Merz zollt Trump seinen Tribut – und die Medien finden es “great”
Die deutschen Medien haben Kanzler Merz zu seinem Antrittsbesuch bei US-Präsident Trump gratuliert. An seinen Tribut-Zahlungen und Treue-Schwüren haben sie offenbar nichts auszusetzen.
Die Erwartungen waren denkbar gering. Wenn Merz sich bei Trump keine Abreibung holen würde wie der ukrainische Präsident Selenskyj, dann würde sein Besuch ein Erfolg sein.
Und so kam es denn auch. Statt einer Abreibung bekam Merz einen freundlichen Empfang und Lob für sein passables Englisch. Auch über die deutsche Aufrüstung zeigte sich Trump erfreut.
Die deutschen Medien, die zum größten Teil in der Kanzlermaschine aus Berlin mit nach Washington geflogen waren und sich von Merz persönlich “briefen” ließen, fanden es “great”.
Der Kanzler habe sich gut geschlagen, sein Besuch sei ein voller Erfolg, so der Tenor. Gelobt wird vor allem, dass er sich so engagiert für die Ukraine ins Zeug gelegt habe.
Das war abzusehen (siehe Newsletter von gestern), ist aber durchaus kritikwürdig. Ein deutscher Kanzler hat zuerst deutsche Interessen zu verteidigen, keine ukrainischen.
Noch fragwürdiger sind die Tribut-Zahlungen, die Merz bereits vor seinem Washington-Besuch zugesagt hat. Fünf Prozent für die Nato – das war sein “Antritts-Geschenk” bei Trump.
Unabhängigkeit? Kein Thema
Noch nie hat ein Kanzler so schnell so große Zusagen gemacht, die nur durch Schulden finanziert werden können und Deutschland zunächst wenig, den USA jedoch viel bringen.
Zweifelhaft sind auch die Treue-Schwüre, die Merz im Oval Office leistete. Er huldigte dem mächtigsten Mann der Welt, als wenn es in Berlin nie Kritik an Trump gegeben hätte.
Und er beschwor die deutsch-amerikanische Freundschaft und die transatlantische Zusammenarbeit, obwohl doch zuhause angeblich die Weichen auf “Unabhängigkeit” und “deutsche Führung” gestellt werden.
Da hätte ich mir schon den einen oder anderen kritischen Kommentar in der Presse gewünscht…
Mehr zu Trump 2.0 hier
P.S. Auch Trump hat sich vor laufenden Kameras damit gebrüstet, Nord Stream erledigt zu haben (damals über Sanktionen). Auch Merz sitzt – wie sein Amtsvorgänger Scholz – dabei und grinst…
european
8. Juni 2025 @ 12:51
Eine andere Sicht auf den Merz-Besuch. Der heutige Podcast von The Duran. 😉
https://youtu.be/AFh8bDxUcxg?feature=shared
Unsere Jubelmedien geben sich alle Mühe, die Merz-Umfragestatistiken hochzupuschen. Sie bauen darauf, dass nur sehr wenige in Deutschland internationale Medien lesen oder sehen. Dabei sollte es allen ein Warnsignal sein, dass Politik nicht mehr kontrolliert wird, weil Medien und Politik sich offenbar einig sind. Die 4. Macht existiert de facto nicht mehr.
Arthur Dent
7. Juni 2025 @ 16:38
Tja, Deutschland wieder groß machen – das treibt die Rechtskonservativen schon seit den 1980er Jahren um. “Für diesen Staat will niemand mehr sterben”, beklagte schon der damalige Chefredakteur der CDU-Zeitschrift “Die politische Meinung”, Ludolf Hermann. Die nationale Identität dachte man eher in den Grenzen von 1937 und manche auch in den Grenzen von 1939 und darüber hinaus. Rainer Barzel hielt die “Befreiung” Osteuropas vom sowjetischen Joch für einen Akt der Wiedergutmachung. Wenn immer gesagt wird: “Wir als Deutsche und Europäer”, dann weiß man, wie das gemeint ist. Der deutsche Nationalismus wird nur auf eine nächsthöhere Ebene geschoben. Wer militärisch und wirtschaftlich der Stärkste ist, der ist es auch politisch. Und der gibt dann auch den Ton an.
