Nato: Angriff in Russland ist Verteidigung
Das neue dystopische “Doppeldenk” greift um sich. Nun hat es auch die Nato erfasst.
Die umstrittenen ukrainischen Angriffe auf russisches Gebiet in der Region Kursk findet Nato-Generalsekretär Stoltenberg in Ordnung.
Die Ukraine habe das Recht, sich zu verteidigen. “Und gemäß dem internationalen Recht hört dieses Recht an der Grenze nicht auf”, sagte er der “Welt am Sonntag”.
Das passt allerdings nicht zur Nato-Doktrin. Die US-geführte Militärallianz will “jeden Zentimeter” ihres Bündnisgebiets verteidigen.
Schon der kleinste Angriff soll massiv vergolten werden. Ein großer Angriff auf Russland mit Nato-Waffen hingegen ist Verteidigung!?
Siehe auch Pro-Europäer, Populisten, Putin-Freunde: Die große Begriffs-Verwirrung
P. S Mit seinem Statement rechtfertigt Stoltenberg den jüngsten ukrainischen Angriff, der offenbar auch auf Moskau zielte…
european
1. September 2024 @ 11:42
Die Ukraine ist kein NATO-Mitglied, aber die NATO-Länder „unterstützen“ das Land nicht zuletzt deshalb, weil die NATO zum verlängerten Arm der USA mutiert ist. Es ist also die Frage, wie weit man in diesem Stellvertreterkrieg gehen möchte, ohne sich selbst zu gefährden. Umfragen in den Bevölkerungen der EU zeigen, dass die Bürger schon lange nicht mehr mit den Entscheidungen der Länder einverstanden sind und mehrheitlich für Verhandlungen sind. Von der deutsch-französischen Achse ist nichts mehr übrig. Es bleibt ein unorganisierter Haufen von Einzelmeinungen übrig, bei dem offensichtlich viele nur noch „Hauptsache gegen Russland denken“. Das ist aber keine Strategie.
Erich Vad weist in seinen Gesprächen immer wieder darauf hin, dass es zur NATO – Strategie bisher gehörte, sowohl militärische Präsenz zu zeigen als auch gleichzeitig Verhandlungen zu führen. Das ist hier nicht mehr der Fall.
Vor diesem Hintergrund kann man durchaus von einem Doppeldenk sprechen, wenn man dann noch die Frage stellt, wer das Hauptinteresse daran hat, dass es auf dem eurasischen Kontinent kein friedliches Miteinander gibt. Die Interessenlagen werden von offizieller Stelle nicht wirklich benannt und statt dessen das Mantra gepflegt vom überfallenen Land (was sicherlich so stimmt) und dem Krieg, der aus den Nichts kam (was nicht stimmt). Hinzu kommt noch die Frage nach den persönlichen Interessen der Biden-Familie. Das wird völlig ausgeblendet.
Der Krieg ist sofort zu Ende, wenn keine Waffen mehr geliefert werden. Er hätte durch diplomatischen Interessensausgleich gar nicht erst stattfinden müssen. Aber da sind wir wieder bei der Interessenlage. Es fällt auch auf, dass niemand die Frage danach stellt, warum die USA in Ramstein das größte Militärkrankenhaus außerhalb der USA errichten. Was haben die denn vor? Womit rechnen die und was wissen unsere Politiker?
Was immer auch der Plan ist. Das Schlachtfeld der Zukunft sind dann wir in Europa, wenn wir dem keinen Einhalt gebieten. Aber da sehe ich niemanden und sollte es je Verhandlungen geben, sitzen die Europäer nicht mal am Katzentisch.
european
1. September 2024 @ 12:22
Da fällt mir noch ein, was ich gestern über Tusk gelesen habe. Polen wird einem EU Beitritt der Ukraine nur nach erfolgter Vergangenheitsaufarbeitung zustimmen. Da hat es wohl einen kleinen Disput mit Kuleba gegeben.
https://newsukraine.rbc.ua/news/poland-won-t-allow-ukraine-to-join-eu-without-1725037240.html
„Tusk criticized the Ukrainian Foreign Minister’s statement, adding that Ukraine must meet Polish expectations, not by burying history, but by establishing relations based on the truth about that history.“
Kuleba meinte wohl, dass Polen und die Ukraine sich in historischen Verbrechen nichts schenken und man mit dem EU-Beitritt einen Neustart wagen sollte. Das sieht Tusk offensichtlich anders. Ist wohl doch nicht so weit her mit der „Bruderliebe“ zwischen Polen und der Ukraine. Man darf gespannt sein.
