Mit diesem Satz weckt Scholz große Hoffnung in Brüssel
Merkel, Merkel, Merkel – in Brüssel schwört man seit Jahren auf die deutsche Kanzlerin. Doch nun zeichnet sich eine Alternative ab. Der neue SPD-Kanzlerkandidat Scholz weckt große Hoffnung – mit einem Interview und einem Satz.
Scholz will, dass “Europa mehr zu einer Union zusammenwächst”, wie er im Mai in einem Interview mit der “Zeit” erklärte. Die EU brauche mehr Eigenmittel, müsse aber auch mehr fiskalische Kompezenzen bekommen – wie die Aufnahme von Schulden.
Scholz sprach in diesem Zusammenhang sogar von Alexander Hamilton, dem ersten US-Finanzminister. Der übernahm die Schulden der damals noch zerstrittenen US-Bundesstaaten und erkämpfte sich im Gegenzug mehr föderale Kompetenzen.
Dass Scholz es ernt meint, zeigt nun ein auf den ersten Blick unscheinbarer Satz, der in der Pressekonferenz zu seiner Kanzlerkandidatur gefallen ist. Die SPD habe in der Antwort auf die Coronakrise einen Unterschied gemacht, sagte der Finanzminister.
Die EU habe solidarisch reagiert und ein großes Konjunturprogramm aufgelegt, sagte Scholz mit Verweis auf den 750 Mrd. Euro schweren Corona-Hilfsfonds. “Das muß jetzt nicht ein Einmal-Ereignis bleiben, das muß die Sache für die Zukunft sein.”
Das lässt vermuten, dass ein Kanzler Scholz den Hilfsfonds verlängern könnte. Die EU würde damit einen großen Sprung nach vorn machen – und nicht nach drei Jahren in den alten Trott zurückfallen, wie es Merkel durchgeboxt hat.
Ein “Hamilton-Moment” ist das zwar immer noch nicht. Dennoch weckt Scholz mit diesem Satz große Hoffnung in Brüssel, dass der EU-Gipfel im Juli keine einmalige Notoperation war, sondern eine neue Ära deutscher Europapolitik einleiten könnte…
Siehe auch “Scholz hat eine Vision” und “Mehrheit für neuen EU-Kurs“
Peter Nemschak
12. August 2020 @ 11:17
Man darf Worte von Politikern nicht auf die Goldwaage legen.
ebo
12. August 2020 @ 11:34
Richtig. Scholz hat aber schon bewiesen, dass er eine andere Finanzpolitik verfolgt – sowohl in DE als auch in der EU. Mit Schäuble wäre der Recovery Fund nie zustande gekommen.
Freiberufler
12. August 2020 @ 12:42
Ich denke, dass auch Schäuble keine Wahl gehabt hätte. Seit 10 Jahren wird immer nur so viel “Solidarität” geübt, wie gerade eben notwendig ist, um den Laden zusammen zu halten. Man stellt den nächsten Scheck aus, weil man sich in die Alternative nicht vorstellen möchte. Wieder und wieder und wieder.
Peter Nemschak
12. August 2020 @ 15:48
Da bin ich nicht so sicher. Angesichts der Pandemie hat auch Schäuble anders geklungen. Politiker sind kontextanpassungsfähig, wenn um politisch zu überleben. Sie bekommen täglich die Medienbeobachtung (traditionelle und soziale) durch spezialisierte Unternehmen auf den Tisch.
ebo
12. August 2020 @ 16:05
Da bekomme ich ganz andere Signale. In den “Briefings” für die Presse aus dem Auswärtigen Amt und dem Kanzleramt in Berlin war bis zuletzt von “Moral Hasard”, Schuldenverbot und Vertragswidrigkeit der nun beschlossenen Maßnahmen die Rede. Die Wende kam erst, als Scholz die Kanzlerin – gemeinsam mit Macron – zum Kurswechsel drängte. Da waren die deutschen Medien noch voller Warnungen vor der “Schuldenunion”. Und Schäuble schwieg…
Holly01
11. August 2020 @ 17:34
Die SPD ist eine Weltmeisterin der Ankündigungen.
Leider ist die SPD auch eine Weltmeisterin beim Brechen von Verprechen und Beim Einknicken vor Forderungen der Finanzelite.
Denken Sie wirklich der Mann der die com ex Gewinne verschenkt hat, Die Bankenunion verhindert, für TTIP und TISA war, gibt auch nur einen Cent für die EU aus?
Sie dürfen inhaltlich zwischen den deckungsgleichen Merkel und Scholz wählen.
Viel Glück ………..
Wenn der Hampelmann eine andere Politik machen wollte, würde er zusammen mit den anderen SPD Ministern zurück treten. Dann kann er eine Minderheitsregierung Merkel tolerieren und zeigen welche Inhalte er setzt.
Aber da kämmen die Grünen und würden Merkel auffangen …
Die Flachfeile hat gerade 10 Mrd. Euro verschenkt an die Steuerhinterzieher !!
vlg
Paula Rollmann
12. August 2020 @ 10:54
Der Kommentar spricht für sich, aber muss man wirklich unsere verantwortlichen Politiker als “Hampelmann” und “Flachfeile” bezeichnen. Auf dieses Niveau sollten wir uns in der politischen Diskussion nicht einlassen.
Holly01
12. August 2020 @ 12:00
Für einen Mann, der sich im Theater amüsiert, während beim G20 Gipfel die Fetzen fliegen, möchte ich Verachtung ausdrücken.
Das ist dann eine Charakterfrage, keine politische Kritik, bei der hätten Sie mit Ihrer Kritik recht.
Da sind das (nach meiner Auffassung) ausreichend abgemilderte Ausdrücke.
vlg