Mutti mag nicht (II)

LIVEBLOG VOM EU-SONDERGIPFEL (13h)

Kanzlerin Merkel will beim EU-Sondergipfel heute in Brüssel keine Rechenschaft ablegen. Sie kommt nicht zum traditionellen Vortreffen der konservativen EVP-Chefs, eilt erst gegen 18 Uhr auf den Gipfel und will danach nur ein kurzes Statement abgeben, nicht wie sonst üblich eine Pressekonferenz halten. Dabei wären Merkels Worte dringend nötig – die Märkte schmieren ab, die „Grexit-Panik“ greift um sich.

Offiziell heißt es in Berlin, dies sei nun mal ein informelles Treffen, deshalb gebe es auch keinen großen Bahnhof. Außerdem habe die Kanzlerin noch einen Besuch der Präsidentin von Costa Rica in Berlin, deshalb die späte Anreise in Brüssel. Nur: bisher trat Merkel noch bei jedem Sondergipfel vor die Presse, ob formell oder informell. Es muss also etwas im Busch sein. Ist es der Streit mit Hollande um Wachstum und Eurobonds? Ist es ihre wachsende Isolierung (siehe „Mutti mag nicht“, Part I)?

Oder ist es die sich bedrohlich zuspitzende Euro-Krise? In Brüssel machen immer mehr Gerüchte die Runde, dass EZB und Bundesbank schon Notfallpläne für den „Grexit“, also den Austritt Greichenlands aus dem Euro, vorbereiten. Angeheizt werden sie von Äußerungen des ehemaligen Premiers Papademos, wonach der „Grexit“ näherrücke.

Doch Merkel und Ratspräsident Van Rompuy wollen über die Krise nur kurz sprechen, zum Dessert (siehe „Zum Dessert ein bisschen Krise„). Auch die desolate Lage im spanischen Bankensektor soll heute Abend kein Thema sein, jedenfalls offiziell nicht. Ich vermute jedoch, dass es nach dem „informellen“ Abendessen weiter gehen wird – in geheimen Krisentreffen.

Dies könnte auch der Grund sein, weshalb Merkel so kurz angebunden ist…und warum es diesmal keine schriftlichen Ergebnisse – im EU-Jargon: Schlußfolgerungen – geben soll, wie Van Rompuy durchblicken ließ…


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