Neue Zahlen heizen Streit um Impfstoff-Exporte an

Wer bietet mehr? Nachdem Ratspräsident Michel die Impfstoff-Exporte der EU gepriesen hatte, legen die “New York Times” und Bloomberg” nun neue Zahlen vor. Doch sie sind mit Vorsicht zu genießen.

Laut “NYT” hat die EU in den letzten Wochen 34 Millionen Impfdosen exportiert. Laut Bloomberg ging der Großteil davon – mehr als 9 Millionen Dosen – nach Großbritannien. Beide Blätter berufen sich auf interne EU-Dokumente.

Die Zahlen sind eine willkommene Rückendeckung für Ratspräsident Michel. Der Belgier hatte die EU gegen den Vorwurf des Protektionismus verteidigt und die Exporte gepriesen – nach dem Motto: “Wir retten die Welt”.

Doch sie sind mit Vorsicht zu genießen. Schließlich geht es hier um transnationale Konzerne. AstraZeneca ist halb britisch, halb schwedisch – und produziert sowohl in UK als auch in der EU.

Bei Biontech/Pfizer findet die Produktion sowohl in der EU als auch in den USA statt. Ohne den US-Konzern Pfizer hätte das deutsche Unternehmen Biontech den Vertrieb nicht gestemmt.

Was ist nun der EU zuzurechen, was den USA – und was UK? Und welchen Sinn macht es, transnationale Konzerne einer bestimmten Region zuzuschlagen? Schon die Rechnung folgt einer veralteten, nationalen Logik.

Unbestritten ist dagegen, dass die EU den Pharmakonzernen bei Forschung und Entwicklung geholfen hat. Ohne diese Hilfe wären die Impfstoffe vermutlich später verfügbar gewesen.

Dafür hat sie aber bei Produktion und Vertrieb geschlafen. Da waren UK und die USA schneller. Und wenn es um die Vermarktung der Rechte geht, dann mauern sie alle zusammen – wie zuletzt wieder in der WTO…

Siehe auch “EU blockiert weiter Freigabe von Impfstoff-Patenten”

P.S. Die EU hat ihre Exportbeschänkungen bis Ende Juni verlängert. Warum nur?