Neue EU-Kommission: Fehlstart für von der Leyen II.

Ihre Wiederwahl an die Spitze der EU-Kommission im Juli wurde zur Zitterpartie. Nur mithilfe der Grünen konnte sich Ursula von der Leyen im Amt halten. Doch nun droht der CDU-Politikerin schon die nächste Machtprobe. Diesmal dürfte sie den Kürzeren ziehen.

Der Grund: Die EU-Staaten ignorieren ihren Wunsch, je eine Frau und einen Mann für die neue EU-Kommission zu nominieren und so für Geschlechterparität zu sorgen. Viele schlagen nur einen einzigen Bewerber vor: einen Mann.

Die Folge: akuter Frauenmangel in Brüssel. 16 Männer und nur 5 Frauen – so fällt die Geschlechter-Bilanz kurz vor Ablauf der Frist am 1. September aus. Wenn es so weiter geht, könnten die Männer am Ende über eine 2/3-Mehrheit verfügen.

Dochies ist nicht das einzige Problem, mit dem von der Leyen bei der Aufstellung der neuen EU-Kommission fertig werden muß.

Hinzu kommt, dass die meisten bisher nominierten Männer auch noch der konservativen Europäischen Volkspartei angehören – und dass sie einen wichtigen Posten verlangen.

Männlich, konservativ und machtbewusst

Männlich, konservativ und machtbewusst – so sieht das typische Profil der meisten Bewerber aus. Dummerweise gibt es nicht genug Posten, um den Machthunger der EU-Länder und ihrer Kandidaten zu stillen.

Was tun? Von der Leyen und ihre Berater halten sich bedeckt. Man wolle erst einmal die vollständige Liste der Kandidaten abwarten, heißt es in Brüssel, danach werde man weiter sehen.

Einzelne Kandidaten kann von der Leyen nach deren Anhörung im Europaparlament zurückweisen – doch mehr weibliche Bewerber erzwingen kann sie nicht. 

Ihr stärkster Hebel ist die Verteilung der Aufgabengebiete. Bei wichtigen Dossiers etwa zur Wirtschaftspolitik werde sie Frauen bevorzugen, lässt von der Leyen durchblicken.

Doch selbst wenn es ihr gelingen sollte, Kommissarinnen auf mächtige Posten zu hieven: Die Geschlechterparität bleibt ein Problem.

Von der Leyen droht ein Fehlstart – und das ausgerechnet in der Genderpolitik, auf die sie neuerdings so viel Wert legt…

Dieser Beitrag ist zuerst in unserem Newsletter “Watchlist Europa” erschienen. Mehr Newsletter und Abonnement per Mail hier

Siehe auch Zugeständnisse ohne Ende: So schwach ist von der Leyen sowie unsere Artikelserie zu von der Leyen II.