Neues vom Wirtschaftskrieg (190): Das Ölembargo schadet der EU
Günstiges Getreide aus der Ukraine überschwemmt Osteuropa. Mit dem nächsten Schritt des Ölembargo treibt die EU den Benzinpreis in die Höhe. Und westliche Firmen scheiden zunehmend aus dem Handel mit russischen Rohöl aus – andere übernehmen dafür.
- Westliche Firmen scheiden zunehmend aus dem Handel mit russischen Rohöl aus – andere übernehmen dafür. Während Russland weiterhin Einnahmen erzielt, werden Öltransporte gefährlicher. Knapp zwei Monate nachdem die westlichen Staaten einen Preisdeckel auf russisches Rohöl festgelegt hatten, zeigt sich: Russland exportiert es weiterhin. Der Unterschied ist die Art, wie das Erdöl auf den Markt gebracht wird. Die einst dominierenden Firmen mit Sitz in den westlichen Staaten haben sich weitgehend zurückgezogen. An ihre Stelle sind andere getreten, die ihren Sitz nicht mehr in Genf, sondern in Hongkong oder Dubai haben, heißt es bei The Economist. Seit Inkrafttreten der Preisobergrenze seien mehr als 60 Prozent des russischen Rohöls von Tankern verschifft worden, die von Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Hongkong, China, Indien und Russland kontrolliert würden, heißt es im Wall Street Journal dazu. Nur noch 29 Prozent der Schiffe stünden unter europäischer Kontrolle, hauptsächlich von Firmen in Griechenland und der Türkei. (telepolis) – Nichts anderes war zu erwarten. Wir haben davor gewarnt…
- Ölembargo Teil 2: Treibt die EU den Benzinpreis in die Höhe? Europe is taking another big step toward cutting its energy ties with Russia, banning imports of diesel fuel and other products made from crude oil in Russian refineries. The European Union ban takes effect Feb. 5 following its embargo on coal and most oil from Russia. The 27-nation bloc is trying to sever its last uses of Russian energy and stop feeding the Kremlin’s war chest as the anniversary of the invasion of Ukraine nears. The newest ban has risks: Diesel prices have already jumped since the war started on Feb. 24, and they could rise again for the fuel that is key to the global economy. “We’re leaving money in the road to provide our services,” said Hans-Dieter Sedelmeier of the family-run German bus and travel company Rast Reisen. Most things people buy or eat is transported at some point by trucks, which mostly run on diesel. It also powers farm equipment, city buses and industrial equipment. The higher cost of diesel is built into the price of almost everything, helping push up inflation that has made life harder for people worldwide. (Stars and Stripes)
- Günstiges Getreide aus der Ukraine bereitet östlichen EU-Staaten zufolge Landwirten zunehmend Probleme. Denn durch den im Zuge des russischen Angriffskriegs erleichterten Handel mit der Ukraine gelangten deutlich mehr Futter- und Lebensmittel vor allem nach Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und in die Slowakei, wie aus einem gemeinsamen Papier dieser EU-Länder hervorgeht. „Gegenwärtig mehren sich dieAnzeichen dafür, dass dieser Anstieg, wenn er nicht begrenzt wird, die EU-Erzeuger im Agrarsektor in ernste Schwierigkeiten bringen kann“, heißt es darin. Besonders gravierend seien die Auswirkungen im Getreidesektor, so die sechs Länder. Demnach sind zwischen Januar und November 2022 beispielsweise Importe von Mais aus der Ukraine in die EU-Nachbarstaaten im Vergleich zu den Vorjahren von einigen Tausend Tonnen auf mehrere Millionen Tonnen gestiegen. (dpa) Angeblich kommt das Getreide doch den Ärmsten der Armen in Afrika etc. zugute. Die Wahrheit sieht andes aus – es landet in EUropa…
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier.
european
1. Februar 2023 @ 15:37
Die Suedtirolnews schreiben dazu folgendes:
https://www.suedtirolnews.it/wirtschaft/eu-staaten-beklagen-guenstiges-getreide-aus-der-ukraine
„Wie sich aber nun herausstelle, gelangten Teile des ukrainischen Getreides nicht auf den Weltmarkt, sondern verdrängten etwa als günstiges Futtermittel heimische Produkte von nationalen Märkten, beklagen die genannten Länder in Osteuropa.“
und weiter…
„Die sechs EU-Staaten unterstreichen in ihrem Papier, dass sie bereit seien, die Ukraine im Agrarsektor weiter zu unterstützen, wenn dies keine negativen Auswirkungen auf die eigenen Märkte habe.“
Interessanterweise war das einer der Hauptgruende Russlands gegen das EU-Assoziierungsabkommen. Sie haetten dann das Freihandelsabkommen zwischen Russland und der Ukraine platzen lassen muessen, weil Russland sein Interesse geltend gemacht hat, seine eigenen Produkte zu schuetzen. Durch dieses Abkommen waeren europaeische Produkte ungehindert durch die Ukraine nach Russland geschleust worden.
Wer sich mit Flassbeck’s Ausfuehrungen zum Thema Freihandel befasst, dem duerfte dieses Thema aufgefallen sein. Wenn schwaechere Laender ihre Produkte nicht mehr schuetzen koennen, ist dieser Sektor schneller tot als man glauben moechte. Es gibt also gute Gruende, so etwas zu verhindern.
Das hat die Ukraine uebrigens auch bitter erfahren muessen. In „Ukraine revealed“ wird das naeher erlaeutert, wie das Erfolgsmodell Ukraine zum Pleitestaat wurde – lange vor dem Krieg uebrigens und nicht durch die Russen.
KK
1. Februar 2023 @ 15:10
“Angeblich kommt das Getreide doch den Ärmsten der Armen in Afrika etc. zugute. Die Wahrheit sieht andes aus – es landet in EUropa…”
Und wird wohl sukzessive in der EU ob des Überflusses einerseits und dem Ölmangel andererseits eher zu Biosprit verarbeitet, als es dort, wo Hunger grassiert, hinzuschicken, oder?
ebo
1. Februar 2023 @ 15:16
Richtig. Oder ans Vieh verfüttert – unter dem Motto: “Friß, es ist gegen Putin”