Nato heizt Spannungen an
Europa hat schon genug Probleme. Doch nun heizt die Nato die Spannungen weiter an – mit einem Beitrittsangebot an Montenegro und verstärkter Luftabwehr in der Türkei. Beides richtet sich gegen Russland.
Nach dem brandgefährlichen Vorfall an der türkisch-syrischen Grenze, bei dem ein russischer Kampfjet offenbar vorsätzlich abgeschossen wurde, hätte man eigentlich Deeskalation erwartet.
Außenminister Steinmeier und andere EU-Politiker sprachen sich auch dafür aus. Doch sie lassen ihren Worten keine Taten folgen – und stimmen brav dem zu, was die USA in der Nato vorgeben.
Und da heißt es: keine Rücksicht auf Russland, selbst wenn wir Präsident Putin im Kampf gegen den IS brauchen. Moskau droht nun mit Vergeltung wg. Montenegro, die Spannungen steigen.
Wer jemals die Hoffnung hatte, die EU-Staaten würden eine eigenständige Politik in der Nato entwickeln, muss sie heute wohl endgültig begraben… – Mehr zu den Spannungen Russland-Türkei hier
Claus
2. Dezember 2015 @ 12:34
. . . der muss sie (die Hoffnungen) heute wohl endgültig begraben?
Die Hoffnungen waren schon sehr viel früher im Laufe der NATO-„Einladungen“ und Beitritte von Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Albanien und Kroatien begraben. Bei der Ukraine ist dann da wohl trotz erheblichem US-Sponsoring etwas total in die Hose gegangen, was dann von USA und NATO via EU mit Sanktionen gegen Russland heftig abgestraft wurde. Sanktionen, um die sich die USA übrigens selbst am Wenigsten geschert haben. Was machen eigentlich die sanktionierten russisch-französischen Hubschrauberträger? Lassen die sich vielleicht noch irgendwie in der Türkei- / Syrien- / NATO- / Kurden- / Alawiten- / Sunniten- / Baathisten- / Peschmerga- / IS- / Anti-Terror-Mission einsetzen. Falls ja: Von wem? Und gegen wen?
Ich lege da mein ganzes Vertrauen in die Analysefähigkeiten von Frau von der Leyen.
Peter Nemschak
2. Dezember 2015 @ 21:19
Was Ihren letzten Satz betrifft, empfehle ich: do not put all your eggs into one basket.
Peter Nemschak
2. Dezember 2015 @ 11:59
Das Verhalten der NATO ändert nichts daran, dass der Westen und Russland in Syrien unterschiedliche Ziele verfolgen. Daran ändert auch nichts das temporäre militärische Zweckbündnis zwischen Frankreich und Russland. Für eine eigenständige Politik der EU in der NATO wäre ein Konsens unter den EU-Mitgliedern erforderlich. Diesen Konsens gibt es nicht und es ist unwahrscheinlich, dass er zu Stande kommt.
ebo
2. Dezember 2015 @ 12:07
Können Sie mir auch nur einen plausible Grund nennen, Montenegro ausgerechnet jetzt ein Beitrittsangebot zu machen? Und wieso muss die Nato die Luftabwehr der Türkei verstärken? Nicht einmal Erdogan behauptet, dass Russland die Türkei angreifen wollte…
Peter Nemschak
2. Dezember 2015 @ 17:51
Eine mögliche Antwort findet sich in https://www.foreignaffairs.com/articles/turkey/2015-11-30/utility-crises.
Meines Erachtens demonstriert die NATO im Unterschied zur EU Einigkeit in ihrem Verhältnis zu Russland. Dass sich die russischen Luftschläge bis vor kurzem auf andere Ziele als den IS konzentriert haben, waren für den Westen nicht gerade vertrauensbildend. Letztlich geht es um das Machtspiel zwischen dem Westen und Russland, wer in diesem konfessionell begründeten Konflikt mehr Einfluss bei der zukünftigen territorialen Regelung für Syrien nach Assad und wahrscheinlich auch den Irak haben wird. Interessant, dass mittlerweile die schiitische Regierung in Bagdad dem US-Militär die Teilnahme auf ihrer Seite am Kampf gegen den IS untersagt hat.
DerDicke
2. Dezember 2015 @ 12:38
Welche Ziele “der Westen” verfolgt kann man recht anschaulich in Bildern auf sich einwirken lassen:
http://www.zerohedge.com/news/2015-12-01/us-intervention-and-after
Da würde ich sagen – geben wir den Russen eine Chance, es kann nur besser werden.