Netanjahus „begrenzte Offensive“ und Bidens grenzenloses „Trümmerfeld“

Der Krieg im Nahen Osten weitet sich aus. Die Begriffsverwirrung wird auch immer größer.

Israel beginnt eine „lokal begrenzte Bodenoffensive“ gegen die Hisbollah im Libanon: Dies meldeten die „Tagesschau“ und viele andere Medien am Morgen.

Sie machten sich dabei die offizielle Sprachregelung der rechtsradikalen Regierung Netanjahu zu eigen. Dabei sollten auch schon die Angriffe in Gaza „lokal begrenzt“ sein.

Mittlerweile ist der Küstenstreifen fast vollständig zerstört, mehr als 40.000 Palästinenser – die meisten Frauen und Kinder – wurden von der israelischen Armee getötet.

Ob dem Libanon ein ähnliches Schicksal droht, wissen wir nicht. Wir wissen aber sehr wohl, dass der Krieg Netanjahus keineswegs „lokal begrenzt“ ist, sondern sich immer mehr ausweitet.

Wir wissen auch, dass der Angriff auf den Libanon schon vor Monaten geplant wurde und letztlich auf den Iran zielt. Dort kann es schon bald zum ganz großen Knall kommen.

Das ist keine Selbstverteidigung mehr. Netanjahu führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisiert.

Warum fällt es unseren Medien so schwer, dies auszusprechen? Bei Putin kann nicht oft genug von einem Angriffskrieg die Rede sein, bei Netanjahu herrscht allgemeine Begriffsverwirrung.

Probleme mit der Sprache hat offenbar auch US-Präsident Biden. „End this war“, forderte er bei seinem letzten Auftritt in der UN-Generalversammlung vor einer Woche.

Doch nun, da Netanjahu den Krieg eskaliert und Wohnviertel bombardiert, findet Biden plötzlich Verständnis – und sichert Israels Angriffe durch militärische Drohungen gegen Iran ab.

Das Ergebnis dieser unaufrichtigen Politik, die nicht tut, was sie sagt: Ein „Trümmerfeld“. Das sage nicht ich, das sagt Spiegel-Korrespondentin Julia Amalia Heyer in Washington.

Bomben auf den Libanon, Gaza, den Jemen – ist das jetzt schon der Flächenbrand, den die USA immer verhindern wollten? Händeringend, aber weitgehend untätig hat Joe Biden zugesehen, wie die Eskalation immer weiterging.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen – außer vielleicht, dass viele in der EU immer noch glauben, mit Biden sei die Welt irgendwie besser geworden…

Siehe auch Bidens außenpolitische Bilanz ist ein Desaster. Die EU will mehr davon

P.S. Auch der EU fehlen die Worte. Die Außenminister konnten sich bei einer Sondersitzung nicht auf ein „Wording“ zur gezielten Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah durch Israel einigen. Also wurde die „extralegale“ Tötung einfach ausgespart, als sei sie nie geschehen…