Neues vom Wirtschaftskrieg (177): Russland und Iran umschiffen Sanktionen

Die EU-Kommission erlässt nur milde Auflagen für die Verstaatlichung von Uniper. Die russischen Ölexporte sind nach Inkrafttreten des EU-Embargos gesunken. Und Russland und der Iran bauen eine neue transkontinentale Handelsroute, um Sanktionen zu umgehen.

  • Russland und der Iran bauen eine neue transkontinentale Handelsroute, die sich vom östlichen Rand Europas bis zum Indischen Ozean erstreckt — eine 3.000 Kilometer lange Passage, die sich jeder ausländischen Intervention entzieht. Sie zeigt, wie zwei der am stärksten sanktionierten Länder der Welt sich dem westlichen Druck widersetzen und Handelsnetze schaffen, die vor Unterbrechungen geschützt sind. Die Route führt über Flüsse und Eisenbahnlinien, die durch das Kaspische Meer, das von Russland und dem Iran beherrschte Binnengewässer, miteinander verbunden sind. Aus von Bloomberg gesammelten Schiffsverfolgungsdaten geht hervor, dass Dutzende russischer und iranischer Schiffe – darunter auch solche, die Sanktionen unterliegen – die Route bereits befahren. Um das Handelsvolumen zu erhöhen, werden Dutzende von Milliarden Dollar investiert. (Bloomberg)
  • Die russischen Ölexporte sind nach Inkrafttreten des EU-Embargos und des westlichen Preisdeckels gesunken. Sie fielen im Dezember bislang im Vergleich zum Vormonat um elf Prozent auf rund 560.000 Tonnen pro Tag, wie die russische Tageszeitung “Kommersant” unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtete. In der Europäischen Union greift seit dem 4. Dezember ein Importstopp für russisches Öl auf dem Seeweg. Zudem haben die EU, die sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7) und Australien einen Preisdeckel für auf dem Seeweg transportiertes Öl aus Russland verhängt, der auch auf russische Exporte in Drittstaaten abzielt. (Reuters) Wenn sich dieser Trend bestätigt, könnte das Ölangebot auf dem Weltmarkt knapper werden, so dass die Preise steigen.
  • Es hätte schlimmer kommen können. Das ist die entscheidende Erkenntnis aus den Auflagen, welche die EU-Kommission Deutschlands größtem Gasimporteur Uniper aufbrummt. Für die beispiellose Beihilfe in einer Größenordnung von 33 Mrd. Euro – respektive 34,5 Mrd. Euro, wie es im Statement der EU-Kommission heißt – bleiben weite Teile des Erzeugungsgeschäfts von Uniper unangetastet. (…) Die außergewöhnliche Milde der EU-Wettbewerbshüter, die in den Auflagen zum Ausdruck kommt, trägt vor allem der mit dem russischen Angriffskrieg ausgelösten Energiekrise Rechnung. Ein Zusammenbruch des deutschen Gasmarktes, den eine Insolvenz von Uniper nach sich gezogen hätte, hätte für Europa unkalkulierbare Folgen gehabt. (Börsen-Zeitung) – Der Kommentar ist zutreffend. Wegen der Bedeutung des deutschen Gasmarktes kann Berlin letztlich machen, was es will – sie das Theateer um das Gaspreisdeckelchen…

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