Netanjahus „begrenzte Offensive“ und Bidens grenzenloses „Trümmerfeld“
Der Krieg im Nahen Osten weitet sich aus. Die Begriffsverwirrung wird auch immer größer.
Israel beginnt eine „lokal begrenzte Bodenoffensive“ gegen die Hisbollah im Libanon: Dies meldeten die „Tagesschau“ und viele andere Medien am Morgen.
Sie machten sich dabei die offizielle Sprachregelung der rechtsradikalen Regierung Netanjahu zu eigen. Dabei sollten auch schon die Angriffe in Gaza „lokal begrenzt“ sein.
Mittlerweile ist der Küstenstreifen fast vollständig zerstört, mehr als 40.000 Palästinenser – die meisten Frauen und Kinder – wurden von der israelischen Armee getötet.
Ob dem Libanon ein ähnliches Schicksal droht, wissen wir nicht. Wir wissen aber sehr wohl, dass der Krieg Netanjahus keineswegs „lokal begrenzt“ ist, sondern sich immer mehr ausweitet.
Wenn es doch nur irgendeinen präziseren Begriff für das "Schicken von Bodeneinheiten" in ein anderes Land gäbe. pic.twitter.com/xdG8DCkzn1
— Fabian Goldmann (@goldi) October 1, 2024
Wir wissen auch, dass der Angriff auf den Libanon schon vor Monaten geplant wurde und letztlich auf den Iran zielt. Dort kann es schon bald zum ganz großen Knall kommen.
Das ist keine Selbstverteidigung mehr. Netanjahu führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisiert.
Warum fällt es unseren Medien so schwer, dies auszusprechen? Bei Putin kann nicht oft genug von einem Angriffskrieg die Rede sein, bei Netanjahu herrscht allgemeine Begriffsverwirrung.
Probleme mit der Sprache hat offenbar auch US-Präsident Biden. „End this war“, forderte er bei seinem letzten Auftritt in der UN-Generalversammlung vor einer Woche.
Doch nun, da Netanjahu den Krieg eskaliert und Wohnviertel bombardiert, findet Biden plötzlich Verständnis – und sichert Israels Angriffe durch militärische Drohungen gegen Iran ab.
Das Ergebnis dieser unaufrichtigen Politik, die nicht tut, was sie sagt: Ein „Trümmerfeld“. Das sage nicht ich, das sagt Spiegel-Korrespondentin Julia Amalia Heyer in Washington.
Bomben auf den Libanon, Gaza, den Jemen – ist das jetzt schon der Flächenbrand, den die USA immer verhindern wollten? Händeringend, aber weitgehend untätig hat Joe Biden zugesehen, wie die Eskalation immer weiterging.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen – außer vielleicht, dass viele in der EU immer noch glauben, mit Biden sei die Welt irgendwie besser geworden…
Siehe auch Bidens außenpolitische Bilanz ist ein Desaster. Die EU will mehr davon
P.S. Auch der EU fehlen die Worte. Die Außenminister konnten sich bei einer Sondersitzung nicht auf ein „Wording“ zur gezielten Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah durch Israel einigen. Also wurde die „extralegale“ Tötung einfach ausgespart, als sei sie nie geschehen…
Uli H.
2. Oktober 2024 @ 10:16
Es geht wieder um fremdes Öl und Gas, egal ob es den Russen gehört oder dem Iran, oder Syrien …, her damit! Dafür haben wir doch die NATO. Durch unsere Bomben sterben ja nur „die Anderen“, und wieder zu Hunderttausenden. Okay, das hat bis jetzt funktioniert, aber ich glaube das wars, wir müssen uns ehrlich machen. Es gibt westliche Politiker die das ahnen: Orban, Erdogan, Kennedy, Wagenknecht und immer mehr …, hören wir auf sie.
Helmut Höft
2. Oktober 2024 @ 09:12
Buisiness as usual! Kann man nicht kommentieren, isso!
Andreas Mathys
2. Oktober 2024 @ 08:53
Alle fallen auf die Propaganda „begrenzte Offensive“ herein. Falls man im Libanon aufs Dach bekommt, erlaubt dies den gesichtsbewahrenden Rückzug. Falls erfolgreich, wohl den Vorstoss bis zum Litani. Das Gebiet wäre dann bald unter Applaus des Westens zur wegen dem Feind notwendigen Annektion frei. Wer sind in Palästina und im Libanon denn eigentlich die wahren Terroristen? Die Hisbollah und die Hamas jedenfalls nicht, erlauben sich die beiden doch nur Widerstand – leider auch mit Gewalt, anders geht es nicht – vor einem klar zu verurteilendem Zionismus.
KK
2. Oktober 2024 @ 17:04
Die gestern ausgestrahlte ARTE-Doku zum Hamas-Angriff vom 07.10. hinterliess bei mir den Eindruck, dass es im Vorfeld genug Warnsignale aus Gaza gab (militärische Übungen, abgehörte Telefonate/Gespräche, gleichzeitige Aktivierung tausender israelischer PrePaid-Cellphones). Hinweise darauf aus den Sicherheitsbehörden seien jedoch von der Regierung alle verharmlost bis derart kategorisch ignoriert worden, so dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass es Bibi ganz bewusst auf einen Angriff ankommen lassen wollte, um von den innenpolitischen Protesten gegen seine Person und ultrarechte Regierung abzulenken. Und einen Krieg gegen die Hamas regelrecht wollte – mutmasslich auch, um die Palästinenser endgültig aus „Erez Israel“ zu jagen.
BTW, wer unmittelbar vor den Toren und in Hörweite des weltweit grössten Freiluft-Gefängnisses ein die Freiheit feierndes Musikfestival veranstaltet, macht mE nichts anderes als die Amerikaner in Guantanamo, wenn sie den dortigen Gefangenen in ohrenbetäubender Lautstärke stundenlang Musik vorspielen: eine Form der Folter!
Michael
1. Oktober 2024 @ 16:41
Die Kolonie Israel mit 0.1 % Bevölkerungsanteil an der Weltbevölkerung hält die Welt in Atem weil Biden als selbsterklärter Zionist (ein Euphemismus für Kolonialist) den Kolonialverbrechen in Palästina Vorschub leistet, die EU in Bedeutungslosigkeit versunken ist und Deutschland – schon wieder – auf der falschen Seite der Geschichte steht! Unglaublich wenn es nicht wahr wäre!
Monika
1. Oktober 2024 @ 16:33
Die „offizielle Sprachregelung der rechtsradikalen Regierung Netanjahu“ wird ausschließlich zur Beruhigung der empfindsamen Gemüter der Europäer übernommen. Genau wie „End this war“ vom händeringenden Schauspieler und Agit-Propstar Biden. Dieser Slogan ginge auch glatt als Songtitel durch…,
Warum fällt es unseren Medien so schwer, dies auszusprechen?
WEIL Netanjahu einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisiert, führt.
Und weil Israel diesen Krieg nicht verlieren darf, denn damit wäre das „Fort Israel“ des Imperium Americanum in Eurasien dahin…
Dass die EU mehr von dieser amerikanischen Soap-Opera will? Die Politsternchen auf jeden Fall, die Bevölkerungen eher Nein.