Muss nun Putin zu Kreuze kriechen?
Nach der Einigung zwischen den USA und der Ukraine liegt der Ball im Feld von Kremlchef Putin, heißt es in Washington und Brüssel. Ist das wirklich so?
Richtig ist, dass sich Putin zum Vorschlag eines 30tägigen Waffenstillstands verhalten muß. Man werde die Vorschläge aus den Gesprächen der USA und der Ukraine sorgfältig prüfen, sagte sein Sprecher am Mittwoch in Moskau.
Das heißt aber nicht, dass Putin nur “Ja” oder “Nein” sagen könnte – und bei einem “Nein” automatisch der Bösewicht wäre. Der Vorschlag enthält nämlich offenbar einige Details, die nicht öffentlich bekannt sind und Optionen eröffnen.
So ist durchaus denkbar, dass Putin auf den Vorschlag der Ukraine zurückkommt, zunächst nur eine Waffenruhe zu Wasser und in der Luft zu verhängen. So könnten die russischen Bodentruppen ihre Offensive fortsetzen.
Russland ist in der Offensive
Dann hätte Präsident Selenskyj ein Problem; schließlich hat er diese Idee selbst aufgebracht. Putin könnte Selenskyj auch mit Kursk in Verlegenheit bringen – und den vollständigen Abzug fordern. Denn dort hat die Ukraine verloren!
Es ist also keineswegs so, dass Putin und Selenskyj nun in einer vergleichbaren Bedrouille wären, wie dies etwa “Politico” schreibt. Russland ist militärisch in der Offensive, die Ukraine ist auf der Verliererstraße.
Auch “vor Trump” sind nicht beide gleich. Selenskyj ist vom US-Präsidenten abhängig, wie der Eklat im Weißen Haus und der darauffolgende Stopp der US-Militärhilfe gezeigt hat. Putin ist das nicht. Im Gegenteil.
Trump ist wieder Kriegspartei
Der Kremlchef kann darauf verweisen, dass Trump kein “ehrlicher Makler” mehr ist, sondern erneut Kriegspartei – denn er hat die Waffenhilfe für die Ukraine wieder aufgenommen. Das würde das Problem zwar nicht lösen.
Doch es zeigt, dass die Lage verzwickter ist, als es viele Experten und Leitartikler darstellen. Bisher haben sie sogar eine Waffenruhe abgelehnt und Trump in Bausch und Bogen verdammt – nun ist er plötzlich ihr Held 🙂
Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
P.S. Putin ist nicht zu Kreuze gekrochen. Er hat sich grundsätzlich offen für eine Feuerpause gezeigt. Es gebe aber noch Fragen zu klären – etwa zur ukrainischen Offensive in Kursk. Genau dies hatten wir erwartet! Eine Waffenruhe müsse “zu einem dauerhaften Frieden führen und die tiefer liegenden Ursachen dieser Krise angehen”, so Putin weiter. Das ist grundsätzlich nicht falsch – kann aber auch eine Verzögerungstaktik sein. Auf jeen Fall hat er den Ball geschickt zurückgespielt – er liegt jetzt wieder im Feld der Amerikaner…
KK
14. März 2025 @ 00:45
“Das ist grundsätzlich nicht falsch – kann aber auch eine Verzögerungstaktik sein.”
Nein, das ist Vorsicht – denn er hat die in Verträge gegossene Verzögerungstaktik des Westens zur Aufrüstung der Ukraine namens Minsk I und II ja selbst erleben müssen. Gebrannter Russe scheut eben das Feuer!
Monika
13. März 2025 @ 12:52
Meine Oma selig pflegte zu sagen:
Recht haben und Recht kriegen sind immer zwei Paar Schuhe.
Im Sinne der eigenen Lebensqualität ist es stets ratsam, mit dem Pochen auf Rechten leise und konstruktiv zu verfahren.
Michael Conrad
13. März 2025 @ 09:01
Putin muss bei seiner Antwort konstruktiv nach außen und stark nach innen wirken.
Das wird einem Politiker mit seiner Erfahrung auch gelingen.
Entscheidend wird wohl wirklich sein, wie überzeugend die Details sind, die nicht öffentlich gemacht wurden.
Erneuerung
13. März 2025 @ 08:41
Den derzeit bekannten Vorschlag akzeptieren wäre nichts anderes als Minsk neu, und wir wissen alle, dass dies nicht funktioniert hat. Es muss also ein anderer Kompromiss her.