Thomas Damrau
7. Juni 2025 @ 10:51
So fallen die Ansprüche an Charakterstärke: Der Stadtteilbeauftragte meldet sich beim cholerischen Paten zum Rapport, bringt allerlei Geschenke und umschmeichelt den Tyrannen. Und weil er so brav war, wird er dann nicht mit Beton an den Füßen im Potomac versenkt. Hurra, was für ein kleveres Bürschchen, ein neuer Friedrich der Große.
Ich kann mich noch an Zeiten vor einigen Jahrzehnten erinnern, als die Forderung von US-Seite nach 5 % des BIP als Rüstungsausgaben brüsk als Wahnsinn zurückgewiesen wurde: unbezahlbar! Heute wird vermutlich bereits darüber nachgedacht, ob nicht auch 6 % drin sind. Nur weil der Pate Europa sonst die Gunst entzöge.
Doch halt: Ist es wirklich Jahrzehnte und nicht eher Monate her, dass Europa sich nicht erpressen lassen wollte?
ebo
7. Juni 2025 @ 11:06
In Berlin scheint sich ein neues “Doppeldenk” auszubreiten. Fünf Prozent sind zwar Wahnsinn – aber es sind ja “unsere” fünf Prozent, wir wollen sie doch auch! Und natürlich rüsten wir nicht für Trump auf, sondern um uns von den USA unabhängig zu machen 🙂
Wäre dies ernst gemeint, müssten die Deutschen und die Europäer allerdings auch eigene militärische Strukturen aufbauen, mindestens aber einen “europäischen Pfeiler” in der Nato mit europäischem Oberkommando. Genau das wird jedoch nicht versucht…
Arthur Dent
9. Juni 2025 @ 10:32
Hihi, man kann ja froh sein, wenn in der Politik überhaupt noch gedacht wird. Vorausgedacht wird in den Think-Tanks, was wieder allgemein gedacht werden soll. Was für das Volk gut ist, weiß man dort besser, als das Volk selbst. Die Kontrolle der Massen geschieht zu ihrem eigenen Besten. Hui, klingt doch jetzt sehr nach Leninismus.
Helmut Hoeft
7. Juni 2025 @ 08:47
Joachim-Friedrich Martin Josef hat sich nicht versprochen, ist nicht gestolpert puuh Gott sei Dank, das reicht für einen – überwiegenden – Jubelsturm in Medien und CDU. Was die “Ergebnisse” noch bringen? Wir werden’s sehen. Wir werden jetzt auch sehen, ob Merz nun abhebt, so von Trumps Gnaden zum Herrscher diesseits des Atlantiks auserkoren.
Das Gehackel Murks vs. Trump kann wahrscheinlich zu den Akten gelegt werden. BBB geht wohl durch. Der mittlerweile vom Supreme Court erlaubte (Supreme Court erlaubt US-Spargremium Doge Zugriff auf sensible Bürgerdaten https://www.spiegel.de/ausland/supreme-court-erlaubt-us-spargremium-doge-zugriff-auf-sensible-buergerdaten-a-1d1df3e7-4050-4d71-a1ab-f090e3c199f1) Zugriff auf “sensible Daten” der Amerikaner gibt Trump alles in die Hand, was er gegen widerspenstige Abgeordnete, Senatoren, Oligarchen und dem Rest “seines Volkes” braucht. George Orwell rotiert im Grab! https://de.wikipedia.org/wiki/George_Orwell
Was Murks angeht: Erste “Friedensgespräche” laufen schon, sicher zeigt Donald John Trump Herrn Elon Reeve Musk seine Folterwerkzeuge. Es ist auch möglich, dass Elon Reeve Musk dem Rest der Oligarchen zur Warnung – als Chodorkowsky Analogon – geopfert wird: “Politik: Ich! Rest: Auch ich! Was übrigbleibt: Ihr! Und wenn ihr nicht pariert mache ich dem Musk mit euch!”
