Neue Serie: Ohne die EU – wäre Brüssel ärmer (1/5)

Die EU steckt in der Dauerkrise. Doch verzichten möchte kaum jemand auf die Vorteile der Union. Schon gar nicht Brüssel – denn ohne die europäischen Institutionen wäre die Stadt wesentlich ärmer.

Für Touristen in Brüssel gehört ein Besuch im Europaparlament genauso zum Pflichtprogramm wie ein Ausflug ins Atomium oder ein Abstecher zur Grand Place.

Auch die EU-Kommission oder das neue, futuristische Ratsgebäude an der Rue de la Loi im Europaviertel ziehen Neugierige an.

Doch was wäre Brüssel, die „Hauptstadt Europas“, eigentlich ohne die Europäische Union und ihre Institutionen?

Dieser Frage ist das Fremdenverkehrsamt nachgegangen – mit erstaunlichen Ergebnissen. Sie legen nahe, dass die EU für die Wirtschaft längst unverzichtbar geworden ist.

Die Europäische Union und andere internationale Organisationen wie die Nato sichern 121.000 Jobs und einen jährlichen Umsatz von fünf Milliarden Euro, heißt es in einer 2015 veröffentlichten Studie.

Die EU ist für jeden sechsten Job verantwortlich

Insgesamt ist Europa also für rund 17 Prozent aller Arbeitsplätze in Brüssel verantwortlich – das ist jeder sechste Job.

Erstaunlich ist dies nicht – wenn man bedenkt, dass zu den 32.000 Beamten der EU-Kommission und den 751 Abgeordneten des Europaparlaments noch tausende Diplomaten, Lobbyisten und Journalisten hinzukommen.

Die meisten arbeiten nicht nur in Brüssel, sie leben auch dort oder im Umland.

Neben Etterbeek, wo sich das Europaviertel befindet, sind die „Europäer“ in Villenvierteln wie Uccle oder in Studentenquartieren wie Ixelles zuhause.

Auch das flämischsprachige Umland, der Flughafen Zaventem und viele andere Infrastruktur-Projekte profitieren von der EU.

Auch Luxemburg und Straßburg profitieren

Brüssel ist kein Einzelfall. Der Ministerrat tagt regelmäßig in Luxemburg, das Europaparlament zieht einmal im Monat nach Straßburg.

In Wahlkampf-Zeiten wird dies gern als teurer „Wanderzirkus“ bezeichnet. Für die Wirtschaft sind die EU-Tagungen allerdings ein wichtiger Stimulus.

Wie begehrt die EU-Institutionen sind, hat sich nach dem Brexit-Referendum gezeigt: Um die europäische Arzneimittelagentur und die Bankenaufsicht, die aus London wegziehen mussten, hat sich halb Europa beworben.

Am Ende bekamen Amsterdam und Paris den Zuschlag – per Losverfahren. Denn freiwillig wollte kein EU-Land auf die lukrativen Behörden verzichten.

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf der Website des Goethe-Instituts e. V. veröffentlicht, das Original steht hier.