Nato-Krise: Wenn sich Alliierte wechselseitig drohen

Ende gut, alles gut? Die Nato feiert es als Erfolg, dass beim Londoner Gipfel zum 70. Jahrestag doch noch eine Abschlusserklärung zustande kam. Doch vorher haben sich die Alliierten wechselseitig mit Drohungen überzogen.

Die erste Breitseite richtete sich gegen Frankreich: Sowohl US-Präsident Trump als auch der türkische Sultan Erdogan drohten Präsident Macron – weil der es gewagt hatte, der Nato einen „Hirntod“ zu bescheinigen.

Trump ging so weit, zu behaupten, dass Frankreich mehr als jedes andere Land auf die Nato angewiesen wäre – ein Seitenhieb auf die beiden deutschen Angriffskriege im 1. und 2. Weltkrieg.

Erdogan stieß diverse Flüche aus, konzentrierte seine Attacken danach aber auf die baltischen Nato-Staaten, die sich vom neuen türkischen Alliierten Russland bedroht fühlen.

Er werde Beschlüsse zur Truppenaufstockung in Osteuropa blockieren, wenn die Nato-Länder die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien nicht als Terrororganisation einstuften, sagte er. 

Am Ende legte Erdogan zwar doch kein Veto ein – doch die Drohung zeigt, dass die Türkei bereit ist, die Nato zu erpressen, um ihr völkerrechtswidriges Vorgehen in Nordsyrien fortzusetzen.

Zuvor hatte Erdogan sich bereits mit Syrien auf neue Seegrenzen im Mittelmeer verständigt. Dies wurde von Griechenland und Israel als Bedrohung verstanden – doch die Nato schwieg.

Die Alliierten duckten sich auch weg, als Trump erneut mit US-Sanktionen gegen die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream liebäugelte.

„Wir haben das noch nicht wirklich entschieden“, sagte Trump am Mittwoch im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Watford bei London.

Merkel sprach hinterher von einem „sehr erfolgreichen Gipfel“. Die Alliierten hätten sich einig und geschlossen gezeigt – „deshalb bin ich sehr zufrieden“.

Na dann…

Siehe auch „Umfrage: Deutsche teilen Macrons Kritik an der Nato“