Moskau warnt Macron: “Er spielt mit dem 3. Weltkrieg”
Frankreichs Staatschef Macron hat Russland als Gefahr für Europa bezeichnet und eine massive Aufrüstung der EU gefordert. Sogar Atomwaffen könnten dabei eine Rolle spielen. Moskau schießt nun zurück. Zum Glück nur verbal, aber ungewöhnlich scharf.
Mit seiner Äußerung über eine angebliche Bedrohung Europas durch Russland bringe Macron den Westen an den Rand eines neuen Weltkrieges, hieß es in Moskau. “Eine solche Fehlanalyse führt zu fatalen Fehlern”, warnt der einflußreiche russische Senator Konstantin Kossatschow.
“Macron drängt seinen Bürgern, Verbündeten und der ganzen Welt wie ein Verrückter ein völlig falsches Konzept dessen auf, was geschieht: ‘Die Russen kommen!’ Solche falschen Schlussfolgerungen und falschen Vorschläge führen in den Abgrund.”
Der stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, spottet dagegen, “Mikron” (ein Spottname für Macron) stelle keinerlei Bedrohung dar und werde 2027 die Macht verlieren.
Macron hatte unter anderem vorgeschlagen, über eine Ausweitung des atomaren französischen “Schutzschirms” auf Deutschland und die EU zu diskutieren. Außerdem fordert er europäische “Friedenstruppen” für die Ukraine.
Diesen Vorstoß lehnt Russland entschieden ab. “Wir sind strikt gegen solche Maßnahmen, sie bedeuten eine offizielle Beteiligung der Nato-Truppen am Krieg gegen Russland”, sagte Außenminister Lawrow. “Das können wir nicht zulassen.”
Hier gebe es aus russischer Sicht auch keinen Platz für Kompromisse. Dennoch will Macron beim EU-Kriegsgipfel in Brüssel durchsetzen, dass diese Option nicht nur diskutiert, sondern auch vorangetrieben wird…
Siehe auch Kriegsgipfel ohne Friedensplan, Selenskyj likes Trump & Baerbock geht (Newsletter)
Monika
8. März 2025 @ 18:31
Auf den NachDenkSeiten ist heute, 8.3. die Rede vor dem Europäischen Parlament von Prof. Jeffrey Sachs vom 19.Februar 2025 mit dem Titel “The Geopolitics of Peace” in einer deutschen Transkription veröffentlicht. Eine schier unfassbare Rede, eines langjährigen, hochdekorierten amerikanischen Diplomaten. Seine Rede sollte der Friedensbewegung die Mittel an die Hand geben, endlich wieder eine eigenständige europäische Außenpolitik voranzutreiben. Da die beinharten Argumente von einem Amerikaner kommen, sollte es einfacher sein, dem Reflex des “Antiamerikanismus” und Anti-Transatlantizismus “auszuweichen”. Die Diskussion um Frieden muss endlich wieder wegkommen von reiner Russophobie und Kriegsgeschrei. Der Mann scheint ja bereit zu sein in Europa und damit auch Deutschland vorzutragen. Warum nicht diesen Mann sagen wir in Berlin (Bundeshauptstadt), Kassel (Ort des Friedensratschlag) und in Nürnberg (Stadt der Menschenrechte und der Nürnberger Prozesse) im Laufe des Jahres 2025 größer vortragen lassen. Europaabgeordnete, Bundestagsabgeordnete aller Parteien gewinnen, diesen diskursiven Ansatz zu unterstützen.
ebo
8. März 2025 @ 18:38
Danke für den Hinweis. Ich war dabei, Sachs’ Rede war wirklich stark. Es waren sogar einige Assis von Abgeordneten der etablierten Parteien da 🙂
KK
8. März 2025 @ 19:23
„Warum nicht diesen Mann sagen wir in Berlin (Bundeshauptstadt), Kassel (Ort des Friedensratschlag) und in Nürnberg (Stadt der Menschenrechte und der Nürnberger Prozesse) im Laufe des Jahres 2025 größer vortragen lassen.“
Aus dem gleichen Grund, warum man hier Francesca Albanese aktiv an Vorträgen hindert (und wenn das mal nicht funktioniert, bewaffnete Polizeihundertschaften zur Einschüchterung hinschickt), wird man ihn nicht einladen: Es widerspricht dem eigenen Narrativ.
