Green Deal: Sozialdemokraten lassen sich von der EVP erpressen

Die Sozialdemokraten im Europaparlament haben EU-Präsidentin von der Leyen (EVP) erwartungsgemäß das Vertrauen ausgesprochen. Kurz zuvor sind sie vor der EVP eingeknickt – die Konservativen hatten gedroht, gemeinsam mit den Rechten zu stimmen.

Wir spielen nicht mit den Schmuddelkindern. Nach diesem Motto haben die Sozialdemokraten bisher alle Misstrauensanträge gegen von der Leyen abgelehnt – obwohl sie mit der Arbeit der EVP-Politikerin alles andere als zufrieden sind.

Die Konservativen sind da nicht so zimperlich. Kurz vor dem Misstrauensvotum haben sie damit gedroht, ein Reformpaket zur Nachhaltigkeits-Berichterstattung und zum Lieferkettengesetz gemeinsam mit den Rechten zu beschließen.

Die Sozialdemokraten sprachen von Erpressung, knickten aber doch ein. Aus Protest trat die niederländische Berichterstatterin von ihrem Amt zurück – ein ungewöhnlicher Vorgang, der zeigt, wie groß der Unmut bei den Genossen ist.

Doch der deutsche SPD-Politiker Repasi sprang ein. Der Kompromiss sei nicht die bevorzugte Option, sagte die spanische Fraktionschefin Pérez. „Aber die Alternative ist ein noch schlechterer Deal mit der extremen Rechten.“

Green Deal wird aufgeweicht

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Im Ergebnis wird der „Green Deal“, mit dem von der Leyen ihre Arbeit in Brüssel 2019 aufgenommen hatte, weiter aufgeweicht. Dafür wird ein neuer “Omnibus” auf den Weg gebracht, der zum Bürokratieabbau beitragen soll – ganz so, wie es die EVP wünscht.

Die Linke, die einen eigenen Misstrauensantrag eingebracht hatte, den die Sozialdemokraten ebenfalls ablehnten, reagierte mit Hohn und Spott auf die Probleme im rotgrünen Lager.

„Grüne und Sozialdemokraten kritisieren zwar verbal die Kommission“, sagte die EU-Abgeordnete Demirel. „Doch real tragen sie die Verfehlungen der Kommission jedes Mal wieder mit.“

Noch mehr Misstrauensanträge?

Ko-Fraktionschef Schirdewan sprach von einer „wachsenden Kluft zwischen den Menschen und der EU-Kommission in Brüssel“. Er rechnet mit weiteren Misstrauensanträgen.

Auch SPD-Mann Repasi sieht diese Möglichkeit: „Von der Leyen steht jetzt in der Bringschuld.“ Ähnlich hatte er sich allerdings bereits bei der ersten Vertrauensabstimmung im Juli geäußert – ohne erkennbare Folgen.

Die EU-Kommission macht weiter, als wenn nicht geschehen wäre – und wickelt den “Green Deal” nach und nach ab. Konzipiert hatte ihn übrigens F. Timmermans, ein niederländischer Sozialdemokrat…

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