Netanjahu spaltet EU, Selenskyj verliert Rückhalt & Rechte provozieren mit Milei

Die Watchlist EUropa vom 21. Mai 2024 – Heute mit einem historischen Haftbefehl in Den Haag, einer abgelaufenen Amtszeit in Kiew und einem Skandal in Madrid.

Es war ein Paukenschlag: Wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und mutmaßlicher Kriegsverbrechen hat der Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Haftbefehle gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sowie gegen die Anführer der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas beantragt. 

Netanjahu und die Hamas stehen nun in einer Reihe mit Russlands Staatspräsident Putin oder dem früheren Serben-Chef Milosevic. Für Deutschland und für die EU ist dies ein massives Problem.

Schließlich hat Kanzler Scholz mehrfach erklärt, er habe “keine Zweifel”, dass Israel im Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen das Völkerrecht einhalte. Auch Außenministerin Baerbock stellte sich immer wieder hinter “Bibi”.

Und die EU hält trotz des Krieges an einem Kooperationsabkommen mit Israel fest. Spanien, Irland und andere haben zwar gefordert, die Zusammenarbeit auszusetzen. Doch das hat Deutschland verhindert.

Ganz anders sind die EUropäer mit Russland umgegangen. Kaum dass der Haftbefehl aus Den Haag gegen Putin vorlag, haben sie dessen Vollstreckung gefordert. Die EU will den Kremlchef sogar vor ein Sondergericht zerren.

Der EU-Vorsitz kann sich nicht durchsetzen

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Gelten für Netanjahu andere Regeln? Wird die EU den Haftbefehl unterstützen – oder wird sie ihn zurückweisen, wie die US-Regierung? Legt man an Israel dieselben Maßstäbe an wie an Russland – oder gilt zweierlei Maß?

Die EU drückt sich um eine klare Antwort. Nach langem Zögern veröffentlichte der EU-Außenbeauftragte Borrell am Montag eine nichtssagende Erklärung, in der er die Entscheidung aus Den Haag “zur Kenntnis” nimmt.

Derweil wies Baerbock den “unzutreffenden Eindruck” zurück, dass man Hamas und Netanjahu gleichsetzen könne. Die Grünen-Politikerin versucht, Netanjahu zu entlasten – dabei ist er zu einer schweren Hypothek geworden und spaltet die EU …

P. S. Belgien unterstützt den Haftbefehl gegen Netanjahu. Das Land hat zwar derzeit den EU-Vorsitz, kann sich aber gegen Deutschland nicht durchsetzen…

News & Updates

  • Selenskyj Amtszeit ist vorbei – er verliert an Legitimität. Am 20. Mai endete die fünfjährige Amtszeit des ukrainischen Staatschefs, wie der “Economist” festhält. Doch statt Wahlen anzusetzen, klammert sich Selenskyj an sein Amt. Wahlen im Krieg seien nicht möglich, heißt es zur Begründung in Kiew. Das ist zwar nachvollziehbar – ändert aber nichts an der Tatsache, dass Selenskyj nun an Legitimität einbüsst und an Rpckhalt verliert – in Umfragen ist es nur noch Nummer 3 der beliebtesten Politiker. Der EU dürfte es künftig noch schwerer fallen, die Ukraine als lupenreine Demokratie zu preisen…
  • Assange wird vorerst nicht in die USA ausgeliefert. Gnadenfrist für den in Großbritannien inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange: Der Londoner High Court entschied am Montag, dass der 52-Jährige gegen seine Auslieferung in die USA noch einmal in Berufung gehen darf. Grund für die erneute Berufung sind unzureichende Garantien aus Washington, dass die Presse- und Meinungsfreiheit auch für Assange gilt… 
  • “Georgien verlässt den europäischen Pfad”. Dies meinen Kanzler Scholz und Frankreichs Staatschef Macron. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern sie die Rücknahme eines Gesetzes gegen ausländische Einflussnahme, das in Tiflis auch als “russisches Gesetz” verschrieen wird. Allerdings arbeitet die EU selbst an ähnlichen Regeln – und der EU-Beitritt Georgiens ist noch meilenweit entfernt. – Mehr hier

Das Letzte

Rechte und Nationalisten feiern Argentiniens Präsidenten Milei. Die italienische Postfaschistin Meloni und die französische Nationalisten-Führerin Le Pen haben bei einer Wahlkampf-Veranstaltung in Madrid den argentinischen Präsidenten Milei gefeiert. Obwohl Milei in seinem Land massiven Sozialabbau betreibt und die Wirtschaft abschmiert, wurde er auf Einladung der rechtsextremen spanischen Partei Vox wie ein Held empfangen. Milei nutzte die Gelegenheit, über die Frau des sozialistischen Regierungschefs Sánchez herzuziehen und sie als “korrupt” zu brandmarken. Nun droht Madrid mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Der Skandal betritt aber nicht nur Spanien, sondern die gesamte EU. Denn in Madrid waren auch Vertreter der rechtskonservativen EKR dabei, mit der die EVP und ihre Spitzenkandidatin von der Leyen offen flirten…

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