Neues vom Wirtschaftskrieg (119): Uniper wird verstaatlicht
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Deutschlands größter Gasimporteur wird verstaatlicht. Die EU-Staaten bestehen in der Energiekrise auf nationalen Ausnahmen. Und Deutschland stellt sich gegen einen Preisdeckel für Gas, wie ihn Belgien fordert.
- Deutschlands größter Gasimporteur Uniper wird zu weiten Teilen verstaatlicht. Der Bund übernehme 99 Prozent der Anteile an dem Konzern, teilten das Unternehmen und das Bundeswirtschaftsministerium übereinstimmend mit. Damit schaffe die Bundesregierung „eine klare Eigentümerstruktur, um so Uniper und damit die Energieversorgung für Unternehmen, Stadtwerke und Verbraucherinnen und Verbraucher zu sichern“, schrieb das Ministerium. Der finnische Anteilseigner sprach von einer Übernahme zu rund 98,5 Prozent. – Dieser Schritt war überfällig. Ihm muß nun aber auch das Ende der Gasumlage folgen. Mehr dazu hier
- In der Diskussion über das EU-Notfallprogramm gegen die hohen Energiepreise verlangen die Mitgliedstaaten mehr Spielraum für nationale Lösungen. Das Paket müsse die »spezifischen Bedingungen« der EU-Länder sowie ihre »bestehenden Maßnahmen« berücksichtigen, heißt es in einem Entwurf der tschechischen Ratspräsidentschaft, der dem SPIEGEL vorliegt. – Das ist keine Überraschung. Rund die Hälfte der EU-Staaten hat längst nationale Maßnahmen ergriffen, die EU-Kommission hinkt den Ereignissen hoffnungslos hinterher.
- Deutschland ist entschieden gegen eine Preisobergrenze für Gasimporte. Das erklärte Europa-Ministerin Anna Lührmann in einem Gespräch mit Euronews in Brüssel. Die Idee hat in den EU-Mitgliedstaaten an Zugkraft gewonnen, um den steigenden Energiepreisen zu begegnen. Deutschland aber hält dies für kontraproduktiv, da Preisgrenzen Lieferanten abschrecken könnten. – Berlin geht damit auf Konfrontationskurs zu Belgien und anderen EU-Ländern. Belgiens Premier De Croo fordert schon seit März einen Preisdeckel. Zugleich weist er immer wieder darauf hin, dass Deutschland einen Gutteil seines LNG-Gases aus Belgien bezieht…
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Holly01
22. September 2022 @ 07:47
Der Staat verstaatlicht Uniper.
Eine Firma mit einer Marktkapitalisierung von ca. 500 Mio. (vor der amtliche Bekanntgabe) wird für etwa 26 Mrd. gekauft. Glückwunsch. Also den Altbesitzern.
Das ist wieder eine Zwangsmaßnahme des Staates. Eigentum scheint variabel zu sein.
Die Gasumlage bleibt. Sie bleibt obwohl das Unternehmen mit dem höchsten Kapitalbedarf nun verstaatlicht ist und natürlich mit dem Staat als Eigentümer völlig andere Kreditmöglichkeiten hat (und Kreditgeber).
Hat Herr Habeck wenigstens dafür gesorgt das die Termingeschäfte, die Uniper angeblich in die Schieflage gebracht haben, kein zusätzliches Risiko darstellen?
Ich mein, 0,5 Mrd. Firmenwert, Kreditlinien (dem Vernehmen nach ausgeschöpft) und 26 Mrd. bezahlt sollte doch selbst der Ampel reichen oder?
Habeck:
Erst unter Aufsicht stellen UND den Aktienhandel einstellen !!
Dann Zerschlagen und die Kosten bei den Inhabern abladen.
Danach die (für die Verbraucher) notwendige Resterampe für 1€ übernehmen und an die Konkurrenz verscherbeln. Ohne Risiko mit purem notwendigen Inhalt ist das wieder eine Ware.
Etwas weniger Kinderbücher.
Etwas mehr Fachliteratur oder wenigstens Beamte die das erklären können ohne das denen die Beamten vom Verfassungsschutz in den Nacken atmen.
Die Amis haben alle Informationen da muss der Verfassungsschutz nicht zuarbeiten und den Verfassungsschutz geht das einen feuchten Schmutz an.
Arthur Dent
21. September 2022 @ 23:58
Vielleicht sollte Deutschland mal gucken, wie Malta das macht. Malta hat bezahlbaren Strom und bezahlbares Gas, obwohl es seinen Strom größtenteils durch LNG-Gas herstellt.
KK
21. September 2022 @ 12:19
„Deutschland aber hält dies für kontraproduktiv, da Preisgrenzen Lieferanten abschrecken könnten.“
Den grössten, bislang immer zuverlässigen, noch am wenigsten klimaschädlichsten und zudem mit Abstand günstigsten Lieferanten hat Deutschland und die EU ja mit der Sanktionspolitik (um es mit anderen Worten zu sagen: Wirtschaftskrieg) bereits abgeschreckt, nicht wahr?
ebo
21. September 2022 @ 12:22
Ja, sogar sehr „erfolgreich“…