Neues vom Wirtschaftskrieg (224) – Die EU ist weiter von Russland abhängig
Russische Waffen enthalten weiter westliche Bauteile. Die USA wollen stärker gegen Teile der Schifffahrtsbranche vorgehen. Und die EU ist weiter abhängig von Russland – beim Dünger.
- Die EU ist abhängig von Dünger aus Russland. Nach der Abnabelung von russischem Öl und Gas mache Europa sich erneut von Russland abhängig, warnt Svein Tore Holsether, CEO des Düngemittelherstellers Yara International – diesmal im Bereich Mineraldünger. Die EU müsse die heimische Düngemittelindustrie stärken, um in dem Bereich unabhängiger von russischen Importen zu werden, forderte Holsether am Donnerstag vor Journalisten in Brüssel. “Es würde mich sehr besorgen, wenn wir bei Düngemitteln in die gleiche Situation hinein schlafwandeln wie in Sachen Energie”, betonte der Yara-CEO. Das norwegische Unternehmen zählt zu den größten Düngemittelproduzenten der EU. Holsether verwies darauf, dass Düngemittel-Importe aus Russland in die EU seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 nicht etwa gesunken, sondern angestiegen sind. (Table.media) – Der herrschenden Lehre zufolge müßte Putin diese Abhängigkeit längst ausgenutzt haben. Hat er aber nicht. Vielleicht stimmt die herrschende Lehre nicht?
- Die USA wollen stärker gegen Teile der Schifffahrtsbranche vorgehen. “Jeder, der gegen den Preisdeckel auf Öl verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen”, sagte der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo in Berlin. Unternehmen, die dem Kreml helfen würden, müssten gestoppt werden. Konkret soll gegen die Firma Hennesea Holdings mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgegangen werden. Ihr werden 18 Schiffe zugerechnet, darunter die HS Atlantica. Diese soll daran beteiligt gewesen sein, russisches Öl zu einem Preis oberhalb von 60 Dollar pro Fass transportiert zu haben – und damit über dem gesetzten Preisdeckel. Laut US-Finanzministerium hat Hennesea ältere Tanker gekauft, die russisches Öl und Mineralölprodukte transportieren. (Reuters) –
- Russische Waffen enthalten weiter westliche Bauteile. Russland wurde trotz der westlichen Sanktionen ukrainischen Angaben zufolge mit wichtigen Bauteilen beliefert. Der Wert betrage für die ersten zehn Monate 2023 knapp drei Milliarden Dollar, teilt das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. “Es wurden Produkte von mehr als 250 Firmen aus dem Westen in zerstörten oder beschlagnahmten russischen Waffen gefunden.” Dies habe eine Studie ergeben, die sich mit den Versuchen Russlands beschäftigt habe, Exportverbote für Rüstungsgüter zu umgehen. (Reuters) – Die meisten High-Tech-Komponenten kommen offenbar aus den USA. Dabei treiben die Amerikaner die EU zu immer neuen Sanktionen an…
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Arthur Dent
19. Januar 2024 @ 21:54
„Russland wurde trotz der westlichen Sanktionen ukrainischen Angaben zufolge mit wichtigen Bauteilen beliefert.“ – Die Fernsehbilder, die ich dazu gesehen habe, zeigen einen jungen Mann im Tarnfleckanzug vor oder auf einem Schrottplatz. Auf einem Tisch vor ihm ein aufgeschraubtes technisches Gerät – darin ein Chip mit einem US-Herstellungs-Etikett….
Kann jetzt jeder glauben, was er mag.
Kleopatra
20. Januar 2024 @ 10:37
Aus einem solchen Fernsehbild können Sie nicht entnehmen, auf welchem Weg das Gerät nach Russland kam (einmal angenommen, die Aufnahme wurde wirklich in Russland gemacht). Und es bestätigt die Überlegung, dass es darauf ankommt, den Export aller Gerte nach Russland zu verhindern oder wenigstens zu minimieren, die auch nur das geringste Bisschen Elektronik enthalten.
Ditmar Porth
19. Januar 2024 @ 11:50
Es wird nie mehr gelogen als im Krieg… und das von Beiden Seiten..
Ich glaube nichts mehr was von der Ukraine kommt…
Selenskyi zerstört sein Land mit seiner Kriegshaltung und will uns in einen Weltkrieg führen.
Wann wird der Westen endlich Schluss machen mit diesem Unfug ?
Geplante Nato Manöver heizen die Kriegsstimmung an. Wer will denn das eigentlich ???
Die Rüstungsindustrie wer sonst !
Kleopatra
19. Januar 2024 @ 09:05
Wieviele Chips werden wo hergestellt? Wieviele in den USA, der EU, anderswo?
Ohne diese Zahlen kann man aus der Angabe, dass “die meisten High-Tech-Komponenten […] offenbar aus den USA (kommen)”, nichts schließen. Wenn die USA viel mehr Chips herstellen als die EU, ist statistisch zu erwarten, dass auch die meisten geschmuggelten Stücke amerikanischen Ursprungs sind. Erst wenn hier der amerikanische Anteil viel höher ist als zu erwarten, gibt es für die Unterstellungen des Beitrags Anlass. Ein amerikanischer Chip kann auch in einer in der EU hergestellten Maschine stecken.
ebo
19. Januar 2024 @ 09:20
Der Beitrag beruht auf Angaben aus der Ukraine, die Selenskyj in Davos vorgetragen hat.
