, Soweit also ERST einmal nicht weiter schlimm.
Aber 3 Fragen ergeben sich natürlich:
a) beinhalten die 330 Bill. Schulden auch die impliziten Verbindlichkeiten? Rentenversprechen? Pensionsversprechen? Heilfürsorgeversprechen? Bildungsversprechen? Reparatur- und Sanierungsstaus? Bei den meisten Staaten stehen diese Verbindlichkeiten in der Regel nicht „in den Büchern“. Bei vielen (Groß)Unternehmen sind sie nur teilweise in den Bilanzen abgebildet. Eine rhetorische Frage, denn da es keine seriösen Zahlen gibt stehen sie auch in keiner seriösen Statistik.
b) wie will man mit 100 Bill. BIP jemals 330 Bill. Schulden tilgen? Auch eine rhetorische Frage, denn das wird niemals klappen und ist ja auch gar nicht angestrebt. Die werden immer nur rolliert plus X für Zinsen.
c) was würde passieren wenn die ersten 100 Bill. Guthaben das globale BIP komplett aufgekauft haben sollten? Was sind die verbleibenden 230 Bill. Guthaben dann noch wert wenn es nichts mehr gibt was man kaufen kann? Antwort c1) Offensichtlich müssen weltweit, alle Produkte etwa um 230 % im Preis steigen, damit den 330 Bill. Guthaben auch käufliche Güter in gleicher Höhe entgegen stehen.
Antwort c2) Oder das BIP muss durch mehr Produktion um 230 % gesteigert werden. Klingt das realistisch?
Antwort c3) Oder 230 Bill. Guthaben in den Büchern verpuffen zu Null weil die Schuldner erklären insolvent zu sein. Da würden aber aus vielen geglaubt Habenden ganz plötzlich Habenixe. Auch nicht so schön.
Antwort c4) Deshalb darf dieses gigantische Vermögen auch niemals gleichmässig verteilt unters Volk gelangen. Denn dann würde sich das Problem sofort offenbaren. Alle hätten Geld ….. und könnten doch nichts kaufen. Denn es gibt nicht genug Produkte für’s viele Geld. Bei den berühmt-berüchtigten 0,1 % Superreichen liegt der allergrößte Teil dagegen einfach nur rum und will gar nichts kaufen.
Das sind natürlich Milchmädchenrechnungen. Aber die Hyperinflation steht bereits am Horizont, mit bunten, blinkenden LED’s an den fröhlich wedelnden Armen zum Tanze winkend.
Im übrigen: Beschrieben wird das alles meist am Beispiel der USA. Aber es trifft auf „den Westen“ im Allgemeinen zu. Und auch China fällt heute bereits überdeutlich in diese Kategorie (siehe z.B. Evergrande). Luftschlösser allenthalben.
european
4. Juli 2024 @ 07:34
Bei diesen Rechnungen wird der Geldkreislauf völlig außer Acht gelassen, der nämlich immer mit einem Kredit beginnt. Es ist technisch nicht möglich in unserem Geldsystem zuerst zu sparen. Ausserdem liegt der Sparvorgang immer am Ende des Geldkreislaufes. Es muss auch immer eine bestimmte Geldmenge „unterwegs“ sein, damit dieser nicht unterbrochen wird und zu Finanzierungsproblemen führt.
Nicht den weltweiten „Schulden“ müssen käufliche Güter gegenüberstehen, das wäre absurd, sondern den Löhnen. Wenn zwischen Löhnen und käuflichen Gütern ein Missverhältnis entsteht, dann kann daraus entweder eine Inflation oder eine Deflation entstehen. Mit den weltweiten „Schulden“ hat das nichts zu tun.
Unser Geldsystem braucht eine bestimmte Umlaufgeschwindigkeit, damit keine Krisen entstehen. In Krisen neigen wir zu stärkerem Sparverhalten, was durchaus menschlich ist, aber dieses Geld dem Kreislauf entzieht und zu großen Problemen führt. Deshalb dann immer die Aufforderungen an die Banken, die Leute überziehen zu lassen, Kredite zu gewähren etc. , was meistens dann doch nicht geschieht, weil auch die Banken um ihre Bilanzen fürchten und oftmals exakt das Gegenteil tun. Olaf Scholz hat mal eingeräumt, dass man in der Finanzkrise den Fehler gemacht hat, und nur die Großen gerettet hat. Man dachte, dass dann automatisch auch das Geld an die kleinen und mittleren Unternehmen fließen würde, was genau nicht passiert ist. Mit entsprechenden Folgen und Pleiten.
Helmut Höft
4. Juli 2024 @ 10:54
… wie will man mit 100 Bill. BIP jemals 330 Bill. Schulden tilgen? „Niemand hat die Absicht …“ (Politiker mit U.) weil a) wie Du bereits richtig schreibst, stehen den Verbindlichkeiten gleichlautende Forderungen gegenüber. Warum also rechte Tasche/linke Tasche spielen? Dieses Problem ist keines! b) Schulden außerhalb des privaten Bereichs werden nicht getilgt, sie werden überwälzt; sie sind Schulden aller, an wen also tilgen?? Das ist keine Theorie, das ist geübte Praxis und nur logisch, also auch kein Problem.
