Neues vom Wirtschaftskrieg (134): Sanktionen bremsen Russland kaum

Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Das Nato-Mitglied Norwegen wird zum Kriegsgewinner, will aber nicht teilen. Die USA drohen Saudi-Arabien wegen der gekürzten Ölproduktion. Und Russland widersteht den Sanktionen weit besser als erwartet, wie der IWF einräumt.

  • Die russische Wirtschaft wird dieses und nächstes Jahr schrumpfen, aber deutlich weniger kräftig als noch zuletzt angenommen. Das prognostiziert der Internationale Währungsfonds am Dienstag. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt Russlands 2022 um 3,4 Prozent zurückgehen und 2023 noch einmal um 2,3 Prozent. Der IWF hebt seine Schätzungen aus dem Juli damit deutlich um 2,6 Prozentpunkte beziehungsweise 1,2 Prozentpunkte nach oben an. Zum Vergleich: 2021 – also vor dem Angriff auf die Ukraine und die vom Westen gegen Moskau verhängten Sanktionen – war die russische Wirtschaft noch um 4,7 Prozent gewachsen. Im zweiten Quartal 2022 dürfte es laut IWF zwar ein deutliches Minus gegeben haben. Die Ölexporte seien aber nicht so schlecht gewesen und auch die Nachfrage im Inland zeige sich relativ stabil. Die Auswirkungen der Sanktionen des Westens wirkten sich nur bedingt auf den Finanzsektor in Russland aus. Auch der Arbeitsmarkt sei widerstandsfähig, so der IWF (n-tv). – Das ist eine Klatsche für Brüssel und Berlin. Die Sanktionspakete könnten Russland einen Wirtschaftseinbruch von bis zu 15 Prozent bescheren, prognostizierte das Bundeswirtschaftsministerium noch Ende August. Voll daneben!
  • Die USA wollen ihre Beziehungen zu Saudi-Arabien überprüfen, nachdem das vom Königreich dominierte Kartell OPEC+ angekündigt hatte, die Öl-Fördermenge zu reduzieren. Dies spiele Russland in die Hände, hieß es. Kremlchef Putin lobte die OPEC+-Entscheidung. US-Präsident Joe Biden hat wegen der geplanten Kürzung der Erdölförderung durch die von Saudi-Arabien dominierte Öl-Allianz OPEC+ Konsequenzen für das Königreich angekündigt. Er werde mit dem US-Kongress über die nächsten Schritte beraten, sagte Biden bei CNN. “Es wird einige Konsequenzen für das geben, was sie getan haben, mit Russland.” Was er konkret im Sinn habe, wolle er nicht sagen. Hintergrund ist die in der vergangenen Woche verkündete Entscheidung des OPEC+-Kartells, dem auch Russland angehört, die Ölfördermenge ab November um zwei Millionen Barrel pro Tag (ein Barrel sind 159 Liter) zu kürzen. Die Angebotsverknappung würde den Ölpreis hochtreiben, wovon aus Sicht der USA Moskau profitieren würde, das mit dem Erlös den Krieg gegen die Ukraine weiterfinanzieren kann (Tagesschau).
  • Norwegen ist wegen seines Öl- und Gasreichtums wirtschaftlich einer der großen Gewinner des Ukraine-Krieges. Die Einnahmen aus Energieexporten schießen in ungeahnte Höhen. Dem norwegischen Staatsfonds fließen viele Milliarden zu – weil Norwegen sein Gas zu den hohen Weltmarktpreisen verkauft. Das stößt in Europa auf Kritik. Polens Ministerpräsident nannte Norwegens Preise „krank“. Wirtschaftsminister Habeck kritisierte „Mondpreise“. Norwegen wirbt um Verständnis, sucht Kompromisse, will aber keinen Rabatt geben. – Norwegen ist übrigens ein Nato-Alliierter. Trotzdem übt es im “Energiekrieg” keine Solidarität

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