@ ebo: Nur die Assistenten, nicht deren Chefs?
Art Vanderley
6. März 2025 @ 23:12
Truppen in der Ukraine sind problematisch, der Schutzschirm aber ist bedenkenswert. Allerdings nur als Option für den unwahrscheinlichen Fall daß die USA sich aus der Nato zurückziehen, da ist es gut wenn schon jetzt eine theoretische Alternative besteht. Auch die potenzielle Gestaltung als nukleare Teilhabe ist richtig.
Daß Russland hier vom 3.WK tönt, ist in diesem Punkt schlicht und einfach Blödsinn.
Der Vorschlag bezieht sich auf den Wegfall amerikanischer Atomwaffen von mehreren tausend Stück, und den Ersatz durch 300, vielleicht später etwa dem Doppelten, wenn auch das UK etwas Ähnliches anbieten sollte.
Von einer Verstärkung der Bedrohung Rußland kann in einem solchen Szenario keine Rede sein.
Europa hat das Recht zur Verteidigung, auch mit einem Schutzschirm aus Kernwaffen.
Monika
8. März 2025 @ 18:38
würden Sie mir verraten, warum Sie sich mit einem “atomaren Schutzschirm”, der im Ernstfall Deutschland in Schuttt und Asche legt, “SICHERER” fühlen? Das Konzept der nuklearen Teilhabe (bei wem wie auch immer), war von Beginn an schwachsinniger Schmuhs. Es gab und gibt ja eben nicht eine “Teilhabe an den Entscheidungen”, nur der “Lieferservice” ist uns “anvertraut”…
Noch weniger sind eigene Atomwaffen eine Option, außer Tod und Vernichtung bringen die Dinger nichts. Absolut nichts.
KK
8. März 2025 @ 19:36
“Das Konzept der nuklearen Teilhabe (bei wem wie auch immer)…”
…verstösst meines Erachtens gegen den Atomwaffensperrvertrag, den Deutschland fast genau vor 50 Jahren im Februar 1974 ratifiziert hatte. Dieser verbietet den Besitz von Atomwaffen, und es gibt eben auch mittelbaren Besitz, als welchen ich diesen “Schmuhs” rechtlich einordne.
Skyjumper
8. März 2025 @ 20:12
Von der Idee her, wie ich sie verstehen würde, finde ich es richtig. WENN, und das genau ist die derzeitige Unklarheit dabei, es bei der atomaren Abschreckung bleibt über.die Frankreich derzeit verfügt. Dann wäre es nämlich nur eine faire Beteiligung an den Kosten für einen „Schutzschirm“ der faktisch sowieso bereits da ist, bisher aber alleine von Frankreich kostentechnisch getragen wird.
Insbesondere stimme ich zu das die russischen Aussagen hierzu bisher sachlich unbegründet sind und wohl nur anzeigen, dass auch Russland es versteht mit der Angst der (europäischen) Bürger zu spielen.
Sollte Frankreich, über eine atomare Teilhabe, jedoch kostengünstig atomar aufrüsten wollen, wäre ich dagegen. Die ca. 290 Atomsprengköpfe stellen bereits einen Overkill dar.
@ Monika: Man muss zugeben dass das Prinzip der atomaren Abschreckung 50 Jahre sehr erfolgreich funktioniert hat. Ich bin überzeugt das uns das einen weiteren großen Krieg in den Jahrzehnten nach WK2 erspart hat. Und im Gegensatz zur derzeitigen „atomaren Teilhabe“ hinsichtlich der US-Atombomben ginge es bei den Franzosen nicht um einen Lieferservice. Das besorgen die Franzosen ganz alleine mit ihren U-Booten. Die luftgestützten Atomwaffen der Franzosen sind gleichfalls Raketen – und sehr sehr beschränkt vorhanden. Atombomben, wie die US-Bomben die Deutschland derzeit „ausliefern“ würde, hat Frankreich gar nicht. Landgestützte Atomraketen hat Frankreich gleichfalls nicht mehr. Das ist zumindest der Status quo.