Guido B.
13. März 2025 @ 07:20
Putin könnte ein wenig einlenken, wenn die USA die Sanktionen aufheben. Er weiss, dass es Trump nur um die Rohstoffe geht. Die wird er von Selenski bekommen. Eine Feuerpause hat nur Chancen, wenn Russland dafür von den USA belohnt wird.
Kleopatra
13. März 2025 @ 06:44
Immer wieder das Geheule von der “Kriegspartei”. Tatsächlich hilft Hinz und Kunz der Ukraine im Einklang mit der UN-Charta, sich gegen einen rechtswidrigen Aggressionskrieg der Russen zu verteidigen. Wenn die USA auf einer Seite eingegriffen haben, dann allenfalls auf der russischen Seite, indem sie den Ukrainern kurzfristig Unterstützung entzogen und indem sie öffentlich über Zugeständnisse der Ukraine an die Russen spekuliert haben.
Guido B.
13. März 2025 @ 08:11
@Kleopatra:
Sie haben recht. Die Unterstützung eines Landes, das angegriffen wurde, ist im Einklang mit dem Völkerrecht. Die UN-Charta ist die oberste Sicherheitsgarantie für alle Nationen. Darum braucht es auch keine NATO. Die Unterstützungsmöglichkeit besteht auch für Völker, die von den USA, von Israel, von der Türkei oder von der NATO angegriffen werden. Warum hat Deutschland nicht den Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien etc. gegen die Aggressoren unterstützt? Die UN-Charta schützt jede Nation, nicht nur westliche und demokratische. Wenn Sie ein Freund der UN-Charta sind, müssen Sie auch die Aggressionen der westlichen Nationen und Militärbündnisse verdammen. Das tun Sie aber nicht. Darum sind die meisten Ihrer Kommentare im Wesentlichen NATO-Propaganda, also das Gegenstück zur Kreml-Propaganda. Wenn Sie Russland verdammen, müssen Sie auch die NATO verdammen.
Ralf Krämer
13. März 2025 @ 09:05
So ein Quatsch. Dann hätten also alle Staaten, die sich 2003 aus dem Irakkrieg herausgehalten haben, eigentlich die USA unterstützt, weil sie dem angegriffenen Irak nicht militärisch geholfen haben gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA und ihrer Koalition der Willigen. Da lief die Debatte damals aber anders.
ebo
13. März 2025 @ 09:08
Wenn sie nach dem Entzug der US-Waffenhilfe immer noch nicht verstanden haben, dass die Ukraine völlig von den USA abhängig ist, kann man Ihnen nicht mehr helfen.
Die USA sind nicht “Hinz und Kunz”, sie sind Haupt und Schwert der Ukraine. Sie klären auf, sie geben die Ziele vor (sogar in Russland) und liefern die Raketen.
Das ist keine Verteidigungshilfe, das ist Kriegsführung. Ohne die USA ist der Krieg in ein paar Tagen vorbei.
KK
13. März 2025 @ 13:30
Die Ukraine ist nicht nur „völlig von den USA abhängig“ – sie kämpft schliesslich auch den Krieg der USA, weil den die USA nicht selbst führen will (und den der EU auch, aber das nur nachrangig – da hat sich die EU einfach bei der vermeintlich günstigen Gelegenheit rangewanzt)!
Arthur Dent
12. März 2025 @ 22:18
Da werden die in Kursk ab froh sein, wenn sie noch abziehen können. Selbst mir als Obergefreiter a.D. war klar, dass Russland ihnen den Nachschub abschneiden werden.
Trump könnte der Ukraine weiter reine Verteidigungswaffen liefern.
Erneuerung
13. März 2025 @ 08:38
In der UN-Charta gibt es auch ein Selbstbestimmungsrecht der Völker, und das betrifft auch Russen in der Ukraine, wenn sie ihrer Sprache, ihrer Kultur und ihrer Lebensgrundlagrn (Wasser, Renten,…) beraubt werden.
KK
13. März 2025 @ 13:34
Ja, das ist bei Kleopatra einfach so: Da werden nur die Rosinen aus dem Völkerrecht rausgepickt, die gerade in die eigene Sichtweise passen. Das völkerrechtswidrige Herausbomben des Kosovo aus Serbien wird auch regelmässig unterschlagen. Ich bin geneigt zu wetten, dass es sich bei Kleopatra um einen BOT der NAhTOd handelt 😉