Helmut Höft
2. September 2024 @ 00:50
Tzja! Polen und die Ukraine haben auch noch reichlich Stoff aus der jüngeren Vergangenheit zu besprechen, z. B. das “Massaker in Wolhynien und Ostgalizien” https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_in_Wolhynien_und_Ostgalizien
Was wollen wir denn alles so aufarbeiten? Die letzten 100, 200, 500 Jahre??
Thomas Damrau gibt EINE Antwort auf diese Frage (der erste Absatz reicht): https://redfirefrog.wordpress.com/2024/08/07/the-winner-takes-it-all/
PAX
Helmut Höft
2. September 2024 @ 00:56
Nachsatz, ich kann mich des Ekels nicht erwehren: Unter Menschen geht’s halt zu wie unter Menschen: “homo homini lupus”, “bellum omnium contra omnes” … (aka My Lai ist immer und überall https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_M%E1%BB%B9_Lai)
“Krone der Schöpfung” oder “Furunkel am A… der Evolution”? (Zutreffendes bitte unterstreichen) *kotz*
Skyjumper
1. September 2024 @ 13:16
„Das Schlachtfeld der Zukunft sind dann wir in Europa, wenn wir dem keinen Einhalt gebieten.“
Ich möchte zwar nicht einmal andeuten dass die Bürger Polens, Frankreich, Deutschlands etc. ähnlich betroffen wären wie die Ukrainer (oder russ. Bürger im Grenzgebiet) …….. aber wir SIND in Europa bereits Schlachtfeld. Und gestiegene Energiepreise, Lebensmittelpreise u.ä. treffen als Kriegsauswirkungen auch heute schon einige ziemlich hart. Die Lungenentzündung der Rentnerin die ihre Bude nicht mehr vernünftig heizen kann führt im Fall der Fälle genauso zum Tode wie eine Kugel oder ein herabstürzendes Trümmerteil einer abgeschossenen Rakete.
Auch die kriegsbedingte Neudisponierung der Staatsmittel (weniger Soziales, mehr Rüstung) dürfte zukünftig vielen schmerzhaft bemerkbar werden.
Aber immer noch zu viele Bürger in der EU und Deutschlands sind FÜR eine weitere Unterstützung der Ukraine, und damit für weiteren Krieg. Und solange das so bleibt werden Kriegshetzer wie Kiesewetter oder Strack-Zimmermann weiterhin kein Maß in ihrer Agitation zeigen.
Bei Phershing II waren Millionen dagegen auf der Strasse. Wo sind die Heute? Doppelmoral herrscht heute leider auch bei vielen Bürgern. Die Wahlergebnisse von heute dürften nicht so ausfallen wie sie ausfallen werden – WENN die Bürger wirklich Frieden wollten. Wer etabliert wählt, wählt pro Krieg.
exKK
1. September 2024 @ 13:50
„Bei Phershing II waren Millionen dagegen auf der Strasse. Wo sind die Heute?“
Wo die heute sind? Die meissten tot oder im Altersheim.
Von den jüngeren kümmerns sich ein paar wenige ums Klima (ein vierter Weltkrieg würde es wohl langfristig vor der Menschheit retten und wäre wohl so gesehen zielführend), die grosse Mehrheit aber kämpft ums Gendern und die Einführung von noch ein paar Geschlechtern, eine „political correctness“, die alle anderen Meinungen cancelt, und natürlich gegen jede sogenannte kulturelle Aneignung… sind also derart woke, dass sie den geplanten Untergang EUropas ganz verschlafen.
Michael
1. September 2024 @ 15:21
@exKK
“Wo die heute sind?” Tot oder nach rechts abgebogen!
exKK
1. September 2024 @ 19:16
@ Michael:
Sag ich doch: tot – und ob nun rechts abgebogen oder dement im Altersheim, kommt hinsichtlich gelebtem Pazifismus doch aufs gleiche raus…
Alexander Hort
1. September 2024 @ 20:06
Wenn man in diesem Bild von Europa als Teil des Krieges bleibt, fragt man sich: Wo bleiben eigentlich die “Kriegskredite”? Der zweite Weltkrieg war nicht nur eine Vernichtungsmaschine, sondern (Sinngemäß nach Keynes?) auch ein Investitionsprogramm. Stattdessen sehen wir, wie die Politik auf der schwarzen Null besteht.
