Mutti mag nicht

Showdown oder Schweigen? Heute Abend sehen sie sich wieder 

Vor dem EU-Sondergipfel heute Abend in Brüssel ist Kanzlerin Merkel isoliert. Frankreichs neuer Staatschef Hollande hat sie nicht nur mit seiner Wachstumsinitiative in die Defensive gebracht. Er bringt auch wieder Gemeinschafts-Anleihen, die so genannten Eurobonds, ins Gespräch – genau wie OECD und IWF. Doch die Kanzlerin sagt Nein, nein und nochmals nein. Es klingt schon fast beleidigt – schmollt Mutti?

Merkel hat es nicht leicht. Zwar profitiert Deutschland wie kein anderes Land von der Eurokrise: heute werden erstmals in der Geschichte Bundesanleihen mit 0,0 Prozent Zinsen begeben, das heißt “Schuldenmachen zum Nulltarif”, wie die “Welt” titelt. Wegen der Panik an den Märkten flüchten die Anleger mehr denn je in den “sicheren Hafen” Deutschland. Während Spanien und Italien Rekordrenditen zahlen müssen, kann sich Merkel beruhigt zurücklehnen.

Doch kaum hat man mal in bisschen Erfolg, stehen schon die Neider auf der Matte. Jetzt kommen sie wieder mit den Eurobonds, die einen großen liquiden Anleihenmarkt in Europa schaffen und die Spekulation gegen einzelne Euroländer bremsen oder gar ganz beenden würden. Spanien und Italien müssten für Gemeinschaftsanleihen deutlich niedrigere Renditen zahlen, Deutschland etwas mehr, was angesichts der historisch niedrigen Nullzinsen aber kein Problem sein dürfte.

Nicht nur Hollande möchte über Eurobonds reden. Auch die EU-Kommission, Eurogruppenchef Juncker, die OECD und der IWF plädieren für Gemeinschaftsanleihen, wie die britische FT meldet. Nicht heute oder morgen, aber mittelfristig sollten sie eingeführt werden, heißt es in der OECD. Auch Hollande plant keinen Durchmarsch, sondern er will eine Perspektive eröffnen, wie “Le Monde” berichtet.

Doch Mutti stellt sich quer. Nachdem sie ihren Zeremonienmeister Van Rompuy angewiesen hat, das Thema gar nicht erst auf die Tagesordnung für den Sondergipfel in Brüssel zu setzen (siehe: “Zum Dessert ein bisschen Krise”), ließ sie ihre Berater gestern in Berlin von der Leine. Vor der Presse ließen die Merkel-Flüsterer ihrem Unmut freien Lauf, selbst Reuters kam kaum noch hinterher:

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS DOES NOT SEE ANY REASON WHY THERE SHOULD BE DISCUSSION AT WEDS SUMMIT ON LOOSENING OF DEFICIT REDUCTION GOALS

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS DOES NOT SEE EURO BONDS AS LEGITIMATE THEME FOR WEDS SUMMIT DISCUSSION

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS EURO BONDS ARE NOT ONE OF THE INSTRUMENTS THAT HAVE A CHANCE OF SOLVING THE DEBT CRISIS

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS BERLIN’S STANCE ON EURO BONDS IS SET, WILL NOT CHANGE IN RUN-UP TO JUNE SUMMMIT

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS SPANISH PM’S POSITION ON EURO BONDS AND OTHER ISSUES IS CLOSE TO THAT OF GERMANY

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS WANTS CLEAR FINANCIAL CEILING FOR PROJECT BONDS

SENIOR GERMAN OFFICIAL SAYS SEES NO NEED TO COME UP WITH NEW WAYS TO RECAPITALISE EURO ZONE BANKS

SENIOR GERMAN OFFICIAL DOES NOT EXPECT DECISION ON EUROGROUP CHIEF AT WEDNESDAY INFORMAL SUMMIT IN BRUSSELS

So sieht also die deutsche “Führung” in der Eurokrise aus: Nein, nein und nochmals nein. Eigene Vorschläge: Fehlanzeige. Oder ist es einfach nur so, dass Mutti null bock auf Hollande hat, und dass sie ein klein wenig schmollt, weil gerade zu Hause in Berlin so fürchterlich viel zu tun ist? Stichwort Röttgen, Energiewende, Fiskalpakt…

Ach ja, wann wird der Fiskalpakt eigentlich ratifiziert? War das nicht einmal Merkels Meisterwerk, ein “Meilenstein” für Europa?

 

P.S. Nun mögen auch die Märkte nicht mehr: Weil sie von dem Sondergipfel nichts mehr erwarten, sackt der Euro in den Keller. Und warum erwarten die Anleger nichts mehr? Siehe oben…

Mehr zum Thema in meinem Liveblog, hier gehts los: Mutti mag nicht II

kostenloser Counter

Twittern