Was die Verstrickungen von Donald John in den Epsteinkomplex – und die ganze Trump-Schoiße insgesamt angeht – sollte Herr Murks wissen: Ob Trump irgendwem zwischen die Beine greift oder “mitten auf der 5th Avenue irgendwen erschießt” ist egal, dieser Typ ist immun gegen alles. Merke: Je schlimmer es gegen Trump läuft, umso besser für Trump. Er hat ja schon in den Raum gestellt, dass die Amerikaner u. U. in Zukunft nicht mehr wählen müssen …
“Noch Frage, Kienzle?”
KK
7. Juni 2025 @ 11:01
Herr Murks verfügt auch über die Mittel, einen wesentlich besseren Schützen als den Trampel, der im Wahlkampf nicht gescheit getroffen hat, zu engagieren… bin gespannt, wie diese Männerfreundschaft weitergehen wird.
Helmut Hoeft
8. Juni 2025 @ 06:49
@KK
Schwarze Gedanken: Ich hätte mir Georg Elser https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Elser herbei gewünscht, aber mit besserem Timing. 🙁
Helmut Höft
7. Juni 2025 @ 05:33
Joachim-Friedrich Martin Josef hat – Gott sei Dank – nicht versagt (abwarten, was à la longue aus seinem USA-Tripp rauskommt, was er daraus macht jetzt den Herrscher, von Trumps Gnaden, diesseits des Atlantiks geben zu können …)
Uups, wer hätte gedacht, dass das so schnell geht, die zwei Schläger auf’m Schulhof geben sich jetzt gegenseitig eins auf’s Maul. Ich hoffe, dass das von Profis gefilmt wird und wir auch die eine oder andere saftige Slowmo geliefert kriegen: „Funde in den Daten, die Murks‘ DOGE-Jungs „versehentlich“ kopiert haben – Murks und der POTUS beim Wrestling – Murks gegen das BBB – SpaceX fliegt nicht mehr, Tesla fährt nicht mehr …!“ (abwarten, bloß keine voreilige Schadenfreude)
Nochmal: Uups, das Rad dreht sich langsam schneller: „“Sofort abschieben“: Ex-Trump-Berater Bannon will Musk aus dem Land werfen“ https://www.n-tv.de/der_tag/Der-Tag-auf-ntv-de-am-Freitag-dem-6-Juni-2025-article25815848.html Ich geh‘ dann schon mal Bier und Popcorn holen!
Ganz interessant zu Trump, BBB, den Oligarchen und den Zusammenhängen mit dem Phynazcasino: Moneyland Die dunklen Geschäfte der Finanzindustrie jaja, die Deutsche Bank (über Jahre lender of last resort für Donald John), die Schweizer (Credit Suisse) – und Donald John mit den „Freunden“ Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell – ein wahrlich „schönes“ Stück, must see!
KK
7. Juni 2025 @ 03:03
“Merz zollt Trump seinen Tribut”
“zollt” – was sonst? 😉
Stef
6. Juni 2025 @ 15:18
Deutsche Interessen? Das ist zuallererst ein Platz in Trumps Allerwertestem und anschließend die Bestätigung des Primats ukrainischer de-facto-Machthaber über die Deutsche Militärpolitik.
Michael
6. Juni 2025 @ 15:08
“ Der Kanzler habe sich gut geschlagen … !?” “Ein voller Erfolg?“ „Great?“ Nach allem was ich gesehen, gehört und gelesen habe ging es Trump weder um Merz, noch um Deutschland oder die EU. Das Geschehen drehte sich zu 90% um die Themen Musk und Tarife und China und die verbliebenen 10% waren ein Austausch von Belanglosigkeiten basierend auf Merz‘ Unterwürfigkeit.