Panem et circenses: Die breite Masse der Menschen versteht den Unterschied nicht (und will ihn wohl aktiv nicht wissen!?), so können „interessierte Kreise“ aka Oligarchen/Politniks/Machtbesessene ihre Spielchen treiben.
Es gibt nur eine Schuldenbegrenzung: Die Überlastung der Ressourcen … und da kommen wieder „Interessen“ ins Spiel aka „Drill, baby, drill!“.
Skyjumper
4. Juli 2024 @ 11:25
@european
In den allermeisten Punkten sehe ich das auch so wie Sie es beschreiben. Deswegen (unter anderen) der Hinweis auf die „Milchmädchenrechnungen“.
In einen Punkt allerdings würde ich es nicht so sehen.
„Nicht den weltweiten „Schulden“ müssen käufliche Güter gegenüberstehen, das wäre absurd, sondern den Löhnen.“
Wir sind uns darüber einig, dass die „Schulden/Kredit“ des einen die „Guthaben“ des anderen sind. Und in der Theorie der Finanzwirtschaft soll die Deckung des Kredites eben durch die damit produzierten Güter gegeben sein. Wäre es anders hätten wir eine ungedeckte Währung.
Es mag bei der heute ja tatsächlich bestehenden riesigen Deckungslücke als absurd erscheinen die Lücke schließen zu wollen oder müssen. Aber genau das ist unser zunehmendes, wenn auch latentes Problem: Das den Krediten/Guthaben immer weniger Güter gegenüberstehen.
Ihre Aussage, wonach den Löhnen entsprechende käufliche Güter gegenüberstehen müssen ist sozusagen bereits die praktische Minimalerfordernis, aber weit weg vom Soll-Zustand.
harry
4. Juli 2024 @ 15:11
@skyjumper
zu der Aussage s.o.:
„Offensichtlich müssen weltweit, alle Produkte etwa um 230 % im Preis steigen, damit den 330 Bill. Guthaben auch käufliche Güter in gleicher Höhe entgegen stehen.“
Das wird üblicherweise mit der Formel des ‚Monetarismus‘ begründet, also:
Geldmenge M x Umlaufgeschwindigkeit des Geldes V = Preisniveau P ⋅x Volkseinkommen Y
Die Formel besagt, dass, um mit dem gesamten verfügbaren Einkommen (pro Jahr) die gesamte produzierte Gütermenge zu kaufen, die Geldmenge M mit einer bestimmten Geschwindigkeit zirkulieren muss.
In Wirklichkeit ist diese Formel eine Tautologie, die aber nichts über den Zusammenhang zwischen Güterpreisen und Geldmenge aussagt. Und zwar weil man die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht kennt.
Einige Ökonomen machen deshalb einfach die Annahme, dass die Umlaufgeschwindigkeit ungefähr gleich bleibt – und voilà, schon hat man das Ergebnis, dass die Preise direkt proportional mit der Geldmenge steigen (bei gleicher Gütermenge).
Während jemand mit geringem Einkommen seine gesamte verfügbare Geldmenge jedes Jahr ausgibt, ist das bei Millionären vermutlich eher nicht der Fall. Daher bringt es üblicherweise der Wirtschaft viel mehr Umsätze und verkaufte Güter, wenn viele Millionen Menschen eine Lohnerhöhung bekommen, als wenn einige wenige Menschen viele Millionen mehr haben, weil: die Sparen das Geld, und geben es gerade nicht aus. Das senkt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.
Gleichzeitig gilt aber auch: die Aussagen des einen sind die Einnahmen des anderen. Wenn die Wirtschaft brummen soll, muss also (möglichst viel) Geld ausgegeben werden. Sparende Millionäre sind also ‚Gift‘ für die Wirtschaft.
Skyjumper
3. Juli 2024 @ 20:29
„ Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob meine Vermutung wirklich zutreffend ist (dafür müßte man genauere Zahlen kennen und denen auch glauben können), aber ich vermute, dass es doch etwas miteinander zu tun hat.
Die Sanktionen, soweit sie Lieferungen nach Russland betreffen, haben die Binnenwirtschaft Russlands enorm angekurbelt. Was vorher importiert wurde, muss nun selbst produziert werden.
Das wiederum steigert die Steuereinnahmen des russischen Staates, UND hat zu den stärksten Reallohnsteigerungen geführt die Russland seit langen gesehen hat.
Der Westen hätte Putin kein größeres Geschenk machen können. Ob das ganze nachhaltig sein wird steht jedoch noch in den Sternen.
Michael
3. Juli 2024 @ 18:46
Und so gesellt sich zur Kriegswirtschaft in Europa und den USA, gegen Russland, jetzt noch ein Wirtschaftskrieg gegen China! Wie sagte Mao (leicht abgewandelt): Es herrscht Chaos unter dem Himmel, die Aussichten sind bestens!