Kleopatra
19. Januar 2024 @ 20:32
Bekanntlich sind die meisten Chips vielfältig einsetzbar, und die Bestandteile der Steuerelektronik ziviler Maschinen, etwa Haushaltsmaschinen, können umprogrammiert für sehr andere Zwecke eingesetzt werden, und soviel ich weiß, wird auch genau das von der russischen Rüstungsindustrie in großem Stil gemacht. Wenn aber Elektronik-Bestandteile als Teile der verschiedensten Maschinen grau bis schwarz nach Russland importiert werden, ist nicht sicher, was wirklich passiert. Enthalten denn z.B. deutsche Waschmaschinen ausschließlich in Deutschland hergestellte Steuerchips? Eher nicht, sondern aus aller Herren Ländern importierte. Das heißt aber, dass man daraus, wo der Chip herkommt (der in einer abgeschossenen russischen Rakete gefunden wurde) nicht schließen kann, aus welchem Land – um beim Beispiel zu bleiben – die Waschmaschine kam, als deren Bestandteil der Chip nach Russland geschmuggelt wurde. Ihre Unterstellung, die USA würden Russland mit Waffenbestandteilen beliefern, bleibt ohne sehr ausführliche Belege vorläufig eben das: eine Unterstellung.
ebo
19. Januar 2024 @ 22:54
According to some data, up to 95% of the foreign-produced critical components found in Russian weapons destroyed in Ukraine come from Western countries.
Quelle : X
Kleopatra
20. Januar 2024 @ 08:50
@ebo: Diese Aussage des Ministers Kuleba entspricht dem, was ich meine zu wissen: dass nämlich die russische Rüstungsindustrie in großem Stil schwarz importierte Elektronikbestandteile verbaut (was impliziert, dass ein wirksames Handelsembargo gegen Russland militärisch sehr wirksam wäre). Freilich gibt es nur ein nicht westliches Land, das in größerem Stil Elektronikbestandteile produziert, nämlich China (VR). Und die Behauptung, die USA seien das Hauptursprungsland, wird von dem Zitat gerade nicht gestützt (es wird nur von „Western countries“ gesprochen); abgesehen davon, dass Kuleba auch die Verantwortung der Hersteller der mit Steuerelektronik ausgestatteten Geräte anspricht, und ein amerikanischer Chip kann ja eben in jedem Land der Welt in ein Endprodukt verbaut worden sein.
ebo
20. Januar 2024 @ 10:50
According to KSE’s study, more than two-thirds of the foreign components identified in Russian military equipment ultimately originated from companies headquartered in the U.S.
https://www.cnbc.com/2023/08/07/how-us-microchips-are-fueling-russias-military-despite-sanctions.html
KK
19. Januar 2024 @ 15:24
Einem Waffenhersteller oder Zulieferer ist es völlig egal, wer seine Erzeugnisse kauft. Dem gehts um Umsatz! Und der ist in der Branche nie so hoch wie in Kriegszeiten.
Kleopatra
20. Januar 2024 @ 15:31
@KK: Waffenhersteller können aber nicht frei entscheiden, wohin sie exportieren, sondern sind an Exportgenehmigungen der jeweiligen Staaten gebunden. Natürlich ist die Erteilung oder Verweigerung solcher Genehmigungen ein politisches Spiel, bei dem auch zweifelhafte Entscheidungen gefällt werden oder Tauschgeschäfte mit Staaten stattfinden, die man sich gewogen machen will. Ich möchte nur vor der vulgärmarxistischen Vorstellung warnen, Kriege würden lediglich aufgrund der materiellen Interessen der Waffenhersteller geführt, und diese belieferten unterschiedlos jeden. Die Wirklichkeit ist komplexer.
KK
20. Januar 2024 @ 17:12
@ Kleopatra:
Natürlich können die frei entscheiden – sie dürfen sich halt nicht dabei erwischen lassen. Irgendein Strohmann/-staat hat sich zur Not bislang doch immer gefunden…
Kleopatra
21. Januar 2024 @ 09:29
@KK: Worum es im konkreten Fall geht, ist aber ohnehin nicht der Export von Waffen, der verhältnismäßig streng kontrolliert wird, sondern der graue bzw. illegale Export von zivilen Gütern, aus denen sich militärisch umnutzbare Elektronikbauteile gewinnen lassen. Nach Ihrem Argument müssten alle Waffen, die sich die Ukraine wünscht, längst dort sein und nur Olaf Scholz dürfte noch nichts davon wissen.
KK
21. Januar 2024 @ 16:18
@ Kleopatra: “Nach Ihrem Argument müssten alle Waffen, die sich die Ukraine wünscht, längst dort sein und nur Olaf Scholz dürfte noch nichts davon wissen.”
Wahrscheinlich waren sie vorübergehend sogar dort, wurden nur weiterverscherbelt… oder wie erklärt sich sonst, dass der US-Kongress offenbar den Verbleib von US-Waffenlieferungen im Wert von über einer Milliarde Dollar nicht nachvollziehen kann?
Sind denn in der Vergangenheit TAURUS in Länder geliefert worden, die als Strostaaten fungieren könnten? Hat denn die Ukraine das Gewld, über diese TAURUS zu kaufen? M.W. will die Ukraine diese Waffen ja geschenkt haben, das ist doch das eigentliche Problem…