Neues vom Wirtschaftskrieg (139): Inflation in der EU nun zweistellig
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Die Frachtgebühren für LNG-Tanker erreichen mit fast 400.000 Dollar am Tag einen neuen Rekord. Die EU verbietet mal eben die Rechtsberatung für Sanktions-Fälle. Und die Inflation in der EU ist nun schon zweistellig.
- Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im September im Vergleich zum Vorjahr um 9,9 Prozent gestiegen. Die EU-Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg korrigierte die erste Inflationsschätzung von vor drei Wochen am Mittwoch leicht um 0,1 Prozentpunkte nach unten. In der gesamten EU lag die Teuerungsrate demnach bei 10,9 Prozent mit Spitzenwerten von teils deutlich über 20 Prozent in den baltischen Ländern und in Ungarn. Im August hatte die Teuerung in den 19 Ländern der Eurozone bei 9,1 Prozent gelegen, in der gesamten EU bei 10,1 Prozent. Seit November 2021 war die Inflationsrate stetig angestiegen; der Ende Februar von Russland begonnene Ukraine-Krieg hat die Energiepreise noch einmal deutlich angetrieben (AFP). – Wohlgemerkt: Der Preisanstieg begann vor dem Ukraine-Krieg. Seither ist er weitgehend hausgemacht – wegen einer verfehlten Sanktions- und Energiepolitik. Und die EZB hat auch versagt…
- Neue Sanktionen: EU verbietet Rechtsberatung. Die Anfrage des Notars an seine Kammer war als „eilbedürftig“ gekennzeichnet. Es geht um ein deutsches mittelständisches Unternehmen aus der Stahlwirtschaft. (…) Wohlgemerkt: Es geht hier um ein „normales“ russisches Unternehmen, das nicht auf einer Sanktionsliste aufgeführt ist. Es stecken auch keine russischen Oligarchen oder sonstige „gelistete“ Personen dahinter. Das Vermögen des Unternehmens ist damit nicht eingefroren. Allerdings sieht das von der EU kürzlich beschlossene achte Sanktionspaket ein Rechtsberatungsverbot vor. Danach ist es untersagt, „unmittelbar oder mittelbar Dienstleistungen in den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen, Rechtsberatung und IT-Beratung“ für russische Unternehmen zu erbringen. Die Rechtsberatung wurde damit mal eben, von einem Tag auf den anderen, verboten – FAZ.
- Neuer Rekord: Fast 400.000 Dollar pro Tag für LNG-Tanker. Freight rates for ships carrying liquefied natural gas hit an all-time high Tuesday as Europe scrambles to secure energy supplies for the winter. It now costs $397,500 per day to charter an LNG ship in the Atlantic basin, according to data from Spark Commodities. The vessels are fitted out to store and transport LNG by sea to a coastal destination, where it will be heated up to become gas again and then pumped to buyers. Carrier rates have soared since Russia invaded Ukraine in late February, with the average cost of chartering a ship for a day rising from $14,300 to just under $400,000 in that timespan – MarketsInsider
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
Robby
19. Oktober 2022 @ 19:27
Das ist das Ende!
Vom Anfang.
KK
19. Oktober 2022 @ 15:46
@ Stef:
Wurde denn der Kriegs- (ach nein, das GG kennt ja nur den “Verteidigungs-“) fall oder sonst irgendein Notsatnd ausgerufen, der entgegen GG und Lissabon-Vertrag die Rechtsstaatlichkeit abzuschaffen rechtfertigte?
Denn bislang haben wir ja laut mantrahafter wiederholter Aussagen unserer Regierungsparteien und weiter Teile der Opposition weder Krieg noch Wirtschaftskrieg!
Stef
20. Oktober 2022 @ 07:18
Gegenfrage: Wann hat unsere Bundesregierung in einer heiklen Frage zuletzt transparent gehandelt? Oder umgesetzt, was vor der Wahl programmatisch versprochen wurde?
Der Verteidigungsfall wird ausgerufen, wenn wir formal angegriffen werden. Was uns nicht davon abhält Richtung Krieg abzubiegen. Und zwar indem zuerst jede Alternative zum Krieg für obsolet erklärt und unterminiert wird, um die dann alternativlosen Kriegsmaßnahmen einfach durchziehen zu können.
Arthur Dent
19. Oktober 2022 @ 13:31
Ganz schön hochpreisig jetzt, das Leben in Borells Garten.
KK
19. Oktober 2022 @ 13:04
„Die Rechtsberatung wurde damit mal eben, von einem Tag auf den anderen, verboten“
So schafft man Rechtsstaatlichkeit ab.
Bei den 10 Geboten brauchte es noch keine Rechtsberatung, wenn aber wirklich alle Rechtsunterworfenen vopr dem Gesetz gleich sein sollen (wie es das GG vorschreibt), dann geht es bei dem Regelwerk eines Nationalstaates der heutigen Zeit aber gar nicht ohne – und in dem Verordnungs- und Richtliniendschungel der EU schon gar nicht!
Stef
19. Oktober 2022 @ 13:43
Um Rechtsstaatlichkeit geht es hier schon lange nicht mehr. Hier wird Kriegswirtschaft vorbereitet. Kriegswirtschaft kennt nur Befehl und Gehorsam. Und die Freund-Feind-Unterscheidung muss vor der Klammer erfolgen. Nichts anderes erfolgt hier.