Um es mal sehr überspitzt zu sagen (achtung Ironie!): Wenn Europa schon Schlachtfeld wäre, dann müsste Christian Linder sofort abgelöst werden, zugunsten eines modernen Pendants von Hjalmar Schacht (Er war nicht nur NSDAP-Mitglied, sondern eben auch ein profilierter Finanzpolitiker der es verstand, das dritte Reich bei seiner Aufrüstung liquide zu halten.)
Man erinnere sich nur an die ganzen deutschen Haushaltsdebatten der letzten Zeit: Ergeht man sich wirklich in solche Kleinligkeiten, wenn man gerade Schauplatz einer Schlacht ist?
Und gerade auch der soziale Sektor müsste doch im Kriegsfall massiv ausgebaut werden: Irgendwer muss sich doch um die ganzen Invaliden kümern. Irgendwie muss die “Heimatfront” doch bei Laune gehalten werden.
Wir können aus der Perspektive also auf folgendes schließen: Entweder sind wir doch noch nicht wirklich Teil des Konflikts bzw. es ist vernachlässigbar.
Oder wir sind Teil des Konflikts, und steuern auf innere Unruhen zu, weil die politischen Entscheider es versäumt haben, sich der breiten Unterstützung der Bevölkerungen in Europa zu versichern (dafür wären u.a. Kredite und Investitionen wichtig).
Michael
1. September 2024 @ 21:10
@exKK
Ne, Pazifismus is nich! Ich bin gegen Besatzung, für Widerstand, Befreiung und Unabhängigkeit von Kolonien, allen Kolonien, etc.!
exKK
1. September 2024 @ 22:21
@ Michael:
“Ich bin gegen Besatzung, für Widerstand, Befreiung und Unabhängigkeit von Kolonien, allen Kolonien, etc.!”
Hauptsache, Sie können sich dann, wenn es soweit ist, für eine Seite entscheiden, nicht wahr?
Denn Widerstand und Befreiung reklamieren ja derzeit alle Seiten für sich: die ethnischen Russen in der Ukraine und die sie unterstützenden Russen, die Restukrainer sowieso, die Russen fürchten eine Zerschlagung ihres Staates durch die von den USA angeführten westlichen Imperialisten, dem sie präventiv zuvorkommen wollten – aber auch die Palstinenser in Gaza und auch im Westjordanland sehen sich im Widerstand gegen die israelische Besatzung, wie sich die Israelis im Widerstand gegen den Terror sehen. Und auch die Israelis bombardieren schon mal ähnlich präventiv den Libanon wie die Russen die Ukraine. Alle wähnen sich selbstverständlich im Recht und im Widerstand…
Welche Währung hat die Münze, die Sie zwecks Entscheidungsfindung werfen wollen? Oder ist nicht doch Pazifismus die einzige Möglichkeit, aus der Nummer wieder rauszukommen?
Arthur Dent
2. September 2024 @ 10:20
“Von nichts gewusst zu haben, ist doch eher eine “deutsche Eigentümlichkeit” – wenn der Nato-Generalsekretär nichts weiß, dann ist er halt fehl am Platz.
Kursk scheint militärisch sinnlos zu sein, was immer die Ukraine erreichen wollte, scheint nicht geklappt zu haben. Es gibt mittlerweile auch keine weiteren Erfolgsmeldungen.
Michael
1. September 2024 @ 11:31
Nicht nur Ihre Meinung:” Die NATO beteiligt sich (…) vertragswidrig an einen Krieg!”
Skyjumper
1. September 2024 @ 07:55
So sehr ich das Verhalten der NATO (und EU) auch für falsch halte, muss ich doch sagen dass ich an dieser Stelle kein „Doppeldenk“ erkennen kann.
Selbstverständlich endet das Verteidigungsrecht nicht an der Grenze. Es ist ein verschissener Krieg mit all seinen Grausamkeiten. Da darf jeder (Kombatant) jeden anderen (Kombatanten) jederzeit und an jeden Ort (in den Staatsgebieten der beteiligten Staaten) killen. Das nennt sich dann noch nicht einmal Mord, und näheres regeln Kriegsrecht, Genfer Konventionen und ähnliches.
