Neues vom Wirtschaftskrieg (240): China warnt EU vor Handelskrieg
Die EU-Staaten haben sich auf höhere Zölle auf Getreide, Ölsaaten und andere Produkte aus Russland und Belarus verständigt. China soll sich nach dem Willen der USA zwischen EU und Russland entscheiden. Und China warnt die EU vor einem Handelskrieg.
- China warnt EU vor Handelskrieg. Beijing is warning the European Union it will hit its aviation and agricultural sectors unless Brussels pulls back from an impending trade war. With the European Commission expected to slap tariffs on Chinese electric vehicles in the coming days, the Chinese Commerce Ministry has sent a five-page letter to EU trade chief Valdis Dombrovskis calling for a reset, according to a person with direct knowledge of the file. A spokesperson for the European Commission confirmed to POLITICO that Dombrovskis had received the letter. “We are working on a reply,” the spokesperson added. The letter, according to the person briefed, makes clear Beijing is annoyed with the increased pace of trade investigations launched by the EU executive in recent months, and calls for a truce to avoid further escalation. (Politico) – Hintergrund sind die geplanten Strafzölle auf E-Autos, die kurz nach der Europawahl kommen sollen…
- USA: China soll sich zwischen EU und Russland entscheiden. Die USA wollen zusätzlichen Druck ausüben, damit chinesische Firmen Russland keine für das Militär benötigten Güter mehr liefern. “Wir müssen die Wahl für China einfach machen”, sagte der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo bei einem Besuch in Berlin. Die chinesischen Firmen könnten entweder Geschäfte in den USA und der EU machen oder Russland mit Gütern beliefern, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich genutzt werden könnten, sogenannte Dual-Use-Güter. “Sie können nicht beides machen.” (Reuters) – Damit mischen sich die USA auf erpresserische Weise in die europäische Handelspolitik ein. Ob Wirtschaftsminister Habeck widerspricht?
- Die EU-Staaten haben sich auf höhere Zölle auf Getreide, Ölsaaten und andere ausgewählte Produkte aus Russland und Belarus verständigt. Damit würden die Abgaben auf diese Waren so weit erhöht, dass ihre Einfuhr de facto gestoppt würde, teilten die EU-Staaten in Brüssel mit. (…) Getreideimporte aus Russland in die EU waren in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Laut EU-Angaben sollen die Zölle unter anderem eine Destabilisierung des EU-Marktes verhindern. Die EU-Kommission sieht ein reales Risiko, dass Russland mit übertrieben günstigen Agrarexporten Preise für EU-Bauern kaputtmachen und die ohnehin schon angespannte Stimmung weiter anheizen könnte. Die Maßnahmen sollen zum 1. Juli in Kraft treten. (dpa)
Arthur Dent
2. Juni 2024 @ 23:29
“We are working on a reply,” the spokesperson added. – That doesn´t sound very quick-witted. (Vermutlich war man auf Fragen dieser Art nicht vorbereitet).
„Sie können nicht beides machen.“ (Reuters) – Damit mischen
sich die USA auf erpresserische Weise in die europäische Handelspolitik
ein. Ob Wirtschaftsminister Habeck widerspricht? – wie denn, wo denn, was denn? Hat Habeck womöglich noch gar nicht gemerkt. Der Mann schreibt schließlich hauptberuflich doch Kinderbücher – gern über die besten Weltuntergänge 🙂
Monika
1. Juni 2024 @ 22:19
… Getreideimporte aus Russland in die EU waren in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen…
War es nicht eher so, dass die Lieferungen, die für die „3.Weltstaaten“ gedacht waren, dann , oh welche Überraschung, auf krummen Wegen in der EU „gestrandet sind“? Ich persönlich hatte da den Eindruck, dass da einiges an Spekulationsgewinnen realisiert worden ist.
Stef
1. Juni 2024 @ 13:31
„ Damit mischen sich die USA auf erpresserische Weise in die europäische Handelspolitik ein. Ob Wirtschaftsminister Habeck widerspricht?“
Köstliche Frage. Niemals wird Habeck widersprechen. Ich bin da ganz bei Bogie…
european
1. Juni 2024 @ 10:56
Zum Thema Handelskrieg gibt es eine interessante Neuigkeit. Georgien hat aktuell den Bau des einzigen Tiefseehafens in Anaklia an ein chinesisches Konsortium vergeben. Dieser Hafen wird ein wesentlicher Teil der neuen chinesischen Seidenstraße werden.
https://www.intellinews.com/chinese-consortium-to-build-a-deep-sea-port-in-anaklia-georgia-327723/?source=china
Es wird berichtet, dass es das einzige vollständige Gebot gewesen ist. Aus Europa ist da wohl nichts gekommen. Wenn man sich die Karte ansieht, macht es für Georgien geographisch auch mehr Sinn als sich in Richtung EU zu orientieren. Georgien behält 51% der Anteile am Hafen.
Es ist immer weniger sinnvoll, China mit irgendetwas zu drohen.
Skyjumper
1. Juni 2024 @ 10:18
Positiv (im Sinne Chinas) fehlt in der Karte noch die zunehmend interessanter werdende maritime Nordroute entlang Russlands Nordküste.
Negativ (im Sinne Chinas) sieht man anhand der Karte gut die bisher noch weitgehend fehlende Anbindung des afrikanischen Kontinents mit seinen Absatzmärkten. Da ist allerdings auch einiges in Arbeit.
Zum letzten Satz: Solange das ENDziel vieler Routen immer noch die Staaten in Europa, bzw. die hiesigen Absatzmärkte, sind, solange kann Europa auch noch wirkungsvoll drohen (und handeln). Ein zumachen der europäischen Absatzmärkte würde schmerzen – und ist nicht abhängig vom Transportweg. Dass die EU damit einen (weiteren) Knieschuss platziert sind wir ja schon gewohnt.
Skyjumper
1. Juni 2024 @ 09:00
Der eine oder andere kennt ja vielleicht wieder das Sprichwort: „Viel Feind, viel Ehr.“
Die EU wird wahrscheinlich noch im Überfluss ihrer Ehre ertrinken.
Während zumindest in besorgten Kreisen über die Gefahr eines 3. Weltkrieges diskutiert wird passiert dieser längst. Nur (bisher) anders als man ihn von früher kannte.Während früher Zivilisten zumindest offiziell aussen vor blieben, treffen die heutigen Kriegshandlungen auf wirtschaftlicher Basis fast ausschließlich die Zivilisten.
MarMo
31. Mai 2024 @ 22:17
Wenn der Schuss nicht nach hinten losgeht … Ich schätze, die EU verhebt sich hier.
Bogie
31. Mai 2024 @ 18:20
„Ob …Habeck widerspricht?“
Herr Habeck hat aus seiner Sicht zwei Optionen. Er kann das nicht kommentieren oder er kann in tiefer Verbundenheit mit unseren Freunden aus Übersee begeistert dienen und somit die deutsche Wortschaft weiter schädigen.
Beides wäre aus deutschem Interesse schlecht aber ich vermute mal er wird die zweite Variante wählen.
Hält jemand dagegen?