KK
9. März 2025 @ 04:58
„Ich bin überzeugt das uns das [atomare Abschreckung] einen weiteren großen Krieg in den Jahrzehnten nach WK2 erspart hat.“
Sie hat uns aber mindestens zwei, drei Mal an den Rand eines Atomkriegs gebracht: 1962 während der Kuba-Krise und im September 1983 hat nur die mutige Vorsicht (letztlich eine Missachtung der Dienstvorschriften) des diensthabenden sowjetischen Offiziers Petrov nach einer Fehlwarnung einen solchen verhindert. Und ich fürchte, das war nur die Spitze des Eisbergs, denn die NAhTOd-„Übung“ ABLE ARCHER 83 nur zwei Monate später war auch nicht ohne und ein Spiel mit dem Feuer. Ich will eigentlich gar nicht wissen, was sonst noch passiert und gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist…
Skyjumper
9. März 2025 @ 19:45
@KK
Da muss ich Ihnen zustimmen. Gleichwohl ist der Atom-Geist 1945 nun mal aus der Flasche entwichen. Wir werden ihn nicht wieder hineinbekommen. Also geht es nicht darum ob wir mit ihm umgehen wollen, sondern nur darum wie wir wenigstens halbwegs sinnstiftend mit ihm umgehen.
Reykjavik
6. März 2025 @ 15:41
“Die Gefahr aus dem Osten”(also die Russen) war schon für die Nazis eine der zugkräftigsten Begründungen für ihren Angriffskrieg, dem sie natürlich Präventivcharakter angedichtet haben . Ich bin nur noch entsetzt, dass ein zerstörtes Europa, Millionen Tote und 85 Jahre später die Bevölkerung offenbar immer noch darauf reinfällt!
KK
8. März 2025 @ 19:38
Es steht zu befürchten, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung darauf hereinfallen WILL. Denn so dumm können so viele mE einfach nicht sein!
Guido B.
6. März 2025 @ 13:22
Wie Selenski vor kurzem festtellte:
“Ein Deal zur Beendigung des Krieges ist noch ganz, ganz weit weg.”
Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Wenn man einen Krieg weiterführen und eskalieren will, muss man von vornherein alles fordern, was der Gegner auf jeden Fall verwerfen wird.
1) Die EUkraine verwirft jeden Frieden, der die Anwesenheit von Russen auf ukrainischem Territorium und den Verzicht auf Sicherheitsgarantien (Friedenstruppen, NATO-Mitgliedschaft) vorsieht.
2) Russland verwirft jeden Frieden, der die Ukraine militärisch nicht entscheidend schwächt und keine Übergabe der eroberten Gebiete vorsieht.
Widersprüchlicher und unvereinbarer könnten die Forderungen der Kriegsparteien nicht sein. Es kann keinen Friedensdeal geben, wenn nicht eine Partei kapituliert oder beide Parteien substanziell auf ihre Forderungen verzichten. Die USA können zwar ihre Unterstützung einstellen, aber die EUkraine wird trotzdem weiterkämpfen, und zwar mit Hilfe Deutschands, Frankreichs und Kleinbritanniens.
Seit drei Jahren hören wir dieselbe Rhetorik in EUropa: Russland darf nicht gewinnen! Die EUkraine wird alles in ihrer Macht tun, um den Krieg fortzusetzen, denn ein Verzicht auf Forderungen ist keine Option.
Nicht einmal der POTUS kann verhindern, dass Europa in naher Zukunft zur Kriegsarena wird. Alle Mächte in EUropa arbeiten auf dieses Szenario hin. Auch wenn alle von Frieden reden – sie meinen nur einen Frieden zu ihren illusorischen Bedingungen. Es ist eitles Geschwätz.
THE WAR MUST GO ON. WHATEVER IT TAKES.