Dass das aufhören muss/sollte, und das so schnell wie möglich, steht für mich ausser Frage. Aber das läuft nun einmal über Waffenruhe, Waffenstillstand, Friedensverhandlungen oder Kapitulation.
Man stelle sich (überspitzt) vor, die russ. Armee schösse ausschließlich aus russischen Gebiet auf die Ukraine – soll die Ukraine dann nicht zurückschiessen dürfen?
Nein: Die Aussage welche die NATO hier trifft ist rechtlich und (kriegs)logisch absolut korrekt. Beanstanden tue ich, dass die NATO weder in der Ukraine, noch in Russland etwas zu suchen hat. Weder mit Personal, noch mit Waffen. Es ist eben beides kein Bündnisgebiet, nicht einmal 1 Zentimeter. Die NATO beteiligt sich (meine Meinung) vertragswidrig an einen Krieg.
Monika
1. September 2024 @ 17:39
…Es ist eben beides kein Bündnisgebiet, nicht einmal 1 Zentimeter. Die NATO beteiligt sich (meine Meinung) vertragswidrig an einen Krieg….
Ich bin diesbezüglich ganz ihrer Meinung.
Aber reicht dieses vertragswidrige Verhalten den ganzen Vertrag obsolet zu erklären, weil er seine eigenen Vertragsgrundlagen nicht mehr einhält? Irgend eine Schiedsstelle muss es doch geben, an die sich Bürger oder Staaten wenden können, wenn sie das vertragswidrige Handeln der NATO-Führung bei der Kriegsbeteiligung am Ukrainekrieg feststellen oder überprüfen lassen wollen??
Es müsste die Gegnerschaft der europäischen Bevölkerungen an dieser Kriegsteilnahme besser dokumentiert werden, durch Volksbefragungen zu dieser Frage in den einzelnen Ländern der EU z.B..
Das Gegenteil zu solchen Umfragen jedenfalls erfährt derzeit breite €U-Unterstützung, zu sehen in Moldawien, wo die EU seit geraumerr Zeit vorfinanziert, dass sämtliche Oppositionskandidaten, die eine Mitgliedschaft in der EU und der NATO ablehnen, „juristisch“ die Kandidatur verunmöglicht wird.
ebo
1. September 2024 @ 20:44
Grundsätzlich kann man sich auch jenseits der Landesgrenzen verteidigen. Doch darum geht es hier nicht. Hier geht es um einen Angriff auf eine militärisch unwichtige Region, wo es keine russischen Stellungen gab. Es geht um einen Angriff auf Zivilisten und zivile Einrichtungen, bis zum AKW Kursk. Das ist durch das Völkerrecht nicht gedeckt.
Warum “Doppeldenk”? Weil Angriff zu Verteidigung umdefiniert wird, Krieg zu Frieden, Diplomatie zu Appeasement etc. Und weil die Nato und die Ukraine ein Orwell’sches Verhältnis pflegen – mal sind sie eins, mal haben sie nichts miteinander zu tun. Stoltenberg behauptet sogar, er habe von der Invasion in Kursk nichts gewußt 🙂
Skyjumper
1. September 2024 @ 23:24
„ Stoltenberg behauptet sogar, er habe von der Invasion in Kursk nichts gewußt “
Tja: am deutschen Scholzi soll die Welt genesen……. ach ne: nimmt man sich gerne eine Beispiel. Der weiß ja im Zweifelsfall auch von nix 😉
Helmut Höft
2. September 2024 @ 01:05
Das glaub‘ ich dem Stolti sogar! Das Generalsekret der NATO ist immer ein Zivilist – außer dem Ersten https://de.wikipedia.org/wiki/Hastings_Ismay,_1._Baron_Ismay, und der hat den Zweck der NATO auch schön auf den Punkt gebracht –, das Sagen hat immer, und ausschließlich, der SACEUR „Supreme Allied Commander Europe“, ggf. mit den Joint Chiefs of Staff, immer ein amerikanischer General mit vielen Sternchen.
Das Generalsekret der NATO ist nur für die Bühnenshow und den üblichen Dummschwätz!