Mord auf Malta: FBI ermittelt, EU schläft
Unglaublich, aber wahr: Nach dem Mord an der Bloggerin Galizia hat die Regierung von Malta das amerikanische FBI eingeschaltet. Das US-Außenministerium reagierte prompt.
„Wir haben schnell auf die Anfrage der maltesischen Regierung reagiert. Wir rufen zu einer sorgfältigen, transparenten und unabhängigen Untersuchung der Umstände von Frau Galizias Tod auf“, so eine Sprecherin in Washington.
Und was macht Brüssel? Es schläft! Der Anschlag auf die Bloggerin ist nicht einmal Thema beim EU-Gipfel – ebenso wenig wie ein Bericht des Europaparlaments zu den so genannten Panama Papers, über die Galizia berichtete.
„Der Ausschuss erhebt eine schwere Anklage gegen europäische Regierungen, die sich über 20 Jahre zu Komplizen von Geldwäschern und Steuervermeidern gemacht haben“, resümiert der Grüne S. Giegold.
„Zum Nachteil anderer EU-Länder wurden von Banken und Kanzleien in Luxemburg, Großbritannien, Zypern und Malta massenweise Briefkastenfirmen in Panama eingerichtet.“
Doch das kratzt Kanzlerin Merkel und die anderen EU-Granden nicht. Sie verweisen den Parlamentsbericht auf den kleinen Dienstweg – erstmal ins Plenum, dann (vielleicht) in den Ministerrat.
Früher, in der guten alten Zeit, drohte Berlin noch mit „Kavallerie“, wenn es um Steuerbetrug und Geldwäsche ging. Heute drückt man beide Augen zu – und lässt unsere amerikanischen „Freunde“ ermitteln…
Peter Nemschak
19. Oktober 2017 @ 16:13
Meines Wissens hat die nationale Regierung die Kompetenz zu entscheiden, wer an Ermittlungen in Kriminalfällen teilnimmt, nicht die EU. Brüssel, das Mädchen für alles, ist der falsche Ansatz.
ebo
19. Oktober 2017 @ 16:28
Na klar, wenn Ihre Frau ermordet wird, rufen Sie auch das FBI !?
Oudejans
19. Oktober 2017 @ 18:02
Aber doch wohl eher als die Europäische on-ne-peut-rien-y-faire Union.
Dem FBI haftet doch der Charme der Tatmenschen an.
Schicken Sie der Kommission mal ein SWATT rauf und beobachten ein Stück weit ihre Reaktion.
Peter Nemschak
19. Oktober 2017 @ 18:03
Ein Zustand der Dauererregung bringt die Sache nicht weiter. Wenn Hinweise auf eine Panama-Connection bestehen, bietet sich das FBI an, oder kennen Sie eine Agentur in Europa, die zu Panama, das zur Einfusssphäre der USA gehört, einen besseren Zugang hat? Malta hat bekanntermaßen nicht nur steuersparende Doppelbesteuerungsabkommen mit verschiedenen Staaten, auch Mitgliedsländern der EU wie Österreich sondern hat sich ähnlich wie Zypern offenbar auch zum Umschlagplatz zwielichtiger, weltumspannender Finanzkonstruktionen entwickelt, deren Ursprung nicht in Malta sondern anderswo liegt und deren anderes Ende in Panama zu finden ist. International koordinierte Polizeiarbeit ist gefragt.
ebo
19. Oktober 2017 @ 18:40
Also ich hätte ja die panamesische Polizei eingeschaltet, die kennt sich aus und ist immer noch besser als die maltesische 🙂
Oudejans
19. Oktober 2017 @ 15:04
Aber dafür gibt es FBI doch. Daß man in Brüssel ruhiger schlafe.
Im Übrigen ist Panama kein geeigneter Ruhesitz für reifere Damen, zu drückend das Klima, zu nah die US-Justiz, und dauernd droht ein Putsch.